Stay at home-Tagebuch Tag 27

Mein Tag begann um 5 Uhr, als ich aus einem Traum hochschreckte und Rotz und Wasser heulen musste. Sowas habe ich zuvor noch nie erlebt. Dieses überwältigende Gefühl von Alleinsein. Keiner da, der Dir mal zuhört, Dich in den Arm nimmt, Dir Zuspruch gibt. Krasse Entladung aller angestauten Emotionen von 0 auf 100.

Ich lag noch eine gute halbe Stunde im Bett, bis ich mich wieder beruhigen konnte. Dann bin ich aufgestanden, habe mich angezogen, einen Kaffee getrunken und bin zum Bäcker gelaufen, der um 6 Uhr aufmacht.

Die frische Luft und Bewegung tat unheimlich gut und der Duft von frischen Brötchen stimmte mich wieder versöhnlich mit dem Tag. Zuhause habe ich mich dann aufs Sofa gesetzt, Nachrichten gelesen und bin schließlich zu meinem aktuellen Hörbüch wieder eingeschlafen.

Geweckt wurde ich dann um 9:30 Uhr vom Postboten, der zwei Pakete für uns hatte. Eines enthielt Ostergeschenke für die Kinder, die ich hier aber erst Morgen zeige. Das andere war eine große Überraschung. Darin befanden sich nämlich 3 Tüten unseres Lieblings-Frühstückssafts, von dem ich hier vor ein paar Tagen berichtete, dass wir keinen mehr haben und er überall ausverkauft sei. Das scheint jetzt total banal, aber diese kleine Aufmerksamkeiten kam heute genau richtig. Vielen lieben Dank, Isabel 💚

Und so hatten wir zum Frühstück nicht nur frische Brötchen vom Bäcker, sondern auch unseren geliebten Multivitaminsaft. Ich beschloss an dieser Stelle, dass der Tag genau jetzt erst wirklich beginnt.

Im Anschluss wollte ich mir eigentlich die Haare waschen. Wochenende ist ja der Zeitpunkt, an dem ich mir immer eine Intensivkur oder sowas gönne. Aber als ich dann so vorm Spiegel stand überkam mich die Idee, ich könnte mir ja genaue jetzt die Haare mal selber schneiden. Nicht, dass das wirklich nötig gewesen wäre. Aber ich hab schon länger mit dem sogenannten Unicorn-Cut geliebäugelt, der dafür sorgt, dass man ein paar Stufen im Haar hat und die Wellen so besser fallen sollen. Ein Glücksspiel also. Kann nämlich auch total in die Hose gehen.

Ich halte den Spannungsbogen an dieser Stelle mal flach: ist alles gut gegangen und sieht sogar vernünftig aus, auch wenn der Effekt jetzt nicht so WOW ist, wie ich ihn mir vielleicht erhofft hatte. Vermutlich hätte ich dafür ein deutlich größeres Stück abschneiden müssen.

Was ein Unicorn-Cut genau ist und wie ich den geschnitten haben, könnt Ihr übrigens auf meinem IGTV-Channel sehen. Ich hab das ganze nämlich mitgefilmt.

Am Nachmittag klingelte die nette Nachbarin, der ich gestern den Rest von unserem Osterzopf vorbei gebracht hatte und überreichte mir neben meinem Teller einen wunderschönen Strauß Tulpen. Der Farbklecks im Wohnzimmer macht direkt ein bisschen mehr Osterstimmung, als hier bisher aufkommen wollte. Auch das war so eine Geste, die mir heute wirklich richtig gut getan hat.

Zum Essen hatten wir heute die gestern bereits angekündigten Weißwürste mit Laugenstangen und Malzbier.

Der Große aß seine Laugenstange mit Remoulade, Käse, Tomaten und Gurke.

Zur Feier des immer besser werdenden Tages wollte das Grätenkind heute gerne alleine mit mir aufs Feld düsen. Also schnappten wir uns die Roller – ich wieder den vom großen Sohn – und ab ging es.

Auch die Gräte hat unheimlich viel zu erzählen, wenn sie denn die Gelegenheit und Ruhe dazu hat. Von Kindern aus ihrer Klasse, vom Küssen (oha!), von ihrer Freundin, die sie sehr vermisst.

Wir müssen alle 200 Meter anhalten, weil ihr wieder eine Fliege oder Mücke in den Mund geflogen ist, so viel brabbelt und quatscht das Kind. Außerdem erklärt sie mir, dass sie gerne einen anderen schwarzen Helm hätte. Auf meine Frage wieso, antwortet sie: „Weil Bienen und so mich mit dem bunten Helm immer für eine Blume halten!“ Vielleicht musste ich an der Stelle sehr laut lachen.

Das Görl ist wirklich ganz schön groß geworden, muss ich feststellen. So viele kluge Ideen und deepe Nachfragen. Wir reden auch über Ostern und warum wir das Fest feiern. Warum der Tod von Jesus für die Christen wichtiger ist, als sein Geburtstag, kann sie aber nicht nachvollziehen.

Letztendlich beschließt sie aber, dass sie – wenn ich mal tot bin – meinen Todestag einfach auch groß feiern würde. Ich müsste mich dafür auch nicht vorher an ein Kreuz nageln lassen. Glück gehabt!

Die kleine 5km Roller-Tour mit meinem Görl war wirklich richtig schön. Wir haben soviel gelacht und Quatsch gemacht. Die grauen Wölkchen, die mich heute morgen noch umkreisten, sind komplett verflogen und haben mich wieder so positiv und optimistisch empfinden lassen, wie ich es von mir kenne und an mir am liebsten mag. Alles wird gut. Ich glaub das wirklich.

Quelle: coronazaehler.de, 11.04.2020

Unterm Strich muss man sagen: der Tag hat wirklich alles gegeben, um den beschissenen Start wieder auszugleichen. Das Überraschungspaket mit dem Saft, die wunderschönen Blumen von der Nachbarin und der Ausflug mit der Gräte waren wirklich richtige Seelenschmeichler. Ich bin also sehr versöhnt mit dem heutigen Tag.

Der zaubernde Schulleiter hat heute natürlich auch noch ein Video für Euch. Sein Vorletztes. Ich bin jetzt schon traurig, dass es keine weiteren Zaubervideos geben wird, aber es war ja vorher schon klar, dass irgendwann halt Schluss sein muss.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 27

  1. Es ist erstaunlich, dass so ein Tiefpunkt nicht schon früher eingetreten ist (meine Meinung). Sie schultern diese neue Situation und die Verantwortung für Ihre Familie zur Zeit alleine. Die Sorgen und Ängste der Kinder tragen Sie allein, müssen für alle optimistisch und stark sein. Dafür bewundere ich Sie sowieso sehr. Die Schulter zum anlehnen fehlt gerade jetzt….um so mehr freut es mich, dass der Tag noch so viel Schönes für Sie bereithielt und Sie zu Ihrem Gleichgewicht wiedergefunden haben. Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern ein frohes und fröhliches Osterfest.
    Ach ja, und mit dem Helm hat Die Gräte ja nicht ganz unrecht🤣😂

    Seien Sie herzlich gegrüßt
    Dorothe

  2. Es geht ja nicht um seinen Tod, sondern um die Wiederauferstehung. Die Diskussion hatte ich heute mit Baby A auch: ‚Toll, Mama! Seinen Sohn lässt Gott wieder aufstehen. Aber alle anderen Menschen bleiben tot, wenn sie tot sind. Und DAS sollen wir feiern?!‘
    Öhm. Ja. Ich hab dann noch versucht mit ‚ewiges Leben bei Gott‘ etwas zu retten, aber davon ließ es sich nicht überzeugen. ‚Mama, das ist doch wieder nur so eine Geschichte. Das kann man glauben oder auch nicht. Die könnten uns ja mal einen Brief schreiben und sagen, ob das stimmt!‘

  3. Liebe Gräte liebe Pia, über Jesus und Ostern diskutieren wir hier derweil auch viel. Ein kluger Mensch schrieb neulich: dass Kinder in ungewöhnlichen Situationen geboren werden, passiert immer wieder. Dass aber jemand vom Tod aufersteht, das ist noch nicht so oft passiert.
    Und deshalb feiern wir Ostern. Weil (neben der für mich sehr berührenden Fähigkeit zu vergeben) die Auferstehung etwas ist, dass Jesus echt auszeichnet!

    Wobei Geburtstag haben natürlich auch absolut großartig ist und unbedingt gefeiert werden muss. Also Ostern und Weihnachten und Geburtstage feiern. Kann ja nicht schaden….

    Seid herzlich gegrüßt, ich sende Euch etwas Hoffnung auf Ostersegen und -frieden!

  4. Erstmal Frohe Ostern . Ja dieses Jahr ist es schon ein komisches Ostern ohne Oma und Opa. Aber wir machen das beste draus . Gut das wir einen Garten haben.
    Liebe Pia, was fährst du eigentlich für einen Roller ?Ich überlege mir auch für mich einen Roller zu kaufen damit ich mit meinen Kindern mal zusammen fahren kann. Meine Kinder haben einen Big Wheel von Hudora. Der ist nicht schlecht. Bei uns in den Weinbergen muss man öfter rauf und runter fahren . Da muss der Roller schon gut bremsen können. Das tut der Hudora eigentlich ganz gut. Ich hatte mir neulich den MOTORAUX 200MM Wheel Scooter bestellt der hat mich nicht überzeugt.

    L.G. Stefanie

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