Tschüss. Mama macht Workation.

Drei Personen stehen barfuß am Strand und blicken gemeinsam auf das Meer bei Sonnenuntergang – Silhouetten vor farbenfrohem Abendhimmel.

Workation in Holland – eine Woche mit 4 Kollegen, um Abstand vom Büro, der Familie und dem Alltag zu gewinnen. Die Idee war verlockend: Arbeiten in einer entspannten Umgebung, etwas Luft holen, den Kopf freibekommen. Klingt nach dem perfekten Mix aus Erholung und Produktivität, oder? Die Realität sieht dann jedoch oft ein bisschen anders aus, vor allem, wenn man wie ich drei Teenager zu Hause hat, die in dieser mental instabilen Pubertätsphase stecken.

Diese Workation war nur möglich, weil mein Mann mitgezogen hat. Unsere Kinder sind einfach noch nicht alt genug, um eine Woche alleine zu bleiben – und vor allem ist ein Kind auf Medikamente angewiesen, die es nur unter Kontrolle einnehmen darf. Die Verantwortung dafür liegt bei uns, und das lässt sich nicht einfach „abschalten“, nur weil man für ein paar Tage ans Meer fährt. Dazu kommt, dass es immer Themen gibt, bei denen die Kinder eher zu mir kommen, und andere, bei denen sie lieber ihren Vater um Rat fragen. Aber genau diese „Ressource Mama“ war nun einfach nicht verfügbar.

Wir haben es von Anfang an klar kommuniziert: „Ich bin tagsüber nicht erreichbar, ruft nicht für jeden Pups an!“ Und, was soll ich sagen – die Teenager haben sich dran gehalten. Wir haben abends kurz telefoniert und uns kurz über den Tag ausgetauscht.

Trotzdem war ich zwiegespalten. Denn während ich mich auf diese Auszeit gefreut hatte, wusste ich auch, dass es nicht nur meine Arbeit und das Büro gibt, die mich beschäftigen – die Kinder, das ist eine ganz eigene Welt, die in dieser Woche von mir ferngehalten wurde. Natürlich wusste ich, dass mein Mann das gut managed – es geht nicht um Vertrauen. Aber diese ständige Sorge, der Wunsch, zumindest ein Ohr für die Themen zu haben, die sie nicht einfach so mit einem anderen Elternteil besprechen, konnte ich nicht abschütteln. So habe ich in dieser Woche abends zwar den Laptop zugeklappt, aber dann heimlich via WhatsApp mit dem Mann besprochen, wie es den Kindern geht, ob alles mit den Medikamenten funktioniert und ob sie morgens gut loskamen.

Manchmal fühlt es sich einfach so an, als ob es keine klare Grenze zwischen meiner beruflichen Rolle und meinem Muttersein gibt – weil Letzteres einfach immer mitläuft, egal wo ich bin oder was ich gerade tue. Die Workation war gut – keine Frage – aber sie hat mir auch gezeigt, wie sehr meine Mutterrolle mit mir verwoben ist und wie sehr ich mir wünsche, für meine Familie präsent zu bleiben, selbst wenn ich physisch nicht da bin.

Es war eine wertvolle Woche, aber gleichzeitig auch ein echtes Learning: Ab und zu wünsche ich mir als Mutter meinen eigenen Raum, aber kann ihn praktisch kaum annehmen.

Kennt ihr das auch – dieses Gefühl, dass man nie ganz abschalten kann? Dass ein Teil von euch immer auf diese Verantwortung getrimmt ist, die das Kinderhaben nun mal mit sich bringt, egal wo ihr gerade seid?

Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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Ein Gedanke zu „Tschüss. Mama macht Workation.

  1. Ohja das kenne ich zu gut. Dieser Spagat ist oft nicht einfach. Als ich letztes Jahr 4 Wochen zur Reha war, hatte ich zwar die Kinder mit, aber da fühle sich der andere Teil zuhause alleine gelassen. So herum gibt es das also auch. Als Mama und Frau muss man gefühlt immer auf allen Hochzeiten tanzen. Man kann gar nicht anders. Das ist schon manchmal verrückt.
    Das eins deiner Kids so auf Medikamente angewiesen ist, wusste ich noch gar nicht. Ich hoffe es sind keine dauerhaften Geschichten, sondern nur Vorrübergehende.

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