Wir werden Euch so vermissen.

Meine Liebe,

ich konnte schon immer besser Schreiben, als Reden. Und weil ich das weiß, habe ich mir irgendwann vorgenommen die Dinge, die mir spontan aus dem Herz auf die Zunge hüpfen, auszusprechen. Heute war das mal wieder ein „Wir werden Euch so sehr vermissen!“ Dann haben wir geheult.

Wie erklärt man einem 3-jährigen, dass sein bester Kindergartenfreund nicht nur ums Eck zieht, sondern in eine andere Stadt, so weit weg, dass man sich eben nicht mal nachmittags auf dem Spielplatz, beim Turnen oder im Musikgarten treffen kann? Wie erklärt man einem 3-jährigen, warum man im Auto anfängt zu heulen, wenn er neben einem sitzend sagt „Wenn ich groß bin, dann geh ich mit dem Max in die Schule!“

Weil, es geht nicht nur der Max, sondern auch seine Mama, natürlich. „Und die ist eben so was wie eine ganz dicke Kindergartenkumpeline von der Mama!“ hab ich gesagt, als er nach dem Warum der Tränen fragte.

Du hast mir heute erzählt, dass Max Dich gefragt hat, ob‘s im neuen Kindergarten denn auch einen Quietschbeu gäbe. Ja, vermutlich wird es einen geben, auch wenn er nicht Quietschbeu heißen wird. Die Jungs sind jung und neugierig, greifen gerade nach den ersten bunten Bildern des Lebens, saugen sie auf und malen neue. Für Max wird ab Morgen alles neu sein. Ein neues Haus, eine neue Stadt, ein neuer Kindergarten und bestimmt auch sehr rasch neue Freunde. Für den Quietschbeu und die gemeinsame kleine Freundin wird hingegen viel auffälliger sein, dass der Max nicht mehr da ist. In ihrem Alltag war er doch ein fester Baustein und Bestandteil. Wir nannten sie nicht umsonst das Dreigestirn. Irgendwie war das so was wie eine feste Einheit, mal mit mehr Gewicht auf der einen Seite, mal auf der anderen.

Sie haben sich aneinander ausprobiert und geübt, wie das so geht, mit den sozialen Kontakten und Umgangsformen. Gebissen, geküsst, geschupst und umarmt. Es war immer laut und oft auch wild. Es flossen Tränen und es wurde sich angeschrien. Doch genauso oft hörten wir sie flüstern, lachen und Fantasievoll spielen. Das kann ihnen niemand mehr nehmen!

Morgenfrüh, wenn der Quietschbeu und die kleine Freundin im Kindergarten sind, wird der Umzugswagen kommen. Ihr wohnt im selben Haus, in dem ich auch meinen Kurs gebe. Ich kann quasi live dabei zusehen, wie Ihr Stück für Stück, Kiste für Kiste, aus unserem Alltag getragen werdet. Irgendwann wird der Umzugswagen voll sein, die Laderampe schließt sich, die Wohnung ist leer und wir stehen da. Time to say goodbye.

Wie erklärt man einem 3-jährigen den Unterschied zwischen einer Woche und immer? Zwischen 20 und 200 Kilometern?

Und wie erklärt man das umdie30-jährigen, die in den letzten Wochen ständig mit glasigen Augen durch die Gegend huschten, heulten, sich drückten, mit albernen Floskeln schwenkten und eben leise ein „Wir werden Euch so sehr vermissen!“ flüsterten?

Time to say goodbye. Wieder diese Tränen. Jetzt. Gestern. Morgen.

Der Quietschbeu wird Max so sehr vermissen.

Ich werde Dich so sehr vermissen.

Wir werden Euch so vermissen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „Wir werden Euch so vermissen.

  1. Jetzt muss ich auch weinen. Und an meinen besten Kindergartenfreund denken, der weg zog und den ich jahrelang so vermisst habe. Ich hab ihn später sogar versucht über’s Internet wiederzufinden. Seufz.

    Das tut mir so leid für euch, dass ihr eure Freunde verabschieden müsst!

  2. Ich weiß was ihr durchmacht- vor zwei Jahren ist meine gute Freundin nach Kalifornien gezogen, zusammen mit ihrer Familie, versteht sich, und unsere Töchter waren ein Herz und eine Seele… Das ist für Kinder so schwer zu verstehen- und für Mamas eigentlich auch…
    Zum Glück gibt es Telefon und skype, auch wenn das das Treffen nicht ersetzen kann!

  3. Ich weiß, darauf zielte das garnicht ab aber dein Beitrag hat mich an einen Abschied erinnert der schon einige Jahre zurück liegt und der leider endgültig war (was leider in der Natur der Sache lag:(()

    Es tut mir leid zu lesen wie Euch das zusetzt :( Weiss garnichts zu sagen :(

  4. Auch hier: Tränen. Vor einem halben Jahr waren wir ’s, die weggezogen sind. Bei uns sind 12 Stunden Autofahrt dazwischen, also einfach nicht mal eben machbar. :-(

  5. Oh, wie ich diese blöden Abschiede kenne.
    Eine Freundin von mir ist letzten Februar nach Brisbane gezogen.
    Die letzten Wochen vor dem Umzug gab es bei uns auch ständig und immer wieder diese Abschiedstränen.
    ABER:
    Vorgestern bin ich in Sydney gelandet und in einer Woche sehen wir uns wieder.

  6. Meine „älteste“ Freundin zog als wir 12/13 waren von BaWü nach NRW. Was haben wir damals stundenlang telefoniert!? Zu der Zeit auch noch Briefe geschrieben… (kaum zu glauben – so richtig mit Stift, Papier, Briefmarke und Postweg *grins*)… Und was soll ich sagen, wir sind auch heut noch – 20 JAHRE SPÄTER – miteinander befreundet… Telefonieren regelmäßig, sehen uns alle paar Monate und sind immer und jederzeit füreinander da :-)

  7. Ich drück euch ganz dolle die Daumen, das ganz bald neue tolle beste Freunde in euer Leben huschen! Auch mir laufen die Tränen und ich würde am liebsten den Quietschbeu drücken!!
    Knuddel ihn ganz lieb und genießt das WE mit dem Papa!!!

  8. Auch wenn jetzt erstmal Abschied und traurig sein über den fehlenden gemeinsamen Alltag angesagt ist:
    ich erinnere mich daran, dass als Kind diejenigen Freunde, die ganz weit weg wohnten und die mal nur zwei, drei oder vier mal im Jahr getroffen hat, trotzdem ganz besonders wichtige Menschen für mich waren und blieben. Vielleicht bleibt ja mit etwas Unterstützung der Eltern auch diese Kindergartenfreundschaft erhalten.

  9. Abschied ist nicht schön. Ich kenne das durch diverse Umzüge eher von der anderen Seite her. Und auch für Kinder ist das schwer, aber meist auch schnell wieder vergessen.
    Ich drück dich!

  10. Ich hab nicht geheult, als mein Kindergartenfreund damals wegzog. Nicht mal weit, aber zu weit um regelmäßig mit ihm zu spielen. Und dann war ich weg, 200km weit.

    Jetzt, knapp 30 Jahre später (mit einer Pause von einigen Jahren) sind der Kindergartenfreund und ich aber immer noch befreundet (jetzt sind es sogar 500 km zwischen uns).

    Meine Tochter musste schon mehrere Umzüge ihrer Kindergartenfreunde verschmerzen, der eine zog aufs Land, der andere auf die andere Seite Deutschlands, die nächste wechselte einfach nur die Kita. Aber wo Eltern sind, ist auch ein Weg Kontakt zu halten und später, später können sie was draus machen, wenn sie wollen.

    Im Leben kommen so viele andere Menschen und gehen dann wieder, das ist halt so. Kein Grund zu heulen, da kommt immer was Neues (und sicher auch Gutes) nach. :)

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