Stay at home-Tagebuch Tag 11

Es zeichnet sich ein Muster ab, oder wie man es auch ausdrücken kann: heute war ein guter Tag, so wie ich es gestern voraus gesagt habe. Das mulmige Gefühl von gestern verschwand augenblicklich, als ich nach dem Einkaufen ins Auto stieg und wusste, dass ich jetzt wieder eine Woche Ruhe habe. Hoffentlich.

Ihr lest es schon heraus: das erste was ich heute getan habe war Einkaufen. Bei REWE war es um 8:30 Uhr recht leer, ich bekam ausnahmslos alles, was auf dem Einkaufzettel der liebsten Nachbarin und auf meinem eigenen stand. Okay, die Aufbackbrötchen, welche die Kinder so gerne essen, waren aus. Dafür habe ich dann halt andere mitgenommen.

Wie schon die ganze Woche, schauten wir auch heute beim Frühstück den heutigen Zaubertrick unseres Grundschul-Schulleiters. Insbesondere die Gräte reagierte heute extrem verwirrt und unterstellte ihm alle möglichen Täuschungsmanöver, von denen aber keines wirklich realistisch erschien. Aber was weiß ich schon? Ich bin ja kein Zauberer.

Nach dem Frühstück habe ich mich meinen Haaren gewidmet und die Kinder haben den Garten unsicher gemacht. Heute war nicht nur ein grundsätzlich guter Tag, sondern auch ein besonders guter Hairday. So gut, dass ich das hier sogar mit Euch teile.

▶ mehr Curly Girl Method Content: wavy.and.smile (Instagram)

Weiter mit Homeschooling. Bei den Schularbeiten der Kinder musste ich mich heute einer großen Herausforderung stellen. Der große Sohn versuchte mir – wie bereits gestern – die Primfaktorzerlegung näher zu bringen. Nachdem mir Twitter gestern zumindest schon mal erklärt hatte, wofür man das überhaupt braucht (Vorbereitung auf Bruchrechnen und so), war ich heute doch etwas zugänglicher. Nach der zweiten Aufgabe hatte ich es dann auch tatsächlich verstanden und hab sogar Spaß daran gefunden. Ja, ich schreib hier gerade von mir, nicht vom Kind. Fragt sich nur, wer hier eigentlich wen homeschoolt.

Mit dem Mittleren habe ich vereinbart, dass er ein paar Aufgaben im Mathebuch überspringen kann, da ich es selber nicht mehr ertragen habe, dass er drölfhundert schriftliche Divisionsaufgaben lösen soll, obwohl er das wirklich sicher und rasend schnell beherrscht. Das fühlt sich ungefähr so an, als ob man ein bereits geputztes und somit sauberes Fenster immer wieder putzen muss. Also hintereinander weg. Ohne Pause.

Nachdem die Kinder mit ihrem Schulkram fertig waren und sich in ihre Zimmer verkrümelten, habe ich mit der liebsten Nachbarin die Seitenstraße gekehrt und eine fiese Brombeere ausgegraben. Die Arbeit an der frischen Luft tat echt gut, aber das Schönste war eigentlich, dass wir uns über die vorgegebene Distanz unterhalten konnten und ein wenig Zeit gemeinsam verbringen konnten.

Zum Essen gab es heute schnelle Nudeln mit Pesto alla Calabrese für den Großen und mich und mit Pesto alla Genovese für die Gräte und den Mittleren. Mein Teller sieht nur so zermanscht aus, weil es bereits die zweite Portion war.

Danach ging es mit den Jungs wieder ab aufs Feld. Die Gräte hatte heute keine Lust und da keiner von und Lusts auf eine dauerschimpfende Motzkuh hatte, blieb sie einfach zuhause. Die Sonne schien so schön und mit 15 Grad war es auch angenehm warm. Die Jungs düsten mit ihren Rollern um mich rum und ich genoss einfach die Stille des Feldes und die klare Luft.

Als wir nach Hause kamen fragte der Mittlere, ob wir nicht noch eine Runde gehen könnten und so zogen wir beide noch einmal los und zählten Regenbögen. 12 Stück fanden wir heute auf einer neuen Route durchs Dorf und es war deutlich zu spüren, wie gut dem Mittleren die alleinige Aufmerksamkeit tat. Heute morgen hatte er einen Wutausbruch deluxe und hätte ich ihn nicht sofort feste in den Arm genommen, wäre er vermutlich wegen einer Nichtigkeit auf seinen Bruder losgegangen.

Ich habe ihm gesagt, dass ich sehe wie wütend er ist und dass ich das gut verstehe. Ich bin auch wütend. Aber nicht auf den Großen oder ihn oder seine Schwester, sondern einfach auf diese doofe Scheißsituation, an der wir alle gerade nichts ändern können. Sein geschluchztes „JA!“ zeigte mir, dass ich da wohl den Nagel auf den Kopf getroffen habe.

Quelle: coronazaehler.de, 26.03.2020

Die kommenden Tage und Wochen werden diesbezüglich nicht einfacher werden. Die Anspannungen werden sich aufbauen und irgendwann raus müssen. Dass man in diesen Situationen dann auch noch mehr Verständnis aufbringen soll, als ohnehin schon, ist eine echte Herausforderung. Wir wollen uns doch selber am liebsten Schreiend auf dem Boden wälzen, oder? Ich würde das jedenfalls sehr gerne! Aber es wird irgendwie funktionieren. Es muss einfach. Für alle schwierigen und/oder scheinbar unlösbaren Situationen gibt es aber auch jetzt Hilfe, die jeder in Anspruch nehmen kann: Corona-Zeiten: Wo gibt es jetzt Beratung für Eltern?

Am Ende des Tages kann ich nur sagen: das war ein wirklich, wirklich richtig guter Tag und ich wünsche mir sehr, dass der morgen auch gut wird. Scheiß auf das Muster!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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2 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 11

  1. Ich heute ein elendes Nervenbündel. Genervt von allem, was die Kinder taten, sollten, wollten, machen, sagten, und einfach keine Pause von dem permanenten Input.
    Lag vielleicht am bevorstehenden Einkauf, danach war es besser. Und zum Mundschutz Nähen kam ich vor lauter zahnend anhänglich und nicht alleine schlafendem Baby nicht.
    Morgen wird gebacken, das hilft dann hoffentlich.

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