Stay at home-Tagebuch Tag 57

Woche 9 der Stay at home-Zeit und ich gebe mich geschlagen: ich habe heute einen Drucker bestellt.

Hallo liebes Internet, da bin ich wieder. Ich hab mich nämlich entschieden, jetzt wo der Mann wieder da ist, ein richtiges und echtes Wochenende haben zu wollen. Ohne Bloggen und Internetkram. Tat sehr gut und soll so beibehalten werden. Ihr wisst also Bescheid.

Aber um mal direkt zu meinem Beitragopener zurück zu kommen: ja, wir waren die letzten 8 Wochen trotz Beschulung auf Distanz ohne Drucker. Davor die Zeit natürlich auch, aber in den letzten Tagen und Wochen wurde es dann doch zeitweise etwas anstregend ohne. Die meisten digital übermittelten Arbeitsblätter hat das große Kind einfach in seine Hefte übertragen. Zum Schluss hat er sie sogar direkt am PC bearbeitet. Mit Photoshop oder Paint. Eine Lösung gibt es ja grundsätzlich für alles, aber da wir heute erfahren haben, dass er die Blätter tatsächlich alle ausgedruckt abgeben muss, wurde heute somit ein Druckerbestellbeschluss gefasst.

Ansonsten starteten wir in diese Woche, wie auch in die letzten. Frühstück, Abräumen, Schulkram. Der Große arbeitete direkt an seinem PC, der Mittlere in seinem Zimmer auf dem Fußboden und die Gräte am Esstisch. Ich würde ja gerne behaupten, dass das total rund und flüssig läuft, aber tatsächlich gestaltet sich das ein bisschen wie Zirkeltraining. Zumindest für mich. Ständig hetze ich von einem „Mama?!?!“ zum nächsten und versuche allen Drei so gerecht zu werden, wie es nur geht. Wenn dann zwischendurch ein wichtiges Telefonat in Sachen Schule rein kommt, hängt alles wie im Standbild oder das totale Chaos bricht aus.

Aber wisst Ihr: wir sitzen da gerade alle im selben Boot. Eltern, Lehrer, Kinder. Es ist für keinen von uns einfach und auch wenn ich die letzten Wochen lang und breit drüber nachgedacht habe, so habe ich immer noch keine Lösungsansätze gefunden, die wirklich entlasten würde. Außer vielleicht alle Schulen und Kitas wieder im Normalbetrieb zu öffnen, was einfach verheerende gesundheitliche Folgen für die gesamte Gesellschaften haben würde und somit keine Option darstellen kann. Onlineunterricht würde gerade bei Grundschülern auch nicht wirklich entlasten. Welcher Grundschüler ist schon in der Lage einem Online-Angebot ohne Beistand, Hilfe und Begleitung zu folgen? Also ist man als Eltern wieder gebunden. Sind wir ehrlich. Die Situation ist jetzt gerade so. Nein, sie ist nicht befriedigend und ja, sie ist herausfordernd und belastend. Aber sie lässt sich im Moment leider nicht für Alle befriedigend ändern.

An dieser Stelle stand eigentlich ein langer Rant zu dem Thema Schule, Lehrer, Eltern. Ich habe ihn weggekürzt, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Vielleicht passt er zu einem späteren Zeitpunkt besser.

Am Nachmittag war ich jedenfalls bei der liebsten Nachbarin Distanz-Kaffee trinken, Kekse essen und ihr bei ein, zwei kleineren digitalen Problemchen helfen.

Zum Essen gab es heute wieder Baguette, Tappas und Fingerfood. Alltime Favorite, bei dem wirklich jeder etwas findet.

Irgendwie war der Tag heute rasend schnell vorbei. Zwischendurch hat der Mann die Dachpappe der Gartenhütte, die vom starken Wind los gerissen wurde, wieder befestigt, ich hab sämtliche Wasserhähne entkalkt und den Ofen pyrolisiert. Die Kinder waren im Garten oder stritten wegen irgendeinem Quatsch rum. Der Mittlere hat 21 Briefe an seine Klassenkameraden unterschrieben. Die Gräte hat eine halbe Melone alleine inhaliert. Der Große hat sich böse auf die Zunge gebissen und den Kater gefüttert. So Kleinscheiß eben. Aber soviel davon, dass der Tag heute halt gefühlt nur halb so lang war.

Morgen hat der Mittlere wieder Schule und am kommenden Freitag darf die Gräte das erste Mal nach 9 Wochen wieder in die Schule gehen. Ich hoffe ihr tut das ebenso gut wie ihrem Bruder.

Also, wir lesen uns dann morgen. Dann schreibe ich auch nicht wieder einen halben Roman, den ich dann wieder lösche, um einen belanglosen Vierzeiler raus zu hauen. Echt nicht.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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4 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 57

  1. Toll geschrieben, vielen Dank für die Einblicke in den Familienalltag, während der Coronazeit!

    Ich unterrichte Hämatlologie an einer MTA Schule und freue mich, endlich wieder live die Schüler zu erleben! Wie schön ist es dann erst für den Mittleren und besonders für die Gräte ein Stück Normalität wieder zu bekommen, Freunde zu treffen und sich auszutauschen?!
    Deine positiven Alltagserlebnisse (die sehr viel von Dir und deinen großartigen Kindern abverlangt haben) zeigten uns wie wichtig Rituale in unsrem Leben sind. Sie geben und Sicherheit, Halt und schaffen Vertrauen.
    Deine Tagebucheintragungen waren eine schöne Abwechslung im Home Office und stay at home.
    Zusammengefasst haben die letzten Wochen auch viel Positives gebracht und bestimmt werden die Eindrücke der Nachtwanderung übers Feld, Kaffee auf Distanz… in die folgende Generation eingehen und/oder ein Thema an Weihnachten werden ;)
    Geniest die Zeit in der Familie, wie ich mit meiner tollen Familie und bleibt gesund.

    Liebe Grüße aus Karlsruhe
    BettiLu :)

  2. Hallo, guten Abend Pia,ich bin stille Mitleserin und lese Ihre Beiträge sehr gern!Ich finde es bewundernswert, wie Sie mit Ihren Kids den Alltag rocken, besonders in der momentanen Ausgangslage und noch dazu ohne den Partner. Umso schöner, dass Ihr 5 nun endlich wieder komplett seid.Das freut mich sehr für Sie.Sie dürfen stolz auf sich und Ihre Kids sein!👍🏽
    Nun zu meiner Frage.Ich hab gelesen, dass der Mittlere Abschiedsbriefe schreibt…Süße Idee!
    Meine Große verlässt im Sommer auch die Grundschule…leider ist da bisher Abschiedsmäßig überhaupt nichts geplant.
    Gibt es zu dem Thema an Ihrer Grundschule oder seitens der Elternschaft noch mehr Ideen?
    Und möchten Sie die Teilen?
    Ich selbst habe schon mal an Abschluss-shirts für jedes Kind gedacht.Dann wird es ein improvisiertes Abschlussfoto geben, welches sich aus Einzelfotos der Kids zusammensetzt.
    Über eine Antwort freue ich mich riesig.
    Liebe Grüße, kommen Sie gut durch die Zeit und bleiben Sie und Ihre Lieben gesund.
    Kathi Krüger

    1. Leider haben wir hier auch überhaupt keine Ideen, wie man den Abschied der Kinder von der Grundschule in diesen Zeit würdig feiern kann. ES ist so traurig, aber nicht zu ändern.

      1. Unsere Tochter verlässt auch die Grundschule. Über die Aufgabenmappe wurden Steckbriefe an die Kinder verteilt, die sie ausfüllen und eine Mutter fügt Porträts rein. Daraus wird ein Abschlussbuch, in das noch Fotos von Ausflügen usw kommen. Für den Moment ist es sicherlich schade, dass es keinen würdigen Abschied geben wird. Rückblickend wird es danach noch so viele Meilensteine gegeben haben…

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