Helikopter- oder Rabenmutter? Entscheidet euch doch mal!

Es gibt diese unsichtbare Linie, die Mütter scheinbar nie überschreiten dürfen. Auf der einen Seite stehen die Helikopter-Mütter – die Übermütter, die sich selbst und ihre Träume hinten anstellen. Auf der anderen Seite die sogenannten Rabenmütter, die ihre Kinder angeblich für die Karriere vernachlässigen. Und irgendwo dazwischen? Da bin ich. Mit einem Bein auf jeder Seite, je nachdem, wen man fragt.

Vom Kinderchaos zur Kundenpräsentation

Als meine Kinder klein waren, wollte ich vor allem eines: für sie da sein. Gleichzeitig war mir klar, dass ich meinen Beruf nicht einfach aufgeben konnte – und auch nicht wollte. Also habe ich freiberuflich als Medien- und Marketingberaterin gearbeitet. Mein eigener Chef. Volle Kontrolle. Klingt großartig, oder?

Die Realität sah natürlich anders aus. Mein Büro war der Esstisch. Meetings wurden unterbrochen von „Mama, ich will noch ein Brot!“ oder einem fröhlich hüpfenden Kleinkind, das dringend meine Aufmerksamkeit brauchte. Ich habe nachts gearbeitet, wenn alle schliefen, und tagsüber jongliert – Kinder, Kunden, Wäscheberge.

„Karriere opfern für die Kinder? Das wirst du irgendwann bereuen!“, hörte ich oft. Und manchmal zweifelte ich wirklich. Stehe ich mir selber im Weg? Ist das der richtige Weg für uns als Familie?

Karriere? Mama kann auch Chef

Vor drei Jahren habe ich die Entscheidung getroffen, wieder in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln. Endlich wieder Agenturluft schnuppern. Meine Kinder waren inzwischen älter, unabhängiger – zumindest theoretisch. Ich wollte wieder Teil eines Teams sein, mehr Struktur im Alltag und die Chance, beruflich noch einmal richtig durchzustarten.

Ich stieg vorerst in Teilzeit wieder ein und leckte Blut. Ein Jahr später arbeitete ich Vollzeit. Noch ein weiteres Jahr später wurde ich zur Führungskraft befördert. Das erste Mal seit Jahren fühlte ich mich wieder richtig frei. Endlich konnte ich die Verantwortung für mich und meine Familie teilen: mit meinem Mann, mit einem tollen Arbeitgeber, mit meinem Team.

Aber statt Applaus gab es neue Vorwürfe. „Jetzt arbeitest du Vollzeit? Wer kümmert sich denn um die Kinder?“ oder „Die Karriere ist dir wohl wichtiger als die Familie?“ Manchmal hätte ich am liebsten laut geschrien: „Kann sich bitte jemand entscheiden?“

Job statt Wellness: Arbeit ist mein Ausgleich

Hier kommt mein Geständnis: Arbeit ist für mich ein Ausgleich. Kein Ort, an den ich flüchte, sondern ein Raum, in dem ich wachsen kann, in dem ich Verantwortung trage, aber eben auf eine andere Art. Und ja, dieser Ausgleich macht mich auch zu einer besseren Mutter.

Natürlich gibt es Tage, an denen alles schiefgeht. An denen ein Kind krank ist, ein Termin kolossal in die Hose geht und ich abends merke, dass ich selbst nur zwei kalte Tassen Kaffee und einen PommDöner „gegessen“ habe. Aber es gibt auch Tage, an denen ich alles unter einen Hut bekomme und abends denke: „Wow, Maschine!“

Zum Glück habe ich einen flexiblen Arbeitgeber, der mich unterstützt. Ob Homeoffice-Möglichkeit, verschobene Meetings oder ein schnelles „Ich muss jetzt los, da ist was mit der Schule“ – ich weiß, wie privilegiert ich bin. Aber ich weiß auch, dass ich das nicht allein schaffe. Es ist Teamwork. Familie, Job, ich selbst – alles muss zusammenarbeiten.

Lass sie reden!

Es hat Jahre gedauert, aber ich habe etwas Wichtiges gelernt: Egal, was du machst, irgendjemand wird es immer besser wissen. Der Trick ist, nicht auf diese Stimmen zu hören. Das klappt natürlich nicht immer. Manchmal liege ich nachts wach und frage mich, ob ich genug bin – für die Kinder, für den Job, für mich selbst.

Aber dann erinnere ich mich daran, dass ich so glücklich bin. Und dass es völlig okay ist, nicht perfekt zu sein.

Mach dein Ding!

Falls du dich manchmal fühlst wie ich – irgendwo zwischen den Stühlen, ständig kritisiert, immer unter Druck – hier ein paar Dinge, die ich dir sagen möchte:

  1. Perfekt ist langweilig. Mach, was für dich und deine Familie passt.
  2. Kritik killt keinen Spaß. Lass sie reden.
  3. Hol dir Hilfe. Niemand schafft das allein.

Am Ende zählt nur eins: Wir sind happy. Und wenn das heißt, ich bin mal Helikopter-, mal Rabenmutter – dann ist das eben so.

Selbstbewusste Grüße

Eure Pia

Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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2 Gedanken zu „Helikopter- oder Rabenmutter? Entscheidet euch doch mal!

  1. Ich finde deine Einstellung super. Ich bin auch Teilzeit-Mutti damit mein Mann Vollzeit-Arbeiten gehen kann, einfach weil die Kita unsere Zeiten vorgibt. Tatsächlich habe ich aber auch keinen mega flexiblen Arbeitgeber, sodass ich ganz froh bin Teilzeit gehen zu können, um so auch nach der Arbeit noch einige Termine zu schaffen. Die Fragen die du dir stellst, stellt sich glaube (fast) jede Mama. Mache ich alles richtig? Kommt jemand zu kurz?
    Aber ich habe zu diesem Thema auch schon gelesen:
    Macht sich ein Mann über solche Dinge die gleichen Gedanken? Würde ein Mann darauf angesprochen werden: wieso gehst du in Vollzeit, du hast doch Kinder?
    Wahrscheinlich nicht. Klischees bestehen halt immer noch. In diesem Sinne, mach dir keinen Kopf, denk wie ein Mann, sollen sie halt reden ;-)
    Du machst es für euch und eure Familie genau richtig!

    1. Du hast vollkommen recht. Einen Mann würde das niemand fragen. Verrückt, eigentlich. Allerdings muss ich hier auch mal eine Lanze für den Arbeitgeber meines Mannes brechen. Seit wir 50:50 machen, hat auch er die Möglichkeit wegen eines Termins oder wenn ein Kind von der Schule abgeholt werden muss, einfach loszufahren. Geht also alles schon.

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