Befreiende Erkenntnisse

Vor einem halben Jahr begaben wir uns mit dem Quietschbeu in die Hände eines Medizinisches Versorgungszentrum für Kinderheilkunde. Dazu gehören Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin, Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Fachärzte für Neurologie sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Es war unser Kinderarzt, der uns dort hin überwiesen hatte.

Der Quietschbeu war zu diesem Zeitpunkt äußert unglücklich, voller Weltschmerz und schien zeitweise richtig depressiv. Wir sorgten uns sehr, immerhin war der Papa aus dem Ausland zurück und es hatte sich dennoch keine Besserung eingestellt. Er war körperlich unruhig, sehr laut, suchte krampfhaft die Nähe und Aufmerksamkeit seiner Erziehern und sonderte sich von den Kindern seiner Gruppe eher ab. Anfang des Jahres war er bei den Entwicklungstest im Kindergarten durch Nervosität und Unkonzentriertheit aufgefallen. Der Begriff „nicht schulfähig“ fiel das erste Mal. Als ich ihn fragte, warum er bei dem Test nicht mitgemacht hätte, antwortete er mir, dass sei Babykram gewesen. Nun gut. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es trotzdem Momente gäbe, in denen man Dinge tun muss, die man schon gut oder lange kann. Es fielen folgend auch Begriffe wie AD(H)S und Asperger-Syndrom. Wenn man will konnte man immer irgendwelche Punkte finden, die zur einen oder anderen Diagnose passten, weshalb wir dann den Kinderarzt aufsuchten. Knapp ein Jahr vor der Einschulung war so noch genug Zeit, um ihn gegebenenfalls entsprechend auf eben diese vorbereiten zu können, sollte er Defizite in diesem oder jenem Bereich haben, oder ihn sogar tatsächlich zurückstellen zu lassen.

Unser Kinderarzt machte ein paar Tests mit ihm und stellte schnell klar, dass er bei unserem Sohn weder Anzeichen für AD(H)S noch für Asperger oder eine andere Wahrnehmungsstörung finden konnte. Was ihn aber besorgte, war der emotionale Zustand des Quietschbeus, der ja irgendeinen Ursprung haben musste und vermutlich unterm Strich Auslöser für sein unruhiges und unkonzentriertes Verhalten sei. Wir sprachen auch erneut über seine Hochsensibilität. Im Verlauf des Gesprächs sagte der Arzt: „Für Hochsensibilität gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Tests und somit auch keine belegbare Diagnose. Damit werden sie also bei den Schulen kein Verständnis für auffälliges Verhalten bekommen.“ Wir gingen also zu den oben genannten Fachärzten, wo der Quietschbeu und ich ein Erstgespräch mit einer Psychologin führten, um die „Probleme“ deutlich zu machen. Daraufhin bekamen wir einen Zeitplan, der sich auf 4 Monate erstreckte, und der diverse Test- und Gesprächstermine enthielt. Außerdem waren Familienberatungsgespräche Bestandteil dieses Plans.

In den vergangenen Monaten machte der Quietschbeu also einen Intelligenztest, den WET-Test (ein Verfahren zur Erfassung des allgemeinen Entwicklungsstandes bei Kindern von 3 bis 6 Jahren) und hatte Termine für spielerische Gesprächsstunden, in denen er u.a. seine Familie als Tiere malen oder ein Szenenbild aus seinem Alltag mit Figuren, Formen, etc. darstellen sollte. Zudem erhielten wir Eltern und seine Erzieher umfangreiche Fragebögen bzgl. seines Verhaltens im Familienumfeld und im Kindergarten.

Der Quietschbeu liebe diese Termine. Er war vorher Feuer und Flamme, machte jedesmal mit Begeisterung mit und sprühte noch Tage später vor Euphorie und Freude. Da wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, dass ihm das „gefordert werden“ unendlich gut tut. In derselben Zeit begann er mit den komplexen Lego-Bauten und wollte Zahlen und Buchstaben lernen. Beides gewährten wir ihm. Im Kindergarten wendete er sich neuen Herausforderungen durch Lernmaterialien für (Vor-)Schulkinder zu. Mit den Wochen wurde er immer ruhiger, entspannter und ausgeglichener. 

Ich erhielt als Zwischenfeedback, dass er alle Aufgaben schnell und mit Begeisterung lösen würde. Er wäre in den Stunden (teilweise Doppelstunden) fröhlich und würde viel lachen. Merkmale von AD(H)S könne man überhaupt nicht erkennen. 

Ich machte mir eigentlich nur noch wenig Sorgen um die bevorstehende Einschulung. Dann kam die Sprachstandfeststellung in der Grundschule. Ich holte ihn mittags aus dem Kindergarten ab und fuhr mit ihm zur Grundschule. Er war gut gelaunt und freute sich bereits auf den Test. Er steht auf Testsituationen. Kann man gar nicht anders sagen. Er ging in den Raum und kam 20 Minuten später wieder grinsend heraus. Dann musste ich mit in den Raum und erfuhr, dass er „herum gezappelt“ und keine Körperspannung habe und unkonzentriert gewesen sei. Auf meine Frage, wie denn der Sprachstand wäre, erhielt ich die Antwort, dass die nicht zu beanstanden sei. Aber mit seinem nervösen Verhalten wäre er „kaum beschulbar„. Ich hätte in Tränen ausbrechen können. Man legte mir einen AD(H)S-Test und einen Test zum sozial-emotionalen Entwicklungsstand nahe. Außerdem solle er Sport treiben. Ich erwähnte kurz, dass wir die Test alle bereits gemacht hätten, aber die Auswertung noch aussteht.

Diese war heute.

Ich war heute Morgen ehrlich gesagt irgendwo zwischen hysterischer Freude und Panik. Endlich würden wir irgendein Ergebnis bekommen. Würden wir doch, oder? Meine größte Angst war, das man mir sagen würde, mein Sohn sei „völlig normal“, weil … was hätten wir dann tun können, um sein scheinbar immer wieder auffälliges Verhalten zu kompensieren? Wie würden wir ihm helfen können? Und ja: auch keine Rückstellung ohne Diagnose. Wobei ich mir zu diesem Zeitpunkt schon sicher war, dass eine Rückstellung das Falscheste sein würde, das man ihm antun kann. Ich rechnete so ziemlich mit allem. 

Um nun aber mal auf den Punkt zu kommen: Der Quietschbeu befindet sich auf einer deutlich weiteren sozial-emotionale Entwicklungsstufe, als Gleichaltrige. Die Ärztin nannte das die „medizinisch-wissenschaftliche Übersetzung von Hochsensibilität“. Hochsensible Kinder wären in ihrer emotionalen, sozialen und empathischen Entwicklung meist deutlich weiter, als Altersgenossen. Viele zudem auch noch Hochbegabt. Der Quietschbeu hat einen hohen IQ, den sie gerne in einem Jahr, wenn er lesen und schreiben kann, mit einem anderen Testverfahren erneut prüfen würde. Dafür sehe ich aber nach dem heutigen Gespräch keine Veranlassung mehr. Zahl ist Zahl und macht mein Kind unterm Strich auch nicht un-/glücklicher.

Er ist oft unterfordert. Nicht nur im intellektuellen Bereich, sondern viel mehr im sozial-emotionalen Bereich. Seine altersgleichen Spielkameraden denken und handeln oft ganz anders als er, sind weniger empathisch und haben noch nicht dieses ausgeprägte Ich-Du-Wir-Bewusstsein, wie es der Quietschbeu bereits hat. Darum fühlt er sich unverstanden und anders, weshalb er sich oft abgrenzt und die Nähe zu Erwachsenen sucht. Unterforderung wiederum führt bei ihm zu Unruhe und Zappeligkeit. Seine audio-visuelle Wahrnehmung ist sehr ausgeprägt, weshalb er in Situationen, die ihn nicht richtig fordern, schnell abgelenkt und unkonzentriert ist. Wir werden noch einen speziellen Hörtest machen lassen, der eine mögliche Geräuschempfindlichkeit messbar macht und ihm das Tragen eines Gehörschutzes während des Unterrichts ermöglicht (in vielen Schulen wird das wohl ohnehin schon praktiziert). Außerdem wird er Ergotherapie bekommen, um Konzenrationsstrategien zu erlernen und sein Selbstbewusstsein zu stärken. Ganz wichtig ist die Förderung und Befriedigung seines Wissenshungers. Was er wissen und lernen will, sollen wir ihm auch bieten. Wenn er lesen und schreiben will, sollen wir ihm soviel Hilfestellung geben, wie er sie von sich aus einfordert. 

Was mir noch etwas Bauchweh bereitet, ist seine Trennungsangst, die sich aber nur auf mich bezieht. Er hat einen sehr starken Beschützerinstinkt im Bezug auf mich entwickelt, den wir nun aktiv Stück für Stück lösen sollen. Das heißt auch, dass ich ihn mal in Situationen alle lasse soll, in denen er das nicht will. Ein erster Schritt wird die Ergotherapie sein, zu der er ja alleine gehen wird und ich in dieser Zeit dann eben nicht im Wartezimmer sitzen werde. Ein weiterer wird dann vielleicht ein Sportverein oder die Musikschule sein. Da müssen wir noch gemeinsam schauen, was er lieber machen möchte.

Es ist für uns sehr befreiend nun eine Erkenntnis über die Ursprünge seines „auffälliges Verhaltens“ und seiner Unzufriedenheit – die ja mit neuen Herausforderungen wie z.B. komplexen Lego-Bauten, Buchstaben lernen, etc. deutlich nachgelassen hat – zu haben. Auch die Tatsache, dass wir als Eltern richtig gemacht haben, was wir eben richtig machen konnten, hat mir sehr viel Sorge und Selbstzweifel genommen. Mit einer entsprechenden Miteinbeziehung seiner Erzieher und Lehrer sollte seine „Beschulung“ also keinerlei Problem darstellen.

Nun fragen Sie sich vielleicht, warum ich nicht früher über diese Test- und Gesprächsreihe geschrieben habe. Das hat zweier Gründe:

  1. hörte ich schon wieder die „Lasst doch Kinder mal Kinder sein!“-Chöre, immer von Leuten geäußert, die weder mein Kind noch sein Seelenleben kennen.
  2. wollte ich einfach ein Ergebnis abwarten. Alles andere hätte nur zu wilden Spekulationen geführt.

Im Grunde wäre mir seine „Andersartigkeit“ auch egal gewesen, wäre er nicht so offensichtlich unglücklich gewesen. So wissen wir nun, woher das ganze rührt und können ihn entsprechend fördern und die Knackpunkte, wie die audiovisuelle Überreizung und die daraus resultierende Unkonzentriertheit, mit entsprechendem Strategietraining aufarbeiten und den bevorstehenden schulischen Druck schon im Vorfeld etwas lindern. Für eine glücklichere und ausgeglichenere Kinderseele unseres Sohnes.

Im Anschluss an das heutige Gespräch musste ich erstmal vor Erleichterung heulen. Sie glauben gar nicht, wie viele Sorgen und Ängste ich in den letzten Monaten ausgestanden habe. In vielerlei Hinsicht. Nun können wir unserem Kind die Hilfe und Unterstützung bieten, die es wirklich braucht UND allen offiziellen Stellen etwas schwarz auf weiß vorlegen, auf das ihm das Stigma des „auffälligen Kindes“ erspart bleibt.

Da ist gerade ganz viel Dankbarkeit für diese großartigen, einfühlsamen und fachlich-kompetenten Ärzte, sie uns und unsere Sorgen zu jedem Zeitpunkt erst nahmen und die unser Sohn so schnell ins Herz geschlossen hat. 

Danke!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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43 Gedanken zu „Befreiende Erkenntnisse

  1. Wir stecken in einem Geflecht aus Tests, Arztbesuchen, Untersuchungen, Beurteilungen… ich weiß genau, wie du dich fühlt. Unser Kleener ist ja nur anderthalb Monate jünger und soll auch im kommenden Jahr eingeschult werden. Der Eignungstest wird, meiner Meinung nach, hier viel zu früh durchgeführt – dort wurde dann von Konzentrationsschwäche und Sprachschwierigkeiten etc etc berichtet, trotzdem hieß es „schulfähig“. Ganz simpel, ohne weitere darauf einzugehen. So in der Art: Mit dem werden wir auch noch fertig.

    Der Kleene hat eine Integrationshilfe, die viel bewirkt hat. Er spielt im Kindergarten immer viel neben den anderen, lässt aber deutlich mehr Nähe zu als noch vor anderthalb Jahren. Er war lange hinterher, was sprechen anging, durch gefühlte ewige Termine bei der Logopädie hat sich das gut gebessert, wodurch es selten geworden ist, dass man ihn nicht versteht. Ergotherapie haben wir durch, ich bin mir nicht so sicher, wie viel es gebracht hat, weil ich den Sinn der Übungen als ziemlich zusammenhangslos empfand. Nun ja.

    Jetzt sind wir bei einer Jugendpsychologin, ein Termin ist noch offen, plus die Auswertung – und ich hab jetzt schon regelrechten Schiss vor dem, was die uns erzählen werden. Fakt ist, dass sich der Kleene in der Vorschule super macht – aber die Gruppe besteht aus nur 6 Kindern. Ob er sich in einer großen Klasse behaupten kann? Vielleicht. Aber auf dem Schulhof? Ich befürchte, die Antwort darauf muss „Nein“ lauten.

    Ich drücke dich einfach mal!

  2. Liebe Pia,
    könntest du mir ne Mail schreiben was du beim Arzt gesagt hast oder so wegen der Tests und Überweisung? Ich sehr immer wider Sam in deinen Erzählungen und auch das mit den Schultern Test. Uns wurde das gleiche gesagt. Aber mein alter Arzt und der neue stempeln Sam als unerzogen ab. Er wäre so zappelig weil wir nicht durchgreifen. Er müsse strenger erzogen werden. Ich wäre dankbar. Den ich finde aß er wegen seinen wissendurst nicht zurück gestellt werden darf und er auch nicht als Sonderschulkind behandelt wird…. bin da langsam an verzweifeln und an selbst Zweifel ob ich wirklich falsch erzogen habe :(

  3. Hach, das klingt so schön. Auf so vielen Ebenen. Und den Stein hab ich bis hier vom Herzen plumpsen hören!

    Dass ihr euch große Mühe geben würdet, der „Andersartigkeit“ auf den Grund zu gehen, ist keine Überraschung. Aber dass ihr tatsächlich so tolle Unterstützung bekommen habt, ist einfach nur super! Natürlich ist es auch irgendwo traurig, dass ihr es erst „Schwarz auf Weiß“ braucht, dass er eigentlich gar nichts hat.

    (Ich krieg meine Gedanken gerade nicht richtig sortiert, aber ich wollte dich wissen lassen, wie sehr ich mich freue.)

  4. Liebe Pia, habt ihr denn schon eine Schule für den Quietschbeu im Auge? Bzw. habt ihr dahingehend überhaupt Wahlmöglichkeiten? Ich könnte mir vorstellen, dass es für ihn und für euch mit einer Regelschule schwierig werden könnte. (Hört man ja schon an dem Wort „Beschulung“. Hat für mich immer wenig damit zu tun, Kinder mit ihrem aktuellen Entwicklungsstand abzuholen und zu begleiten. Aber das steht und fällt ja auch mit dem Lehrer.) Vielleicht wäre eine Schule mit einer freieren pädagogischen Ausrichtung etwas für ihn.

  5. Das ist das Wichtigste: ihr habt eure Empfindungen und die eures Sohnes wahr- und ernstgenommen! Schön, dass dem Quietschbeu „geholfen“ werden kann!

  6. Ah, das freut mich richtig für euch! :D Vor allem, dass ihr wirklich gute Ärzte erwischt habt – an entsprechendem Einfühlungsvermögen der Fachleute hapert es nämlich häufiger als man denkt.

  7. Hallo,
    wir kennen das auch, dass viele Leute das Kind kurz sehen und mit Verdachtsdiagnosen um sich hauen- und keiner von diesen Fachleuten schaut, was das mit dem Kind und den Eltern so anstellt…
    Wir lassen auch grade sämtliches überprüfen, einfach, weil wir klarheit haben möchten, um zu schauen ob und wenn ja was und wie bestmöglich fördern können- damit unser Kind nicht unglücklich wird/ist.

    Manchmal reicht es eben nicht die Kinder einfach mal machen zu lassen- mussten wir schmerzhaft beim großen Kind lernen, wo alle sagten: ne alles super, Sie übertreiben, alle Sorgen sind unbegründet etc.und dann kam der Einschulungstest und wir bretterten gegen eine plötzlich uaftauchende Wand, weil unser Gefühl doch richtig war. und das letzte Jahr vor der Einschulung vergeht verdammt schnell, so dass gar nicht soviel Zeit bleibt um dann noch ideal zu fördern… Wir haben grade noch so die Kurve bekommen, bei Kind 2 soll uns das nicht passieren…

    Ich denke es ist wichtig, dass wir Eltern uns mehr auf unser Bauchgefühl verlassen und uns da zum einen nicht von Außenstehenden verrückt machen lassen sollten, wenn wir denken alles ok, dann nicht irre werden, wenn plötzlich Außenstehende aufgrund von Momentaufnahmen Verdachtsdiagnosen raushauen….
    Auf der anderen Seite solltenw ir uns aber auch nicht verunsichern lassen, wenn wir denken, dass etwas überprüft werden sollte und dann andere aufschreien: Lasst das Kind doch Kind sein!“

    Wir Eltern kennen unsere Kinder am besten und sollten am besten Einschätzen können, was sinnvoll ist. Hört aufs Bauchgefühl!

  8. Liebe Pia,
    das freut mich sehr das sich alles so gut geklärt hat.
    Mein Sohn hat es übrigens sehr geliebt zu Stricklieseln. Das hat ihn früher ganz Zen gemacht.
    Sport und Musik sind auch tolle Möglichkeiten- hat bei uns leider nicht funktioniert damals weil mein Sohn nirgends hinwollte. (Der hatte genau im Gegenteil zum QB was gegen diese Test und Wettbewerbssituation)
    Wegen der sozialen Komponente sind natürlich manchmal Vereine sinnvoll- aber da den passenden zu finden ist auch nicht immer einfach. Meine Tochter hat da für sich großen Gewinn draus gezogen – sie hat mit Klettern angefangen und macht das bereits seit 6 Jahren und hat dann auch sehr früh mit Trainerlizenzen angefangen und ist da sehr eingebunden.
    Ich kenn auch Kinder für die Pfadfinder genau das richtige war- da ist auch
    der Gruppenaspekt sehr im Vordergrund und man kann sich einbringen.
    Ist in der Masse der Möglichkeiten immer schwierig für die einzelne Familie und die Region in der man lebt genau das passende zu finden.
    Ach und zu dem Wissensdurst- der Quietschbeu hätte vielleicht auch Spaß an Lego-Technik oder an den Sachen von Kosmos da gibts ja ganz unterschiedliche „Bausätze“ von Kristallzucht, Chemie oder Elektrik

    Eine Malschule könnte evtl. auch noch was für ihn sein?

    Und evtl. könnten ja auch Vater und Sohn ein gemeinsames Ding finden womit langfristig was zusammen gemacht wird? Ein großes Baumhaus zusammen bauen? (Also richtig zusammen nicht nur aufbauen) oder eine Fahrradwerkstatt für den eigenene Fuhrpark- je nachdem was den Herren so liegt.
    Mein Sohn hatte über Jahre im Garten aus dem ehemaligen Holz-Klettergerüst allein und oder mit Kumpels ein Haus gebaut- nach seinen Möglichkeiten. Da wurde immer wieder an und umgebaut. Da war er aber schon ca. 9 als er damit Anfing.

    LG

  9. Liebe Miez! Es freut mich zu lesen, dass es nun eine feste „Diagnose“ gibt und ihr wisst, wie es mit dem kleinen, großen Mann weitergehen kann. Man liest richtig wie dir ein Stein vom Herzen fällt. Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, ist, ob es bei euch in der Nähe nicht möglicherweise auch eine Schule mit altersgemischten Klassen gibt. Ich komme aus Berlin und hier ist es an vielen Schulen wieder eingeführt worden, dass die Klassen 1-3 zusammen unterrichtet werden und jeder sie in seiner individuellen Zeit zwischen zwei und vier Jahren, ganz nach seinem Stand, durchläuft. Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass das vielleicht für den Quietschbeu schön wäre, da er sowohl ältere Kinder, als auch vom Wissensstand her weitere Kinder um sich hätte. Aber das kannst du sicher besser einschätzen. Liebe Grüße aus Berlin! :)

  10. Liebe Pia!!! Ich kann dich soooo gut verstehen! Mein ältester Sohn fiel im Kindergarten auch durch “ auffälliges Verhalten“ auf! Suchte eher immer die Nähe der Erzieherinnen statt der gleichaltrigen Kinder! War nur richtig ausgeglichen und zufrieden, wenn er gefordert war! War ihm langweilig, war er unruhig und zappelig! Es stand die vorzeitige Einschulung im Raum, gegen die ich mich entschied, weil er den gleichaltrigen Kindern körperlich so unterlegen und eben so unruhig war! Also förderte und forderte ich ihn einfach zu Hause! Und auch nicht mit „schulischen Themen“, damit er sich zur Einschulung nicht gleich wieder langweilt und alles schon kann! Er lernte Schach spielen, lateinische Namen aller Dinosaurier, Lego-Technik Fahrzeuge ab 11 oder 14 Jahren aufbauen, sowas eben! Die Einschulung verlief gut und er lebte sich gut ein! Allerdings kam seine Lehrerin nach einer gewissen Zeit auf mich zu und empfahl einen Intelligenztest! Der ergab seine Hochbegabung im naturwissenschaftlichen Bereich! Durch das Wissen wurden einige Dinge zwar leichter, aber bis heute, er wird bald 14, steht ihm seine Hochbegabung immer mal wieder im Weg! Er ist im schriftlichen Bereich in Klassenarbeiten richtig schlecht, weil er sich einfach nicht konzentriert und er leider auch kein Interesse an der Schule hat! Er würde lieber körperlich arbeiten! Nützt ja nix, ’nen Abschluss braucht er ja nunmal! Im Moment bin ich ratlos, wie man ihm noch helfen und ihn unterstützen kann! Leider haben uns sämtliche aufgesuchte Fachleute nicht helfen können! Auch die Lehrer sind ratlos!!
    Ich wünsche dir und deinem Sohn daher super Leute an eurer Seite, die immer mal einen Tip parat haben!!!
    Er wird seinen Weg machen!!!! So, wie mein Großer auch!!! Bestimmt!!!
    Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende!!!
    Rea

  11. Oh ich freue mich so für euch! Eine „Diagnose“ zu haben, stelle ich mir unglaublich befreiend vor, vor allem für Außenstehende. Die Formulierung „Auffällig“ ist ja schon teilweise echt frech vom Fachpersonal , das meiner Meinung nach weitreichender geschult sein sollte, um Kindern „schulbarkeit “ zu attestieren.
    Bei all den Artikeln konnte ich persönlich, ohne hinlänglich Ausbildung, mir nicht vorstellen, dass der QB irgendeine „Erkrankung“ wie AD(H)S oder das Asperger Syndrom haben sollte. Ich muss gestehen, häufiger an Hochbegabung gedacht zu haben, was daran liegt, dass damals ein hochbegabter Junge in meiner Klasse war, der auch als „auffällig“ galt, und nach Feststellung endlich die Förderung bekam die er brauchte. Ich traf ihn vor ein paar Jahren in der Stadt, und er erzählte mir derart der Schulwechsel damals auf ein Internat für Hochbegabung das Beste gewesen sei, was ihm passieren konnte. Er war endlich glücklich, weil normal.

    So viel wollte ich gar nicht quatschen. … daher nochmal kurz : ich freue mich so für den QB! Schönes Wochenende!

  12. Das ist doch super!

    Ich hasse diese ADHS Stigmata…. Im Grunde wollen sie (Lehrer) oft nur einen Freifahrtsschein für Medikamente.
    Ich habs es schon so oft erlebt, zugedröhnte Kinder… Furchtbar.
    ASBERGER… das ist die neue Modeerscheinung, plötzlich hat das jedes auffällige Kind.

    PRIMA mit dieser Bescheinigung könnt ihn nun solchen Kommentaren und wilden Spekulationen ganz schnell den Wind aus den Segeln nehmen.

  13. Wenn er jetzt soviel lernen darf, wie er braucht, kann es dann sein, daß er in der Schule unterfordert sein wird, wenn er jetzt lesen oder schreiben kann? Verschiebt sich dann nicht das Problem? Was meinen denn die Ärzte dazu?

  14. Ich vermute es geht um den Hawik 4
    http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg-Wechsler-Intelligenztest_f%C3%BCr_Kinder

    und das kann ich echt nur empfehlen
    Vielleicht denkt ihr darüber noch mal nach. Wir haben das seinerzeit machen lassen nicht, um die IQ Zahl zu kennen sondern damit wir das Kind gezielt da fordern und fördern können wo es nötig ist. Dieser Test zeigt deutlich wo stärken und schwächen sind. Vor allem die Schule fand die Ergebnisse extrem Hilfreich.

    Claudia

  15. Das heißt doch, dass eure Entscheidung, ihn beim Lesenlernen zu unterstützen, genau richtig war. Schön, dass ihr ihn so aufmerksam beobachtet. Da hat er viel Glück, euer Queitschbeu.

  16. Ja, da kann man wirklich wehmütig werden, ich wünschte, mich hätte als Kind einer meiner Eltern so wahrgenommen wie ihr ihn wahrnehmt und seht. Das ist wirklich toll.

  17. Stig­ma, das
    Substantiv, Neutrum
    Genitiv: des Stigmas
    Plural: die Stigmen und Stigmata

    Wer unsicher ist bei allzu komplizierten Fremdwörtern, der sollte hier ggf ein wenig besser aufpassen. ;-)

    Zudem würde ich dazu raten, sich im Falle einer tatsächlich bestehenden Hyperakusis mal über die Therapiemöglichkeiten zu informieren. Gehörschutz ist nämlich mitunter das Falscheste, was man machen kann. Erst recht in so früher Kindheit, da die Abschirmung des Gehörs die Empfindlichkeit dauerhaft nur zusätzlich erhöht (nach dem Prinzip: „Was man nicht kennt, ist unangenehm“).

  18. Mir fällt auf, dass jegliche Unbeschwertheit mit Näherrücken der Grundschule verschwindet. Das war bei meinen großen Mädels (16 J. und 18 J.) noch nicht so, da hat die Grundschule Spaß gemacht.
    In den letzten Jahren, habe ich das bei Freunden und Kollegen anders erlebt. Die Kinder kommen nicht einfach nur in die Grundschule, es müssen Test verschiedenster Art ( gerne auch IQ-Test ) gemacht werden. Da sind größten teils die Eltern selbst für verantwortlich, unter Umständen auch die Schulen. Ich bin mal gespannt, ob ich mich bei unserem Nachzügler ( 20 Monate ) anstecken lasse. Oder ob das der ganz normale Wahnsinn ist.

  19. dont feed the trolls ..

    und dann tauchen sie doch hier auf. Bei manch nem Kommentar kann man nur in die Tischkante beißen.

    Ich finde, dass ihr das toll macht! Das ihr toll mit der Situation umgeht, das bestmögliche versucht um ihm zu helfen. Mit so viel Unterstützung .. das wird! Schon allein weil ihr für ihn da seid!

  20. Das Stigma ist doch völlig korrekt im Satz des Artikels von Pia verwendet worden! Wer oder was bleibt erspart? Das Stigma- eindeutig Nominativ oder 1. Fall… Wessen? Des auffälligen Kindes- Genitiv oder 2. Fall! Ich liebe Grammatik!

  21. Ihr habt eine Menge durch und ich befürchte, in der Schule wird es erst einmal nicht einfach werden.
    Ich habe beruflich tw. mit Schule und Hochbegabung in verschiedenen Facetten zu tun und möchte dir raten, das ganze Thema so wenig hoch wie möglich zu hängen. Gut, dass du jetzt weißt, woran du bist. Das entlastet oft ungemein.
    Aber richte sein Leben nicht an/nach Diagnosen wie Hochsensibilität und Hochbegabung aus.
    Ich weiß, dass du das nicht tun möchtest und doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass – gerade in der Schule und gerade wenn es schwer wird – viele Eltern nahezu blockieren hinter der „Diagnose“ und damit Handlungsfreiheit einbüßen. Und das Kind gleich mit.
    Versuche immer zuerst dein Kind zu sehen und nicht „die Besonderheit/den Stempel/…“ oder wie man es nennen mag.
    Ich hoffe, das kommt jetzt nicht blöd oder oberlehrerhaft rüber. Ich wünsche mir nur, dass du in einer Situation, wo eine solche Blockade vielleicht passiert (und das passiert eben relativ häufig), daran denkst, durchatmest…und kleine Schritte gehen: „Wo ist das erste Problem? Das gehen wir an. Und dann das nächste.“ Und die Besonderheit der Kinder (und Kinder haben ja alle so ihre Besonderheiten) nicht als Schranke, sondern als Möglichkeit zu sehen.

    Zum Lesenlernen: Ich glaube, beim ersten Kind verwundert das am meisten, aber ich kenne etliche Kinder, die sich mit vier oder fünf Jahren das Lesen und Schreiben beigebracht haben und in der Schule dann gut klar kamen. Gute Lehrer können das problemlos auffagen und der Vorsprung ist oft nach spätestens einem Jahr von den anderen schon „aufgeholt“.

  22. Ich wollte auch noch mal die Frage nach einer anderen als der Regelschule aufbringen. Habt ihr Wahlmöglichkeiten? Montessori-, Waldorf- oder eine kirchliche Grundschule mit kleineren Klassen und eben individuellerem Lernen? Von dem her, was du so über das Kind schreibst, würde ihm das bestimmt besser liegen als eine Regelschule.

  23. Same here, liebe Pia, been there, seen it all, und inzwischen ist das große Kind schon in der zweiten Klasse. Mit Ergo und manchmal mit Gehörschutz in der Klasse zum Konzentrieren-können, Schlagzeug und Handball zum Ausgleich und jeden Tag, jede Woche, jeden Monat verändern sich Dinge. Sein Vorsprung in Deutsch lässt sich in der Schule mühelos ausgleichen, sein Vorsprung in Mathe ist schwieriger, aber unsere Schule geht da ganz gut mit um. Wenn Du Fragen hast, gern!

      1. Tut dem großen Kind wirklich gut, er hat mit der Einschulung angefangen und musste sich da erstmal durchbeißen. Eine ziemlich gute Erfahrung, würde ich mal sagen … vielleicht gibt es außerhalb der Musikschulen eine Möglichkeit?

  24. Wie schön! Das freut mich für euch und den Quietschbeu. Und ebenso toll ist es, dass ihr so empathische Ärzte gefunden habt, die euch auf diesem Weg so wunderbar begleitet haben.

  25. Hallo,
    schön, dass ihr nach langer Zeit wisst, was genau los ist. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie erleichtert ihr seid.
    Auch ich mach mir viele Gedanken bei meinem Sohn, da er auch so einige „Symptome“ zeigt wie dein Quietschbeu.
    Die Kinderärztin warnte vor viel zu schneller Entscheidung zu AD(H)S und empfahl Ergotherapie. Noch waren wir nicht. Mal sehen wie es weiter geht.
    LG und alles Gute für euch

  26. Ich finde meinen Sohn, der auch im Sommer eingeschult werden soll, in Deinem Sohn in vielen Punkten wieder… Auch ich denke schon länger darüber nach, ihn einer Psychologin vorzustellen und da wir auch im Bonner Raum leben, wäre ich dankbar für eine Adresse… Es kommt wir so vor, als wäre wir dort, wo Ihr ward, auch total gut aufgehoben… Freue mich auf eine Nachricht von Dir.
    Vielen Dank!

  27. Das sind echt gute Neuigkeiten. Vor allem zu wissen, was ihm hilft glücklicher zu werden und weiter zu kommen, mit dem, was ihn interessiert. Gold wert!
    Freu mich für euch!

  28. Liebe Pia,

    ich habe eine Frage:
    Wie hat sich das mit der Trennungsangst nach diesem Blogeintrag entwickelt? Wie seid ihr vorgegangen, dass er heut so selbstständig und selbstbewusst ist?

    Liebe Grüße,
    Susi

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