Als ich aus dem U-Bahnschacht komme, steht vor mir ein Mann mit einem schwarzes Holzkreuz, auf welchen steht: „Wer für das Militär ist, bringt tausende Unschuldige unter die Erde.“ Er hält mir einen Zettel entgegen und ich schüttel´ den Kopf. Den gelesenen Satz kann man interpretieren wie man will, ich teile ihn nicht, nicht einmal in Ansätzen.
Auf der Domplatte haben sich einige Menschen versammelt, die ich ohne ihre Plakate wohl als Hippies oder Ökos abstempeln und weitergehen würde. Sie schunkeln wie in Trance hin und her, brummen irgend ein Mantra vor sich hin und sehen sonst auch nicht sehr kommunikativ aus.
Vor dem Dom stehen einige kleine Grüppchen Soldaten im großen Diener. Ach ja, schießt es mir durch den Kopf, Soldatengottesdienst.
Plötzlich stellt sich ein junger Mann in meinem Alter vor mich, lächelt und sagt: „Guten Morgen liebe Freundin, sei mit uns gegen den Soldatengottesdienst.“ und hält mir eine Zettel hin. Ich starre auf den Zettel vor mir und lese die alles entscheidenden Worte.
Sofort schießen mir die Tränen in die Augen und ich funkel´ den jungen Mann an. Er solle mir besser aus dem Weg gehen und seinen Propaganda-Scheiß an Menschen verteilen, die eben so zu engstirnig und verbohrt sind, um sich einmal mit den Aufgaben und Aufträgen der Bundeswehr auseinander zu setzten. Er soll ruhig weiter im Glauben sein, der Soldat mache den Krieg aus. Er solle auch weiterhin glauben, dass wir in einem militaristischen Staat leben, in welchem Generäle und Stabsdiener entscheiden, ob wir Krieg führen und ob wir lieber die Niederlande oder Belgien angreifen sollen, je nachdem, wo der Kaffee gerade günstiger ist.
Ich bin so wütend und aufgewühlt, dass ich nach Luft japsen muss, wie ein kleines Kind, dass eine Stunde am Stück geweint hat.
Nein, der junge Mann kann meine Aufgebrachtheit sicher nicht nachvollziehen, aber ich bin mir dennoch sicher, dass er sich nicht wirklich die Mühe gemacht hat, über das, was er da schlecht predigt, zu informieren. Ich erinnere mich an die letzte Anarchie-Demo, hier in der Innenstadt, als man mir mein Auto mit Pazifisten-Plakaten zu gekleistert hatte. Da ging es wenigstens noch gegen alles: Staat, Regierung, Polizei, Zoll, Bundeswehr etc.
Ich schau den jungen Mann mit meinem verheulten Augen an und meine, vielleicht etwas zu kühl und hart: „Wie können Sie etwas verurteilen, was Sie nie versucht haben, zu verstehen?“ Der junge Mann starrt mich mit offenem Mund an, zieht langsam seinen Zettel zurück und sagt: „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht aufregen.“
Ich treten einen Schritt zur Seite und gehe weiter.
Wenn ich für oder gegen etwas Demonstriere, dann doch mit Herzblut, so sollte man meinen. Nun ärgere ich mich nicht nur über die Demonstranten, sondern auch noch über den jungen Mann, der sich dafür auch noch bei mir entschuldigt …
Ich werde hier nun nicht die zahlreichen humanitären Einsätze der Bundeswehr aufzählen. Ich werde auch nicht erwähnen, dass Bundeswehr-Soldaten ihr Leben für andere Völker riskieren, weil sie sich in deren Länder für Recht, Ordnung und Freiheit einsetzen, die wir für uns als völlig normal ansehen.
Ich weiß aus eigener Beobachtung, dass der Großteil der Bloggersphäre selber pazifistisch veranlagt, wenn nicht sogar überzeugte Pazifisten sind. Viele sind absolut anti-militärischer Gesinnung.
Daher sei deutlich hervorgehoben: Ich möchte mit diesem Beitrag definitiv keine politische Diskussion entfachen!
Dieses Erlebnis habe ich hier thematisiert, weil es mich emotional sehr stark getroffen und bewegt hat. Die Kommentarfunktion habe ich deaktiviert, um eben oben genannte Diskussionen hier zu vermeiden. Wer dennoch seine Meinung zum Thema los werden möchte, darf dies gerne per Email oder mit einen eigenen Blogeintrag tun.
Meinungen:
comdoxx – Standpunkt, meiner.
snailonline – Unsere Armee
kaotisch – Demonstranten
beamtendreikampf – hier die Klatschmohnblüte anstecken, bitte
.hash – just my 2 cents
3 Gedanken zu „Suum Cuique“
Kommentare sind geschlossen.