Teenager haben Pläne. Ich hab den Autoschlüssel.

Nahaufnahme einer Frau mit gewellten braunen Haaren, die nachdenklich nach oben blickt und dabei ihre Hand an ihr Kinn legt. Sie trägt einen goldenen Ring am Finger und hat ein leicht schmunzelndes Lächeln im Gesicht. Der Hintergrund ist weich und unscharf, wodurch der Fokus auf ihrem Gesicht liegt.

Eltern sein bedeutet, nach 22 Uhr wach zu sein – aber nicht freiwillig.

Es gibt so Dinge, die stellt man sich vor dem Elternsein ganz anders vor. Zum Beispiel, dass man irgendwann mal wieder früh ins Bett geht, weil die Kinder ja älter werden und selbstständig sind.

Ich lache härter, als ich sollte!

Das Tonstudio als zweites Zuhause – für ihn. Nicht für mich.

Der große Teenager hat vor einer Weile ein Praktikum im Tonstudio gemacht. Seitdem ist das nicht nur sein zweites Zuhause, sondern auch mein zweites nächtliches Ausflugsziel. Am Wochenende hole ich ihn gerne mal gegen Mitternacht dort ab – unter der Woche immerhin „schon“ um 22 Uhr. Ein echter Fortschritt, oder?

Ich frage mich nur: Wann genau bin ich zur Gratis-Taxi-App mutiert? Und warum gibt es für mich keinen Sterne-Bewertungsbogen nach jeder Fahrt? Ich würde eine Rezension schreiben:

⭐⭐⭐⭐⭐ „Netter Service, aber die Öffnungszeiten sind unmenschlich. Fahrerin leicht übermüdet.“

Teenager 2 und das Verkehrschaos auf Rädern

Dann haben wir ja noch Teenager 2. Der, der beschlossen hat, dass Verkehrsregeln eher so als grobe Empfehlung zu verstehen sind.

Ich fahre also gegen 23:30 Uhr los – wohlgemerkt wie besprochen! –, um ihn und seinen Kumpel von einem Freund abzuholen. Alles entspannt, bis ich zwei Gestalten in Schlangenlinien mitten auf der Hauptstraße auf einem E-Scooter auf mich zukommen sehe.

Ich blinzele. Einmal. Zweimal.

Die kenne ich doch!

Hinten drauf: Mein Kind. Helm? Nope. Beleuchtung? Wozu? Lebensmüdigkeit? 10/10.

Und was macht man als Mutter in so einem Moment? Bremsen. Tief durchatmen. Und sich mental auf den Satz vorbereiten: „Äh, Jung, euer Ernst?“ (Spoiler: war ihr voller Ernst. Hab sie dann trotzdem aufgesammelt).

Aber hey, wenigstens kann ich morgens ausschlafen …

… nicht. Weil ich ja nicht nur der Nacht-Notdienst, sondern auch die Morgen-Schichtleitung bin, was soviel heißt wie: Um 5:30 Uhr aufstehen, damit alle drei Teenager irgendwie rechtzeitig das Haus verlassen, um dann selber um 6:45 Uhr im Büro zu sein.

Mein Schlafrhythmus ist ein schlechter Scherz und der größte Hohn, wenn meine Smartwatch mir dann morgens auch noch erzählen will, meine Schlafqualität hätte einen Wert von 90. Die scheint meine Lebensumstände gut zu kennen. Ich lese da ganz klar ein: „Mehr darfst du wirklich nicht erwarten!“ heraus.

Schlaf ist ein Luxus – und meiner heißt Wochenende

Genau deshalb ist ausschlafen am Wochenende mein höchstes Gut. Zum Glück kann ich Schlaf nachholen. Kann wohl auch nicht jeder. Wehe, jemand wagt es, mich unnötig zu wecken. Dann sind wir alle am Ende.

Ich dachte mal, Elternsein bedeutet, dass man irgendwann wieder durchschlafen kann. Dass dabei von ganzen 5 Stunden die Rede war, haben sie alle verschwiegen. Aber da wir ja auch die Baby- und Kleinkindphase überstanden haben, wird das hier vermutlich nur ein weiteres Kapitel im „Das haste dir anders vorgestellt, ’ne?“ Elterndasein sein.

Würde ich es eintauschen? Nein. Auch, wenn ich des Todes müde bin. Denn genau das sind die Geschichten, über die wir später mal lachen werden und an die sich unsere Kinder hoffentlich erinnern werden: Mama war da. Mama hat sich gekümmert. Mama hat sich gesorgt. Mama ist nicht ausgeflippt (was noch zu beweisen wäre!)

Sobald ich endlich ausgeschlafen bin.

Und sich in der Zwischenzeit keiner den Hals gebrochen hat.

Bis dahin: allzeit gute Fahrt!

___

Disclaimer: Ja, der Vater fährt auch los. Nein, der kann die Morgenschicht nicht übernehmen, weil er noch früher im Dienst sein muss. Nein, wir lassen sie nachts nicht mit dem Bus durch die Gegend fahren. Nein, wir verbieten ihnen diese Unternehmungen nicht, weil sie ihnen viel bedeuten und ihrer Entwicklung und mentalen Gesundheit dienen. Support, Rückhalt und Verständnis sind die Grundmauern unseres Verständnisses von Familie. Wenn du andere hast, ist das völlig ok.

Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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5 Gedanken zu „Teenager haben Pläne. Ich hab den Autoschlüssel.

  1. Danke für diesen Einblick. Ich liebs! Ja witzig, dass man nun lange wach bleiben *muss*. Es gibt immer was Neues und jede Phase mit Kindern ist so spannend und schön :-)

  2. Gnihihi! Wollte schon fragen, ob Herr HPunkt die Pappe abgeben musste.

    Unsere Große ist ja erst $K3.age() alt. Da kann man dann meistens noch drüber diskutieren, ob 20:00 Uhr nicht doch reicht (Spoiler: Meistens gewinnen wir). Und im Sommer werden wir da sicherlich auch noch lockerer. Wir sind aber froh, dass ihr Radius mittlerweile so groß ist, dass sie alles, was nicht zu Unzeiten ist, vollkommen selbstständig abreißen kann (zu ihren Fußballspielen komme ich aber dann doch gerne noch mit).

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