Gute & schlechte Nachrichten

Na, sind Sie auch so schwungvoll ins Wochenende geslidet wie wir, um dann um 18 Uhr auf dem Sofa einzupennen? Zum Glück hat mich der Mann nach einer Stunde durch seinen Videoanruf geweckt, sonst hätte ich heute Nacht nämlich die Eule gegeben. Nein, Sie müssen gar nicht glauben, die Kinder würden mich wecken. Die sind ja froh, wenn sie keiner ins Bett schickt.

Den Vormittag überspringen wir heute mal. Frühstück mit liebster Nachbarin und Arbeit bis 13 Uhr. Als das Mittelkind heimkam begrüßte es mich schon beim Öffnen der Haustüre mit „Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht, welche willst du zuerst hören?“ Na, das sind ja verheißungsvolle Aussichten.

„Okay, dann erzähl ich erst die Gute!“ sprachs und zog ein Blatt aus dem Ranzen. „Schau, ich hab dir eine Eule gemalt. Ist die nicht toll geworden?“ Oh ja, das war wirklich eine tolle Eule.

An der Stelle musste ich dennoch erstmal sehr herzlich lachen. So ein cleverer Kerl.

„Na gut, dann kommen wir mal zur schlechten Nachricht“, verschwand er erneut kramend in seinem Ranzen und zog die rote Arbeitsmappe heraus. In der roten Mappe stecken die Klassenarbeiten in Deutsch und wer mich hier und da ein bisschen verfolgt und mir zugehört hat, der weiß vielleicht schon, dass das Mittelkind aktuell in der LRS Diagnostik steckt. Ich hatte also ohnehin gar keine Erwartungen und war nur froh, dass er sie ohne größere Schwierigkeiten bearbeiten konnte. Laut seiner eigenen Aussage.

Ich stehe also geduldig neben ihm, während er die Mappe aufschlägt, die Klassenarbeit ausheftet und mir das erste Arbeitsblatt zeigt. Ein DIN A 4 Blatt komplett mit Text bedruckt. Und eine Menge Text in ca. Schriftgröße 12 stresst dieses Kind im Regelfall schon beim ersten Anblick so sehr, dass ich alle Hände voll damit zu tun habe, einen Nervenkollaps abzuwenden.

„Und das hast du alles komplett gelesen?“
„Ja.“
„Super!“

Dann drehte er sich von mir weg und hielt mir die zweite Seite entgegen. Oh Dear, so schlimm? Ich nehme das Blatt entgegen, drehe es um und höre es im selben Momente gepresst lachen. Hö?

Ja, was soll ich sagen? Nix. Gar nix. Ganz fest in den Arm genommen und fast ein bisschen geheult habe ich. Nicht wegen der Note, sondern wegen all dem, was das mit diesem Kind macht. Selbstbewusstsein. Der Beweis, dass mein Mantra-artiges „Es gibt nichts, was du nicht kannst. Es gibt nur Dinge die du noch nicht kannst!“ nicht nur leere Worthülsen sind. Ich bin so unfassbar glücklich über diesen Power-up, der ihm vielleicht genug Selbstvertrauen gibt, um ins nächste Level aufzusteigen. Um mal im Gamer-Jargon zu bleiben.

Um 14 Uhr bin ich dann mit dem Mittelkind zur Grundschule gefahren, wo der Große aus dem Bus steigt und die Gräte freitags aus der OGS abholt. Gemeinsam sind wir dann nach Troisdorf gefahren, weil das große Kind ganz dringend zum Frisör wollte.

Und wo wir schon mal in Troisdorf waren, sind wir auf nachdrücklichen Wunsch des Mittelkindes zu Subway gegangen. Der liegt nämlich auf dem Weg und hat – anders als zum Beispiel McDonald’s – einen super leckeren Veggie Sub, der das große Kinde sehr glücklich und satt macht. Vollbeladen mit frischem Salat, Tomate, rote Zwiebeln, Gurke, Mais und Karotten kann ich jetzt auch nicht behaupten, es wäre das Unnahrhafteste gewesen, was er hätte essen können. Die kürzeren Kinder sind da etwas zurückhaltender und nehmen nur Gurke oder Tomaten und Gurke. Immerhin.

Ich belade meinem Sub mit allem was geht. Oliven, Zwiebeln, Jalapeños, Mais, Karotten und Parmesan. Moah, voll lecker!

Bei Jürgen angekommen erwischen wir ein perfektes Zeitfenster. Jürgen verabschiedet gerade seinen letzten Kunden und das große Kind kann direkt Platz nehmen.

Die Gräte begrüßte ihre tierischen Freunde und sitzt wenig später mit ihm Hundekorb. So süß, die Drei!

Jürgen schnibbelt derweil am Kopf des großen Kindes herum, diskutiert mit ihm wie kurz die Seiten werden sollen und wie hoch er rasieren soll. Ich sitze gechillt daneben, werfe hier und da meine Meinung ein und werde größtenteils ignoriert. Also meine Meinung, nicht meine Person, ne?

Falls Sie den Mittleren vermissen … der sitzt im Auto und hört Musik. Tiefenentspannt.

Jürgen beschwert sich, dass ich ihn immer so unvorteilhaft fotografieren würde. Er hätte weder die Haare gestylt noch wäre er gerade in guter Form. Folglich schneide ich auf den Fotos den Kopf an und positioniere mich oder den schönsten Hund der Welt kaschierend vor bzw. auf ihm.

So eine gute Freundin bin ich nämlich! Küsschen.

Die Frisur vom großen Kind ist übrigens ganz hervorragend geworden. Wie immer.

Nun ja, den Rest habe ich ja eingangs schon erzählt. Um 18 Uhr eingepennt, mit dem Mann telefoniert und jetzt unge.tv und bloggen. Vielleicht knabber ich gleich noch einen Cranberry-Cheescake-Cookie. Das sind einfach die Allerbesten.

Heute gehe ich jedenfalls mit einem echt guten Gefühl ins Bett. und das wünsche ich Ihnen auch.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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4 Gedanken zu „Gute & schlechte Nachrichten

  1. Hahaha! Das habe ich auch oft mit meinen Eltern gemacht! Zuletzt in einer abgewandelten Form nach meiner Führerscheinprüfung (2-Wochen-Schnellkurs). Da durfte ich nämlich den Führerschein nicht mitnehmen, weil meine Sehhilfe nicht vermerkt war. Aber meine Eltern dachten, dass ich nicht bestanden hätte, nur weil ich das Kärtchen nicht dabei hatte.
    Aber das sind doch hervorragende Nachrichten! Herzlichen Glückwunsch an den Mittleren von einer Unbekannten aus dem Internet!

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