Stay at home-Tagebuch Tag 5

Freitag. Heute ist doch Freitag, oder? So langsam geht mir das Zeitgefühl flöten. Ebenso der Rhythmus. Es ist ein Trauerspiel. Nachdem ich gestern spät abends noch zwei Stellungsnahmen für Kunden formulieren musste, war ich doch zu spät im Bett und dementsprechend heute um 8:30 Uhr nicht wirklich ausgeschlafen.

Die beiden jüngeren Kinder waren schon munter als ich runter kam. Der Große schlief noch tief und fest. Also trank ich den ersten Kaffee in Ruhe, las Nachrichten und musste feststellen: nein, das war alles kein Traum. Es geht jetzt erst so richtig los.

Wir frühstückten trotzdem gemütlich und die Kindern gingen alle erstmal eine Runde in den Garten, während ich den Tisch abräumtet und die Spülmaschine belud.

Die inzwischen obligatorischen Schularbeiten haben wir heute ein wenig versetzt gemacht, da der Mittlere heute doch sehr auf Krawall gebürstet war und erstmal Zeit für sich brauchte. Also machten erst der Große und die Gräte ihre Aufgaben und anschließend der Mittlere.

Das kostete mich dann zwar insgesamt etwas mehr Zeit, brachte aber auch deutlich mehr Ruhe in den Ablauf.

Die liebste Nachbarin hatte mich gefragt, ob sie unseren Vorgarten frühlingsfrisch machen dürfe. Sie hatte in den letzten Tagen schon ihren gesamten Garten und den Hofbereich gereinigt und hübsch gemacht und wollte sich so nun für meine Hilfe und Unterstützung kenntlich zeigen. Ich nahm das Angebot liebend gern an.

Ich kämpfte derweil mit dem Papiermüll, Wäsche, Haushalt allgemein und stand sogar irgendwann unter der Dusche. Zum Schminken hat es heute aber leider nicht gereicht. Auch mir sitzt die seelische Erschöpfung im Nacken und da war das heut definitiv das kleinste Übel.

Zum Mittagessen gab es heute Frischkäse-Paprika-Schnecken. Dafür muss man einfach einen Pizzateig rechteckig ausrollen (oder gekauften nehmen), mit Kräuterfrischkäse bestreichen, eine rote Paprika fein würfeln und darauf verteilen, salzen, pfeffern und dann einrollen. Die Rolle in gleichgroße Stücke schneiden, mit der Schnittstelle auf ein vorgeheiztes Backblech legen und die Schneck noch mit etwas geriebenem Käse bestreuen. 15 Minuten im Backofen und fertig war das Essen. Da zu gab es Gurkensalat.

Und bevor hier wieder jemand fragt: ja, die Menge reicht für uns Vier. Es blieb sogar eine Schnecke übrig.

Nach dem Essen schauten die Kinder da Sportprogramm für Zuhause der ALBA Berlin auf YouTube an und machten kräftig mit. Ich hätte ja nicht gedacht, dass sie daran Spaß finden, aber in der Not turnt der Teufel auch im Wohnzimmer. Ich kann das Sportprogramm für Grundschulkinder jedenfalls nur empfehlen.

Es gibt auch eine Sportstunde für Kita-Kinder und ab kommenden Dienstag wollen sie täglich senden. Ganz viel Liebe für soviel Engagement.

Am Nachmittag erreichte mich die Meldung, dass die Notbetreuung für Kindern von Eltern mit Beschäftigung in kritischer Infrastruktur in NRW nochmal angepasst wurde und nun auch Kindern, bei denen nur ein Elternteil einen entsprechenden Beruf ausübt, notbetreut werden. Neben den normalen Werktagen nun auch samstags und sonntags sowie in den Osterferien. Das ist eine Wahnsinns-Entlastung für viele Eltern, die unsere Infrastruktur gerade am Laufen halten und sicher stellen.

Entsprechend besprach ich mich heute mit unserer Schulleitung und verbrachte die restliche Zeit des nachmittags mit der Formulierung eines entsprechendes Textes für die gesamte Elternschaft unserer Schule. Diese Informationen mussten dann natürlich auch zügig und möglichst lückenlos an die Elternschaft unserer Schule übermittelt werden. Zum Glück hab ich ein super Schulpflegschafts-Team, dass das schnell und unkompliziert erledigt hat. Vielen Dank an Euch, an dieser Stelle!

Normalerweise würden wir uns heute alle auf das Wochenende freuen. Stattdessen werden das zwei Tage wie jeder andere zur Zeit auch sein. Lediglich den Schulstoff habe ich für die kommenden zwei Tage weggepackt. Allerdings habe ich mit den Kindern schon gemeinsam besprochen, dass wir dafür in den Osterferien an jedem Werktag ein wenig für die Schule tun werden. Ferien sind nämlich toll, wenn man sich vom Schul- und Arbeitsalltag erholen kann. Wenn da aber kein Schul- oder Arbeitsalltag ist, sind auch das Tage wie jeder andere – in diesen Zeiten.

Und ja, ich glaube nicht, dass nach den Osterferien alles wieder in seine ursprüngliche Normalität zurückkehren wird. Diese Situation, wie wir sie jetzt haben, wird erstmal andauern. Erhalten wir uns daher soviel Normalität und Struktur wie möglich.

Quelle: coronazaehler.de, 20.03.2020

Die Ausgangsbeschränkungen werden auch hier kommen. Vermutlich spätestens in der kommenden Woche. Für uns persönlich ändert sich nicht viel. Wir halten uns ja jetzt schon an die Vorgaben des Landes. Aber es ist dennoch nochmal etwas anders, nicht zu dürfen. Was das langfristig mit unseren Kindern macht … da denke ich im Moment viel drüber nach. Es sind nicht nur gute Gedanken. Verlustängste, Waschzwänge, generell Angststörungen. Es werde harten Zeiten, auch wenn dieser ganze Albtraum vorbei ist.

Wie sagt man diese Tage so gerne: bleibt gesund!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 5

  1. Ich bin gerade tatsächlich froh, jetzt Wochenende zu haben. Ich arbeite in einem Biomarkt und im Moment ist es echt stressig und das macht sich dann irgendwann bemerkbar. Wir haben inzwischen die offizielle Erlaubnis später anzufangen bzw früher aufzuhören, damit wir wenigstens etwas Erholung bekommen, aber man fühlt sich nach 6 Std als hätte man 10 Stunden gearbeitet.
    Was einfach nicht in meinen Kopf will, wieso man immer noch jeden Tag einkaufen muss, einige Kunden sind echt jeden Tag da.

      1. Im Moment tut das Wort „Danke“ echt verdammt gut und man freut sich, wenn man es mehrfach am Tag hört 💙

        @Annekatrin das war auch nicht böse gemeint, aber einige Kunden kommen zb jeden Tag um morgens Brötchen zu kaufen, was ja nun nicht zwingend sein muss, meiner Meinung nach

    1. Liebe Julia, ich bin auch so eine… Ich hab diese Woche meine 5köpfige Familie allein versorgt, drei Mahlzeiten am Tag, zwei Kranke (Mann und gr. Tochter, zusätzliche sorgfältige Hygieneregeln), daneben Schule und home office organisiert. Ich bin verzweifelt, weil ich fast jeden Tag einkaufe (zu Fuß) und schäme mich vor den überlasteten Verkäuferinnen: kaufe ich viel, halten mich Leute für Hamsterin, kaufe ich wenig, sind es Unnötigkeiten…und zuhause fehlt immer doch noch was, oder die Kinder essen alles viel zu schnell weg oder es gibt Vieles erst im dritten Laden oder tagelang gar nicht. Bitte lasst uns besonders dieser Tage vorsichtig sein mit vorschnellen Verurteilungen. Wir tun alle unser Bestes. Danke dafür, dass du unsere Versorgung mit aufrecht erhältst, ich habe mich bemüht, auch allen Angestellten in den vielen Läden ein Lächeln und ein Danke zu schenken. Alles Gute euch allen und #stay strong, Annekatrin

  2. Hallo Pia,

    danke für deinen Blog! Ich freue mich immer, von dir und deiner Familie zu lesen. Sag mal, wo hast du die Info zur Notbetreuung her, von der du oben schreibst? Ich finde dazu nichts im Netz. Bei uns ist auch nur ein Elternteil in der kritischen Infrastruktur.

    Bleibt gesund!

    Liebe Grüße,

    Ari

      1. Vielen vielen Dank für den Link! Kann Pia da nur zustimmen: eine der besten und positivsten Ansichten die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Gibt auf jeden Fall Hoffnung!

  3. Ja, die Tage fließen irgendwie ineinander. Dennoch bin ich froh, dass Wochenende ist. Eben weil das Schulzeug erst einmal weg kann und auch ich nicht ins Home Office muss (keine Frage, ich bin über die Möglichkeit mehr als dankbar, doch es schlaucht). Ein wenig mehr Zeit für die Familie (auch wenn vermutlich die Steuer auf dem Plan steht.
    Zu den Ausgangssperren habe ich heute auf Twitter geschrieben:
    „Was sagt das über mein Leben aus, dass sich trotz #Ausgangssperre light (von Home Office, geschlossenen Schulen und ausfallenden Besuchen von/bei Großeltern) eigentlich gar nichts ändert?“
    In Bayern ist es ja schon so weit, nur dass es vorerst nur Ausgangsbeschränkungen sind. Oft verbringen wir die Tage eh nur im Kreise der Familie, gehen spazieren, in den Garten oder ich laufe. Daran wird sich nichts ändern. Allerdings fehlen die Besuche bei den Großeltern und Freunde (gerade für die Kids) schon sehr. Aber diesen Kontakt haben wir schon seit zwei Wochen eingestellt. Ich drücke euch die Daumen, dass der zusätzliche Effekt ausbleibt und ihr die Situation so gut handhabt (trotz all der unterliegenden Zweifel), wie sich das aus deinen ermutigenden Einträgen heraus liest.

    1. Du hast vollkommen Recht. Auch ein Wochenende kann uns ja sowas wie Normalität bieten. Ich bin mir auch sicher, dass meine Stimmung morgen bestimmt schon viel besser ist. Oder Übermorgen. Es ist ein auf und ab an Gedanken und natürlich auch Gefühlen. Und die kann ich gerade nicht wirklich teilen, außer über das Blog.
      Aber Du sprichst da was ganz wichtiges an: Laufen! Ich sollte wirklich wieder Laufen gehen!

  4. Liebe Pia,
    Du sprichst mir aus der Seele. Meine Kinder sind erst 2 und 4, aber gerade die Grosse bekommt schon viel mit und meine Gedanken kreisen ständig darum, abgesehen von den persönlichen Ängsten wie Jobsicherheit, Angst um die Eltern die Risikogruppe sind, Familie auf zwei Kontinenten in drei Ländern verstreut, was das alles für die kommende Generation verändert und das macht mir grosse Sorgen. Und dann denke ich jedesmal, der Kampf oder Krieg mag in erster Linie gegen Corona sein aber es muss auch ein Kampf für die Generation unserer Kinder sein, wir dürfen ihnen kein Trümmerfeld überlassen.
    Liebe Grüsse Simone

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