In der achten Klasse …

… führte meine Deutschlehrerin einen Ordner, in dem sie die besten Geschichten, die wir Schüler geschrieben hatten, sammelte. Ich war damals sehr stolz darauf, dass ich mit beinahe all meinen Geschichten – meist Zusatzkapitel zu Büchern, die wir lasen – vertreten war. Obwohl ich ein wirklich schwieriger Schüler war, diskussionsfreudig und aufmüpfig, habe ich den Deutschunterricht geliebt. Jedenfalls so lange, wie wir selber kreativ sein durften.

Besonders angetan hatte es mir damals das Buch „Das Haus der Treppen“ von William Sleator, zu welchem ich gut ein Dutzend weiterer Kapitel schrieb. Als ich das Buch jüngst wieder las, fielen mir diese vielen linierten Blätter ein, die damals auf meinem Schreibtisch lagen, die verschmierte Tinte und die Begeisterung, mit der ich meine Texte meiner Mutter vorlas.

Gerne würde ich noch mal eine meiner Geschichten von damals in die Finger bekommen. Doch wer weiß, ob Frau D. diesen Ordner von damals überhaupt noch besitzt … und ob sie es nicht arg albern fände, wenn ich heute – nach dreizehn Jahren – danach fragen würde.

Frau D. war übrigens damals schon davon überzeugt, dass ich mal ein Buch schreiben würde, auch wenn ich immer vehement dagegen hielt. Ich weiß noch wie sie sagte, dass man da ja selber gar keinen Einfluss drauf hätte. Das würde einfach so passieren.

Ich hab ihr einen Vogel gezeigt. Natürlich versteckt. Und mich innerlich über soviel Vertrauen in mein Schreiben gefreut.

Letzte Woche fand ich einige Disketten, auf denen Namen von Geschichten stehen, die ich mit vierzehn, fünfzehn mal geschrieben habe. Ja, glauben sie denn, irgendjemand in meinem Umfeld hätte noch ein Diskettenlaufwerk? Pustekuchen!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „In der achten Klasse …

  1. Hallo Frau Pia,

    wenn Sie es schaffen mir die Daten die sich auf den Disketten befinden per Mail zu schicken. Brenne ich sie Ihnen natürlich gerne auf eine CD-ROM (so ein in wenigen Jahren ähnlich altertümliches System wie heute Disketten).

  2. Ich fände du könntest die Lehrerin ruhig mal besuchen und sie nach den Texten fragen. Du könntest ihr doch eines deines neuen Buches als Geschenk mitbringen. Ich glaube sie würde sich seeehr freuen.

  3. Aha. Ich sehe schon: Wenn das Buch dann raus und ein Bombenberfolg ist und Pia zur neuen „Pi Käi Januzek“ wurde, kommt das Frühwerk aus der achten Klasse auf den Markt.

    Bekomme ich eigentlich auch eine Widmung, wenn ich das Buch hier kaufe und dann mit frankiertem Rückumschlag nach Troisdorf schicke?

  4. Wir haben sowas in Deutsch nie gemacht… :( Nur ich zuhause manchmal ein bisschen, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass meine Deutschlehrer oder der Lehrplan schuld ist, dass aus mir nix geworden ist :) Freu mich aufs Buch!

  5. In weiser Voraussicht habe ich vor fast einem Jahr mir einen Computer mit Diskettenlaufwerk zusammengestellt. Sofern die Diskette noch funktioniert kann ich ihnen auch aushelfen.

  6. Ich hab jetzt hier leihweise nen USB-Disketten-Dings geordert … wofür haben wir hier inner Firma son tollen Technik- und IT-Support :)

    Marc: Wer oder was ist Pi Käi???

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