Stay at home-Tagebuch Tag 17

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Heute hat mich die Sonne aus dem Bett gekitzelt. Die schien mir nämlich bereits vor dem Klingeln meines Weckers genau ins Gesicht. Also aus dem Bett gerollt, auch wenn der Status Ausgeschlafen noch nicht gänzlich erreicht war, und auf in den Tag.

Heute gab es Hörnchen mit Marmelade und Kinder mit kleinen Augen zum Frühstück. Man spürt: so ein bisschen ist die Luft raus und die Motivation, Struktur und Ordnung aufrecht zu erhalten, schwindet.

Die Kinder sind fast ganztägig müde und /oder unausgeglichen. Es fließen viele Tränen wegen nix bis gar nix. Ich tröste, erkläre, höre zu … und möchte selber ständig wegen nix heulen. Die Kaffeemaschine will zum Beispiel entkalkt werden und der Herd schreit nach einer Pyrolyse. Ja, lasst mich doch in Ruhe, ey!

Ich gebe folglich nach, als die beiden jüngeren Kinder beginnen sich um die Schularbeiten drücken zu wollen und mache ein Gegenangebot: wenn heute nichts für die Schule getan wird, dann müssen aber die Zimmer aufgeräumt werden. Nun ja, die Gräte ist fertig, der Mittlere braucht wohl noch einen weiteren Tag. Aber der beherrscht dieses Aufräumen leider auch gar nicht, weiß nicht wo er anfangen soll und wo er was hinräumen könnte. Letztendlich nimmt sich der große Bruder, nach seinen Schularbeiten, der Sache an und hilft ihm, damit er überhaupt irgendwie voran kommt.

Um die Mittagszeit fahre ich los, um meine Bestellungen vom Schreibwarengeschäft und Buchladen abzuholen. Das Ganze verläuft noch skurriler, als ich es mir ausgemalt habe.

Beim Schreibwarenladen klopfe ich an die Scheibe und teile der Verkäuferin im Inneren des Ladens dann die benötigten Informationen, wie z.B. meinen Namen und wann ich bestellte habe, brüllend mit. Mit dem Datenschutz muss man die Tage auch eher nachsichtig sein. Das gewünschte Malbuch für die Gräte ist nicht vorrätig, also zeigt sie mir durch die Scheibe diverse Alternativen und brüllt mir die Besonderheiten zu. Die Situation erinnert mich an die Geburt meiner ältesten Nichte, als wir auf dem Krankenhausbalkon stehend durch eine dicke Sicherheitsscheibe eine riesige Windel mit einen Häuflein Mensch darin bewundern durften. Nur sind das auf der anderen Seite der Scheibe jetzt kein Frühchen, sondern Malbücher. Ich entscheide mich schließlich für eins, werde brüllend über den Gesamtpreis aufgeklärt, erwidere dass ich 25 Euro bar habe und stecke das Geld dann in eine Papiertüte, die ich wiederum in eine Kiste, die draußen auf einem Biertisch steht, lege. Dann trete ich vom Tisch weg, die Verkäuferin kommt raus, legt eine Tüte auf den Tisch und geht wieder rein. In meiner Tüte finde ich neben meinen benötigten Dingen auch einen Umschlag mit meinem Wechselgeld.

Man kann sagen was man will und ja, sich vielleicht auch ein klein wenig über die Art und Weise amüsieren, aber es wurden definitiv alle Verordnungen zur kontaktlosen Kaufabwicklung eingehalten. Und das ist gut und richtig.

Beim Buchladen haben sie es etwas angenehmer lösen können. Dort haben sie ein Fester mir einer dicken Folie halb zugeklebt und reichen die Bestellung über diese hinweg. Da ich hier kontaktlos mit EC bezahlt habe, weiß ich nicht, wie sie das mit dem Bargeld handhaben. Ich frage noch nach, wie die Lage so generell ist und erfahre, dass sie schon die Einschränkungen spüren, aber natürlich auch davon profitieren, dass Onlinebestellungen von Büchern derzeit bis zu 5 Werktage Laufzeit haben. Im Buchladen bekommt man alles nach wie vor spätestens am nächsten Werktag und Bestellungen sind telefonisch, per E-Mail oder über den Onlineshop möglich.

Zuhause stürzt sich die Gräte sofort auf ihr Malbuch*. Es ist jetzt nix besonderes, aber ein hübsches Zeitverbringding, das neben Feen, die man ankleiden, bekleben und ausmalen kann, auch noch Musik spielt.

Der Mittlere hat das neue Paluten-Buch* bekommen und der Große ein Selbstlernheft zum Verbindungen von Buchstaben*. Er hat ja in der 2. Klasse mal Schreibschrift lernen müssen, diese aber nie angewendet. Stattdessen schreibt er weiterhin Druckbuchstaben, was natürlich ein wenig mehr Zeit in Anspruch nimmt. Als er das Heft der Gräte sah, die eben keine Schreibschrift mehr lernt, sondern verbundene Grundschrift, fand er das so großartig, dass er auch so ein Heft haben wollte. Jetzt haben wir ja Zeit um zwischen Latein, Mathe und Englisch auch noch ein paar Buchstaben verbinden zu lernen.

Und ich? Auch ich hab mir tatsächlich ein richtiges echtes Buch mit Seiten aus Papier gekauft. Ein Sommer im Alten Land* von Julie Peters. Und ja, ich plane sogar das Buch zu lesen. Julies Buchreihe um Friekes Buchladen (Band 1* | Band 2* | Band 3*) habe ich als Hörbücher so weggesuchtet, dass ich jetzt echt nicht darauf warten kann, bis Julies neuster Roman vertont wird. Also muss ich ihn wohl selber lesen.

Zum Mittagessen sollte es eigentlich Nudel-Brokkoli-Auflauf geben, aber leider war kein Brokkoli mehr im Tiefkühler. Stattdessen habe ich dann Spinat genommen, was beim Mittleren ähnlich großen Ekel hervorruft.

Der Große und ich waren uns jedenfalls einig: kann man mal machen. Wird aber nicht unser Lieblingsessen.

Die Runde übers Feld habe ich heute mit dem Großen alleine gedreht, da die beiden Kurzen lieber daheim auf dem Trampolin toben wollten. So hatten wir beide mal wieder Zeit uns ganz in Ruhe zu unterhalten.

Ich würde ihm ja wirklich gerne die vielen Gedanken und Sorgen, die er sich zur Zeit macht, abnehmen. Aber ich hab ja selber keine Antworten. So geht es uns im Moment vermutlichen allen.

Was mich aber nachhaltig irritiert sind die täglichen Meldungen in den Nachrichten, dass das Kontaktverbot nicht vor Ende der Osterferien gelockert wird. Ja, war das nicht ohnehin bis vorerst 19.04. angeordnet worden? In NRW enden die Osterferien am 17.04. Wieso muss das also jeden Tag aufs Neue so verkauft werden, als wäre das erst heute beschlossen worden?

Quelle: coronazaehler.de, 01.04.2020

Mein Bauchgefühl sagt mir ohnehin, dass auch nach den Ferien nicht alles wieder von heute auf morgen zu business as usual übergehen wird. Auch an eine Öffnung der Schulen in drei Wochen glaube ich noch nicht. Diese Situation wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen und ja, auch einschränken. Ich bin nach wie vor sehr gespannt, was sich die Schulministerien überlegen, um dieses Schuljahr halbwegs vernünftig zu Ende zu bringen.

Auch wenn die Stimmung heute sehr angespannt war, so war es doch ein schöner und sonniger Tag. Wie sagte der Große gestern so treffend: Ich bin froh, dass ich in dieser Zeit nicht alleine bin und bei meiner Familie sein kann. Es macht mich unheimlich froh, dass er das so empfindet. Mit den Gedanken bin ich nämlich oft bei den Kindern, die das vielleicht nicht so empfinden können. Und genau daran versuche ich auch zu denken, wenn der Mittlere das kredenzte Mittagessen mit lauten Kotzgeräuschen kommentiert. Denn: uns geht es wirklich gut. Das sollte man sich viel häufiger mal vor Augen führen und bewusst machen.

Zum Abschluss habe ich natürlich auch heute den täglichen Zauberer für Euch. Man sollte einfach jeden Tag mit einem Schmunzeln beenden.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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19 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 17

  1. Wie jetzt keine Schreibschrift? Lina ist ja auch in der zweiten Klasse. Und da wird jetzt alles in Schreibschrift gemacht ( Ba-Wü)

  2. Die Kontaktverbote waren tatsächlich nur bis zum 5. April verhängt – der 19. April wqr lediglich die Frist für Schulen/Gastronomie/etc. Wirklich damit gerechnet dass ab 6. April wieder Gruppenkuscheln erlaubt ist hatte ich aber auch nicht…

  3. Das Kontaktverbot war nicht odee zumindest nicht deutschlandweit bis 19. festgesetzt. Hier in Bayern war es zB erstmal bis 3. und wurde jetzt verlängert.

  4. Hier gehts uns gerade genauso, Kinder müde und empfindlich, HA-Motivation schwindend – ich zunehmend von allem gestresst und heilfroh, wenn Osterferien sind. Derweilen diskutieren einige Eltern aus der Klasse meiner Tochter, dass die Arbeitsaufträge zuwenig sind und ob man vielleicht die Sommerferien kürzen sollte……

    1. Hier so: Mathelehrerin schreibt mail an die Eltern „Ihr Kind hat in der letzten Mathearbeit nicht gut abgeschnitten. Hier kommt die Arbeit, damit die zu Hause noch mal wiederholt werden kann. Zu den (27) Aufgaben für diese Woche habe ich jetzt außerdem noch mal Material der letzten Themen eingestellt, damit Ihre Kinder das wiederholen und Lücken schließen können.“ Danke für nichts.

      Wer jeden Tag einen Teenager zu völlig absurden Arbeitsblättern motivieren muss, hat jetzt richtig zu tun, nicht nur die aktuellen Arbeitsaufträge abzuarbeiten, sondern auch noch den Stoff des gesamten Schuljahres zu wiederholen. MIT SEINER MUTTER! Da freut sich der 14jährige. Und ist dankbar, dass seine Lehrerin sich so viel Gedanken macht.
      Ich gebe mir wirklich Mühe, überall viel freundliches feedback zu geben, aber hier komme ich an meine Grenzen.
      Und wenn ich die Flut von Arbeitsblättern sehe, die die Kinder so jede Woche machen (und nicht nur jetzt, sondern eigentlich immer), wundere ich mich nicht, dass Schule als lästige Pflicht erscheint. Grundschüler mögen das noch gerne tun, so ausfüllen, ausmalen und abschreiben. Für ältere Kinder ist das irgendwie absurd. Ich frage mich, ob das bis zur Oberstufe so weiter geht, und wie die dann mal studieren sollen. Da sollte das mit Lückentexten und Ausmalformen eigentlich nicht mehr existieren.

  5. Meine Buchhändlerin stellt im Stadtgebiet kostenlos zu und akzeptiert Zahlung auf Rechnung per Überweisung.

    Dazu klingelt der Zusteller, ich komme aus dem fünften Stock herunter, die Bücher liegen auf dem Briefkasten, der Mensch grüßt freundlich vom Parkplatz her.

    Und ja, ich habe für NRW auch den Neunzehnten im Sinn, seit Anfang an. Keine Ahnung, ob da irgendwas an mir vorbei ging?!

  6. Ich glaube, da ist nichts an dir (oder anderen Kommentatoren hier) vorbeigegangen. Soweit ich mich erinnere, war das wie folgend: Der Bund sprach das Kontaktverbot für erstmal 14 Tage aus (also bis zum 5.4.?). NRW hat daraus dann aber gleich eines bis nach den Osterferien gemacht, also vier Wochen lang. Hier gab’s dieses „Bis zum 5.4. und dann gucken wir weiter“ meines Wissens also gar nicht. (Wieder mal dieses Föderalismus-Süppchen, wo jeder sein eigenes Ding macht ;) )

  7. Ebenfalls Motivation für Schuldinge aufgebraucht. Ich gehe nicht von Unterricht in zwei Wochen aus und habe das Gefühl, um die Sachen weiterhin zuhause zu stemmen, wäre was anderes nötig als nur Buch S. xy, Nr. 1,2,3, oder noch ein AB zum Ausdrucken.

    Normal gehöre ich zu der Sorte Tiefenentspannt, aber drei Schulkinder zu unterstützen plus Baby – wegen dem ich zwar (oh wie praktisch) grad in Elternzeit bin, aber das ja schon auch, weil man mit Baby eben genug beschäftigt ist, das zeigt Grenzen, die nie berücksichtigt waren.
    Naja, wird schon, müssen wir alle auf irgendeine Art und Weise durch, und die Tage mit Sonnenschein werden jetzt mehr!

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