Stay at home-Tagebuch Tag 10

Machen wir uns nichts vor. Mit meinem Tagesrhythmus geht es langsam aber sicher bergab. War ich die letzten Tage immer vor dem Wecker wach, so hab ich ihn heute ganze 20 Minuten überhört. Das muss man auch erstmal schaffen. Normalerweise werde ich sogar von Flohpüpsen wach.

Da war auch direkt wieder dieses komische angespannte Gefühl, das sich bei Zubereiten des ersten Kaffee des Tages auch wunderbar manifestierte: Ich muss einkaufen. Zu viele Dinge fehlen inzwischen, die man nicht mehr durch andere kompensieren kann. Außerdem hat auch die liebste Nachbarin wieder einen langen Einkaufszettel geschrieben.

Ich sag’s Euch wie es ist: ich will nicht. Ich wollte in den guten alten Zeiten (darf man das schon schreiben?) nicht und jetzt erst Recht nicht. Weiß ich, ob ich vielleicht schon infiziert bin? Schlepp ich das dann zu REWE, Aldi und Co? Wisst Ihr es? Dazu habe ich mir gestern Abend schon viele Gedanken gemacht und tatsächlich habe ich mir bereits gestern Nacht einen Mundschutz genäht. Dazu will ich kurz ein paar Worte verlieren, bevor man mir wieder entweder a) Panikmache oder b) Hysterie unterstellt:

So ein Mundschutz ist einzig und alleine zum Fremdschutz geeignet. Das Robert-Koch-Institut gibt dazu an, dass so ein Mundschutz zu einem falsches Sicherheitsgefühl beim Träger führen kann. Deshalb sollten man sich bewusst sein: Er bringt einem selber so gut wie gar keinen Schutz, kann aber verhindern, dass andere angesteckt werden, wenn man z.B. Husten oder Niesen muss. Denn: auch ohne Symptome kann man bereits infiziert und somit ansteckend sein. So ein Mundschutz macht Sinn, wenn man unter Menschen geht, also zum Beispiel zum Einkaufen. Zusätzlich hindert er einen daran, sich unbewusst an Mund oder Nase zu fassen. Es gibt immer noch keine wirklich offiziellen Empfehlungen dazu, lediglich die Aussage von Dr. Droste: wenn alle Mundschutz tragen würden, könnte man das Ansteckungsrisiko verringern.

Die Entscheidung liegt als bei jedem Einzelnen und auch heute habe ich wieder viele Pro und Contra-Stimmen dazu gelesen. Fest steht aber: niemandem wird durch das Tragen einer Maske geschadet, vielleicht aber geholfen.

Entscheidet man sich also dazu einen Mundschutz zu tragen, sollte man auf keinen Fall ein medizinischen Produkte verwenden, da diese eben genau dort, in Krankenhäusern, bei Ärzten, in Pflege- und Altenheimen benötigt werden. Man kann sich aber selber einen Mundschutz nähen oder basteln. Auf der Seite maskeauf.de gibt es viele Infos rund um das sichere Tragen einer Maske sowie viele Anleitungen zu selber machen aus diversen Materialien.

Als ich den Kindern den Mundschutz präsentierte wollten sie auch direkt einen haben. Wer weiß, vielleicht wird das ja der nächste Trend, der aus Japan zu uns rüber schwappt. Und ja, es fühlt sich maximal komisch an.

Unser Frühstück war heute sehr ausgedehnt und gemütlich. Irgendwie wollte keiner so richtig in den Tag starten. Wir schauten gemeinsam das heutige Video unseres Schulleiters, das ich vor dem Frühstück bereits an die Kinder unserer Grundschule verschickt hatte. Ich muss sagen, das heutige Video gefällt mir bisher am allerbesten. Auch wenn es durch permanentes Replay der Kinder schließlich fast Spielfilmlänge annahm und ich unseren Schulleiter noch nie so lange am Stück habe reden hören. Und wir haben schon viel und oft miteinander gesprochen.

Nach 2 sehr nervigen Stunden mit Schulmaterial – das große Kind versuchte mir Primfaktorzerlegung zu erklären – war ich froh, als auch endlich der Letzte sein Schulzeug wieder wegräumen konnte. Irgendwie war ich heute nicht auf der mentalen Höhe für Diskussionen um die Sinnhaftigkeit der x-ten Wiederholungen der schriftlicher Division. Ich weiß, dass das Kind – das Mittlere – das gut und sicher kann. Nützt ja aber nix, wenn er Seite hundert mit hunderdrölf im Mathebuch zu eben diesem Thema bearbeiten muss. Immerhin kann ich immer wieder sagen: „Ich hab mir die Aufgaben nicht ausgedacht. Aber ich bin jetzt hier und feuer Dich mit aller mir zur Verfügung sehenden Begeisterung an. Go, go, go!“ Hat das Kind jetzt komischerweise nicht besänftigt.

Zum Kochen hatte ich heute auch keine Lust. War aber gar nicht schlimm, so konnten die Kinder nämlich fröhlich gelieferten Döner, Pommes und Veggie-Taschen mampfen.

Und ich frage mich wieder: wie konnte ich früher – also vor ein paar Wochen noch – solche Unmengen essen? Jetzt schaffe ich nicht mal mehr die Hälfte und habe das Gefühl unfassbar überfressen zu sein. Lecker war es natürlich trotzdem.

Quelle: coronazaehler.de, 25.03.2020

Und wie es sich für einen null Bock/null Energie Tag gehört, hatte heute auch keiner Lust auf einen Spaziergang. Den haben wir dann Einstimmung auf Morgen verschoben und ich habe stattdessen auf dem Sofa gelegen und Podcasts gehört.

Jetzt schreibe ich noch einen Einkaufszettel und überlege ich mir, wie ich den morgigen Einkauf zeitlich am besten lege. Ganz früh morgens, vormittags, mittags? Ich bin jedenfalls jetzt schon froh, wenn ich wieder zuhause bin und für mindestens eine Woche wieder meine Ruhe habe.

Laut meiner Auf-Ab-Theorie ist ja morgen wieder ein glitzerflitzer Tag. Wehe wenn nicht!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 10

  1. Hallo Pia, kannst du dir die Einkäufe nicht liefern lassen? In unserer Kleinstadt gibt es mittlerweile fast alles online, sogar der örtliche Blumenladen liefert. Glg und haltet die Ohren Steiff :)!!

  2. Guten Abend,

    also ehrlich, der Mundschutz sieht doch genial aus. Den würde ich auch tragen. Ich bin was das Nähen angeht leider absolut talentlos, aber auch ich war schon bei maskeauf und hatte überlegt wie es wenigstens etwas „cool“ aussehen könnte.

    Auf ein entspanntes Einkaufen und einen glitzerflitzer Tag.

    LG

  3. Ich hab mir nen schal vors gesicht gewickelt (bin dir einen Tag voraus und hab die Einkaufshölle jetzt hinter mir) nähe aber grade mundschutze…? …schütze? …schutzens? Dinger für ein Altenheim. Medizinische mehrzahl von Mundschutz sind alle ausverkauft auch für Heime.

      1. Ich habe heute Abend unseren Wocheneinkauf gemacht. Ab 19 Uhr. Es war wenig los, selbst das hat gereicht. Ich würde die Abendstunden empfehlen. Außerdem kommen Donnerstags bei Aldi die Angebote rein, da ist morgens nochmal mehr los.

  4. Ich kann nur dazu raten früh zu gehen. Später sind so Sachen wie Mehl, Hefe und evtl Toilettenpapier verkauft. ,🤷‍♀️ traurig aber wahr. Ich war heute um 17.00 vor allem für meine SchwieMu kaufen… Sie brauchte wirklich nicht viel aber bei fast jedem Produkt musste ich auf Alternativen zurückgreifen… Das Kondensmilch mittlerweile auch heiß begehrt ist war mir nicht bekannt .

    Viel Glück! Und tschakka du schaffst auch das! 😋😘

  5. Da ich ein bisschen matschig im Kopf bin, weiß ich jetzt nicht, ob ich vergessen habe den Kommentar abzuschicken oder ob Sie den nur noch nicht freigeschaltet haben. Also bitte ignorieren, falls doppelt.
    Ich hatte nur gefragt, welches Schnittmuster bzw welche Anleitung Sie für Ihren Mundschutz benutzt haben.
    Viele Grüße,
    Sabrina

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