Stay at home-Tagebuch Tag 58

Ein Schultag in Corona-Zeiten. Eine rare Angelegenheit, die den neuen Stay at home-Alltag ein bisschen durcheinander schüttelt. Egal. Weiter geht’s.

Ich mag echt kein übersteuertes *mimimi* und Menschen, die immer nur Dinge suchen, über die sie sich aufregen und an denen sie sich abarbeiten können. Aber dieses Aufstehen zu ehemals regulären Schulanfangszeiten, das ist echt hart. Zumindest nach 8 Wochen selbstbestimmtem Tagesrhythmus, der uns allen wirklich gut bekommt. Tatsächlich ist es aber nur eine Stunde, die wir länger schlafen oder später ins Bett gehen. Aber die macht irgendwie alle Familienmitglieder deutlich ausgeglichener.

Jedenfalls war heute wieder der Mittlere dran mit Schule. Ich hab ihm sogar beim Anziehen geholfen, weil ich Sorge hatte, dass er mir im Sitzen wieder einschläft. Oh, I feel you, boy!

Als wir die Haustür öffneten war draußen plötzlich wieder Winter. Also nicht in echt, mit Schnee und so. Das kommt hier ja ohnehin nie vor. Aber es waren knapp über 0° Grad. Also wieder rein, Pulli an, Jacke drüber und los.

Auf halben Wege fällt dem Sohn ein, dass er seine Behelfsmaske vergessen hat. Und die braucht er in der Schule, wenn die Lehrerin z.B. Arbeitsblätter austeilt. Also bin ich nach Hause gesprintet, hab die Maske vom Haken gerissen und wieder zurück gelaufen.

Alter! Das mit der Kondition lief auch schon mal besser. Bis zur Schule schlug mir das Herz hinter den Ohren. Das Kind lacht mich aus. Das nächste Mal darf der selber laufen!

Auf dem Rückweg hole ich beim Bäcker 4 Brötchen. Zuhause decke ich mit dem Mann den Tisch und wecke die verbliebenen Kinder. Speziell der große Sohn kommt im Moment gar nicht aus dem Bett.

Das wird ein Spaß, wenn er tatsächlich am Ende des Monats doch mal wieder seine Schule von innen sehen sollte. Der muss dann nämlich sogar 2 Stunden früher aufstehen, als derzeit. Aber wie ich schon sagte: mega privilegiertes Oberklassen*mimimi*

Homeschooling aka Beschulung auf Distanz lief beim großen Kind wie gewohnt reibungslos. Die Aufträge sehen am Anfang der Woche immer so immens viel aus, aber nach 1 bis 2 Tagen sieht er dann doch meist schon die Zielgerade.

Das Görl hingegen war heute gar nicht zu motivieren. Der Radiergummi radierte falsch, das Arbeitsblatt war todlangweilig (was daran liegen kann, dass sie die fordernden Arbeitsblätter immer zuerst macht) und überhaupt ist alles voll doof. Zwischen den Zeilen konnte ich dann allerdings doch herauslesen, dass sie a) traurig ist, dass ihr Bruder schon in die Schule darf, sie aber noch nicht und b), dass sie Angst vor ihrem ersten Schultag am Freitag hat.

Habe ich anfänglich eher befürchtet, der Mittlere könnte Theater am Schultor machen, muss ich mich jetzt wohl mit dem Gedanken auseinandersetzten, dass die Gräte ihre Probleme damit haben wird, wenn ich sie am Freitag zur Schule bringen und am Tor verabschieden muss.

Es sind andere Sorgen, die man sich in Zeiten von Corona um seine Kinder macht.

Kaum waren wir mit dem Schulkram durch, konnten wir auch schon wieder den Mittleren abholen. Der kam, wie beim letzten Mal, breit grinsend aus der Schule und hielt einen neuen Packen Arbeitsblätter für seinen Freund in der Hand, die wir ihm sofort vorbei brachten.

Heute war er wieder gewohnt ungesprächig. „Und, was habt ihr heute gemacht?“ „Schulsachen. Hab’s vergessen.“ Na, immerhin das ist wieder beim Alten.

Wieder daheim überkam mich eine derart bleierne Müdigkeit, dass ich mich nur mal kurz aufs Sofa setzten wollte … und dann tief und fest einschlief. Ich träumte total wirres aber sehr lustiges Zeug und schreckte erst wieder auf, als der Typ im Radio gerade sagte: „Die nächsten Nachrichten dann um 16:30 Uhr.“ Okay?! Das hab ich scheinbar gebraucht.

Den geliebten Distanz-Kaffee bei der liebsten Nachbarin habe ich somit verschlafen, aber immerhin war es so schon Zeit fürs Essen und ich musste nicht lange überlegen, was ich nun tun könnte.

Heute gab es Spaghetti mit vegetarischer Bolognese. Der Mann fand es eklig, aber der große Sohn und ich waren wie immer sehr glücklich und satt. Die anderen beiden Kinder aßen die Nudeln nackt beziehungsweise mit Ketchup. Alles wie immer.

Ich hab Euch ja gestern schon von dem langen Roman zur Schule-Lehrer*innen-Eltern-Thematik erzählt, den ich gestern völlig ungeplant in den PC gehackt und dann wieder gelöscht habe. Ich werde den jetzt noch ein bisschen erweitern und die Tage doch noch online stellen. Weil er mich nicht los lässt und mir die Dinge, die ich da geschrieben habe, wichtig sind. Wie sagte ein netter Gegenleser gestern so schön: ich werde damit ebenso vielen Leuten aus der Seele sprechen, wie ich anderen auf die Füße treten werde. Aber das ist ja auch irgendwie die Story of this Blog.

Wenn ich so lese, was speziell in diesem Internet gerade für Themen rund um Schule, Lehrer*innen, Eltern, Kinder und Vereinbarkeit hochkochen, dann ist es vielleicht genau jetzt umso wichtiger, sich als Betroffene zu ein paar Dingen zu positionieren. Ich schrieb die Tage mal auf Twitter, dass mir dieses ewige „Wir Eltern“-Gerede sehr auf den Zeiger geht. Ich will nicht mitgemeint werden. Weder als „wir Eltern“ noch als „wir Mamis“ oder „wir Frauen“. Und schon gar nicht, wenn die dahinter kommunizierte Meinung oder Haltung nicht meiner eigenen entspricht. Wer will das schon?!

Oh ja, das gibt sicher wieder Rambazamba. Aber sei es drum.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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7 Gedanken zu „Stay at home-Tagebuch Tag 58

  1. Ich bin sehr gespannt auf den Beitrag und ich glaube wir werden wie so oft eine ähnliche Meinung haben.

    Darf ich fragen wie ihr die Bolognese macht, rote Linsen oder Ersatz Hack? Mein 13 jähriger ist seit 14 Tagen auch Vegetarier und wir hatten jetzt einmal das Next Level Hack aus dem Lidl und das hat uns allen gut geschmeckt. Würde aber sehr gerne auch die Alternative mit roten Linsen probieren.

    Die Fischtstäbchen von Aldi mit so einem Dipp haben ihm nicht geschmeckt.
    Aber ganz vielen andere Dinge.
    Hab hier auch schon einiges nachgekauft und bin immer sehr dankbar für Anregungen und Kauf Empfehlungen.

    1. Hallo Pia,
      Ich bin gespannt auf den Bericht Schule-Lehrer*innen-Eltern-Thematik. Es ist so schön, dass du wieder so oft schreibst. Ich lese so gerne bei dir. Finde es auch immer spannend wie es in anderen Bundesländern mit der Schule generell und auch jetzt zu Corona gehandhabt wird. Mein großer 4. Klasse geht diese Woche ganz normal zur Schule 8 – 13 Uhr. Nächste Woche ist er dann komplett zu Hause und die andere Hälfte seiner Klasse geht. Außer die 4. Klassen gehen in der Grundschule noch keine weiteren Klassen. Die Erstklässler sollen am 8.6 starten bzw. die Woche drauf jenachdem welche Gruppe sie sind. Da wird sich mein kleiner freuen. Der vermisst die Schule sehr.

  2. Liebe Pia,
    ich bin schon sehr gespannt auf den Roman zum Thema Schule, Lehrer, Eltern. ;)
    Sehr schön, dass du wieder regelmäßig schreibst. :)
    Liebe Grüße Janne

  3. Deine Gräte könnte meine Nichte sein. Bei der herrscht grade auch das Gefühlschaos bezüglich der Schule. Für sie geht es aller voraussicht nach am 25.5 oder 2.6.wieder los und sie ist auch hin und her gerissen zwischen Vorfreude und panischer Angst. Die Ungewissheit was sie erwartet macht sie fertig. Seit Sonntag reagiert sie mit psychosomatischen Beschwerden und an homeschooling war heute gar nicht zu denken. Sie ist Dauer gereizt die Fliege an der Wand löst im Moment einen Nervenzusammenbruch aus. Für Freitag hat die Klassenlehrerin eine Telefonkonferenz für die Kinder angesetzt um sie auf die neue Situation vorzubereiten und Mut zu zu sprechen. Scheinbar reagieren viele Kinder aus der Klasse mit Panik vor der neuen Situation. Wir hoffen, daß die Konferenz ein bisschen Entspannung bringt.
    Ich drück dir und der Gräte die Daumen das ihr gut durch den ersten Tag kommt.

  4. Hallo Pia,
    Ich bin mal gespannt auf Deinen Bericht. In Deutschland gilt ja nach wie vor die Meinungsfreiheit, also kann man sagen, was man denkt. Und wer nicht Deiner Meinung ist, kann ja seine Meinung sagen, aber muss ja nicht erwarten, dass seine Meinung die Richtige ist. Bei uns auf Arbeit gibt es zu diesem Thema Schule, Eltern, Mütter und die Politik auch viele Meinungen und wir akzeptieren auch, dass aus der jeweils persönlichen Situation, sich auch andere Meinungen bilden können. Also ich bin gespannt zu lesen, was du zu sagen hast.
    Genießt euren Tag. LG Mandy

  5. Ich habe gerade schon geschaut, ob er vielleicht schon online ist. Ich mutmaße schon, in welche Richtung es geht. Ist noch besser als der Brotdosen-Blockbuster (BBB).

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