Mein Monat. Lasst uns feiern!

Der 1. November. Der erste Tag eines neuen Monats. Meines Lieblingsmonats. Das bunte Laub, durch das ich heute morgen beim Laufen geraschelt bin und der Bratapfeltee am Abend. Die Filzhausschuhe habe ich ehrlicherweise schon seit Anfang Oktober an, aber seit gestern leuchtet wieder unsere große rote Laterne vorm Haus und es ist windig und ach .. ich mag den November einfach.

Okay, ich gebe zu, zum Lieblingsmonat ist er schon sehr früh avanciert und nicht nur möglicherweise hängt das mit der Tatsache zusammen, dass ich Ende November Geburtstag habe. Dieses Jahr werde ich 42. Die Antwort auf alle Fragen.

In den vergangenen Jahren habe ich das nicht wirklich gefeiert. Wie der geneigte Leser zwischen den Zeilen erkannt haben mag: mit ging es gar nicht gut. Mental.

Das hat sich geändert und zwar eklatant. Manchmal erschrecke ich vor meiner neu gewonnenen Energie noch selber, stehe erstaunt da und frage mich, wie ich das alles eigentlich jetzt geschafft habe. Und dann auch noch so schnell, so gut, so effizient. Who is that bitch? (Ich habe im Übrigen nach wie vor das CFS, aber komme inzwischen soviel besser damit durch den Alltag.)

Na ja, jedenfalls hab ich ne Menge geändert. Früher habe ich ständig versucht mich selber zu optimieren und ständig zu steigern. Ob es das Laufen war, die Curly Girl Methode, die Ernährung oder – Achtung, wild! – das Elternsein. Immer mehr, schneller, intensiver. Es gab im Grunde nie ein Ziel, weil ich ja permanent versucht habe noch einen drauf zu setzen. Das kann sehr schnell sehr ungesund werden!

Nach einem harten Break konnte ich dann nach und nach einen für mich guten Rhythmus finden.

Laufen

Ich laufe so oft ich kann und Lust dazu habe. Manchmal zwei Woche gar nicht. Manchmal jeden Tag. Ich gehe nie mit einem „Morgen geh ich Laufen!“ ins Bett, sondern wache mit einem „Heute hab ich (keinen) Bock zu laufen.“ auf. Ich laufe nicht mehr auf Zeit, sondern auf Distanz. Beziehungsweise einfach so weit und lang wie ich Bock habe. Ja, ich guck mir dann auch mal die Zeit an, aber ich beeinflusse sie nicht mehr aktiv. Also keine Trainingspläne, kein Intervalllauf … einfach Kopf frei laufen. Und das ist super.

Curly Girl Methode

Ich habe die ganze Zeit nach der Methode gepflegt, was dazu geführt hat, dass ich nur noch einmal die Woche Haare waschen muss. Allein das ist schon so ein unfassbarer Gewinn für meine Kopfhaut und mein Zeit-Management. Heißt unterm Strich: ich mach einmal die Woche das große Programm mit Styling und föhnen, trage die Haare 2-3 Tage offen und knuddeln sie dann zu einem Undone Bun. Perfekt. Keine Idealisierungsversuche mehr.

Ernährung

Dem ein oder anderen ist es auf Insta schon aufgefallen: ich hab ein wenig Gewicht reduziert. Das ist aber jetzt schon 1 Jahr her und seitdem halte ich mein Gewicht ziemlich zuverlässig. Der große Sohn ist ja Veganer, was dazu geführt hat, dass wir sehr viele tierische Produkte gar nicht mehr im Haus haben. Mein anfänglicher Versuch es ihm gleichzutun ging etwa 3 Monate gut, dann hat mich der Verzicht zu hart gecatcht. Nein, ich bin (noch) nicht stark und weit genug, mich ausschließlich vegan zu ernähren. Aber ich achte sehr auf gute Alternativen und koche ja ohnehin vegan. Tierische Produkte für mich bzw. den Rest der Familie wähle ich also gezielt und nach Abwägung.

Elternsein

Ich bin in der sehr glücklichen Lage, meine Kinder bis zum Ende ihrer Grundschulzeit täglich ab Mittag begleitet haben zu können. Das war von uns bewusst so entschieden und hat natürlich auch Entbehrungen mit sich gebracht. Aber um ehrlich zu sein: erfüllend ist das für einen hoch-aktiven
Menschen wie mich nicht auf Dauer. Regelmäßige Kommunikation und Austausch mit Erwachsenen … hat gefehlt. Freiraum, Konzentration, produktiv sein … hat gefehlt. Das Gefühl Teil einer Wertschöpfungskette zu sein … hat gefehlt.
All das hab ich jetzt wieder. Die Kinder haben die Umstellung super mitgemacht, sind mir große Hilfen und erleben ihre Mutter als selbstständige, unabhängige und aktive Frau. Nicht ganz unwichtig, in der Zeit der Pubertät!

Also, im Grunde hat krampfhafte Selbstiotimierung gar nichts positives bewegt. Individualität, tägliches Abwägen „Was braucht und will ich heute?“ allerdings schon. Es ist wie ein harter Reset. Ich plane keine Me-Time, ich nehme sie mir einfach. Bäm. That’s it.

Und dieses Jahr – um mal wieder den Bogen zum Anfang zu schlagen – nehme ich mir das ganze Recht heraus, mich und meinen Geburtstag feiern zu lassen. Nach 30 Kindergeburtstagen in 13 Jahren bin ich dran. Deshalb erkläre ich den November offiziell zum Geburtstagsmonat, an dem ich mich jeden Tag irgendwie selber feiern werde, um mich dann am Tag der Tage von anderen feiern zu lassen.

Völlig egoistisch nehme ich mir das Recht heraus, eine Erwartungshaltung zu haben. Ich will mir nicht selber einen Kuchen backen müssen. Ich will mir nicht selber Ballons und Blumen schenken müssen. Ich möchte mal wieder was geschenkt bekommen, über das sich jemand Gedanken gemacht hat und nicht nur, weil ich es mir gewünscht habe.

(Bevor jetzt wieder blöde Fragen kommen, ob ich keinen Mann hätte: hab ich. Der gibt jedes Jahr sein Bestes mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Aber ebensowenig wie ich für die Kindergeburtstage allein verantwortlich bin, ist er für meinen allein verantwortlich.)

So, there she said it: Ich werde 42. Die Antwort auf einfach alles. Feiert mich!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „Mein Monat. Lasst uns feiern!

  1. Es ist so erfrischend von dir zu lesen und deiner neuen Gelassenheit. Ich merke mit jetzt 38 Jahren (und auch 3 Kids die 12,9,3 sind) dass ich auch immer mehr dahin komme und mich auf die nächsten Jahre in Familie freue! Deinen Blog lese ich schon ewig und freu mich über weitere Texte. Sei lieb gegrüßt. Luisa (insta: kirscheplus3)

  2. Liebe Pia,
    das liest sich alles ziemlich großartig.
    Ich freu mich sehr, dass Du aus dem Tief herausgefunden hast und es Dir und Euch allen grad so gut geht.
    Ich werde ja auch noch 42 und ich glaube echt, das stimmt oft, dass es mit den vierzigern dann echt richtig gut wird. 😊

    Lass Dich feiern 🎉
    Du rockst!!

    Liebe Grüße

  3. Happy Geburtsmonat! Und Glückwunsch zur neuen Gelassenheit! Ich mochte den November eigentlich nie besonders gerne, jetzt aber ein Bisschen mehr :)

  4. Das klingt alles unfassbar gut, Pia. Auf die 42. Mit mehr Gelassenheit. Tolle Ziele. Also ja eigentlich keine Ziele. Ach, du weißt schon. Ich mag deine Einstellung hoffe, dass ich (mit ebenfalls 42) irgendwann auch zur Gelassenheit finde. Aber Männer brauchen bekanntlich ja immer etwas länger.

    Einen famosen Geburtstagsmonat wünsche ich dir! :)

  5. So schön zu lesen! Auf dich und deinen November. Ich lese hier seit 9 Jahren mit. Ich habe auch zwei Jungs und 1 Mädchen, 8, 6 und neugeboren und schwanke immer zwischen Genuss und Aufopferung. Außerdem tendiere ich total zu Perfektionismus bei allem, was ich anpacke, und das ist so so anstrengend. Mehr Mittelmaß, mehr Individualität, das klingt gesund und glücklich :)

  6. Schön, dass Sie Ihren Sohn so toll dabei unterstützen sich vegan zu ernähren! Mein Mann lebt schon länger vegetarisch, während ich als „Flexitarierin“ noch den richtigen Weg für mich suche.
    Können Sie vielleicht anderen CFS-Betroffenen, zu denen ich auch gehöre, erzählen was Ihnen im Alltag hilft und wie Sie es geschafft haben Ihren Zustand zu verbessern?

    Lassen Sie sich zum Geburtstag ordentlich feiern! :)

    1. Leider habe ich dieses Kommentar erst jetzt entdeckt. Sorry dafür.
      Mir hat vor allem ein sehr regelmäßiger Alltag mit einer festen Mittagspause sehr geholfen. Frische Luft wann immer möglich. In der Zwischenzeit, mit einem nahezu Vollzeitjob und dem ganzen Rest hinten dran, gehe ich einfach sehr früh ins Bett, lege Ruhepausen ein, wann immer möglich und ernähre mich gesund. Es gibt leider kein Zaubermittel. ES gibt gute und schlechte Phasen.

  7. Ganz zufällig habe ich heute gesehen, dass sie wieder bloggen, das freut mich sehr. Nachdem ich ihrem Blog jahrelang verfolgt habe, hatte ich sie schon vermisst. Ich freue mich sehr wieder von ihnen zu lesen.
    Nordische Grüße von Iris

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