Mein hochsensibles Kind

Dieser Beitrag über mein hochsensibles Kind fällt mir deutlich schwerer, als über mich selber zu schreiben. Wo fange ich an? Am besten werde ich Ihnen zunächst mal den Quietschbeu in den Punkten charakterisieren, in denen sich seinen Hochsensibilität eindeutig widerspiegeln. Danach berichte ich dann gerne, wie wir damit umgehen und wie wir versuchen ihm helfend zur Seite zu stehen.

Mein hochsensibles Kind

Seit der Quietschbeu sich verständlich artikuliere kann, wird er von anderen Eltern und auch Erziehern, als anders wahrgenommen. Zunächst mal, weil er außerhalb unseres Hauses und seiner vertrauten Umgebung sehr introvertiert wirkt. Er beobachtet sehr lange, bevor er sich an Spielsituationen beteiligt. Fremden Menschen gegenüber ist eh sehr zurückhaltend und sein Vertrauen in z.B. seine Erzieher wuchs über Monate, nicht über Wochen oder Tage. Die Eingewöhnung im Kindergarten dauerte deutlich über 2 Wochen. Eigentlich schien er das komplette erste Jahr dort nie richtig angekommen zu sein, was auch an der Launenhaftigkeit der Erzieher in dieser Gruppe lag. Er spürt die Laune von Menschen sofort und reflektiert diese wie ein Spiegel. Das hat es ihm in seiner alten U3-Gruppe leider immer sehr schwer gemacht.

Er kontrollierte schon sehr früh, so mit 2 Jahren, seine Gefühle in der Öffentlichkeit. Ich sah ihm sofort an, wenn ihm nach Weinen zu Mute war. Bin ich dann da und gebe ihm einen sicheren Raum, dann kommen die Tränen auch. Bin ich nicht unmittelbar greifbar, dann kämpft dieser kleine Kerl die Tränen einfach herunter. Ich erkenne das an einer leicht vorgeschobenen Unterlippe und weißen Fingerknöcheln. Aber ich versuche mal von vorne anzufangen.

Als der Quietschbeu auf die Welt kam waren wir sehr schnell ob seines unfassbar schrillen Organs überrascht, ja, sogar schockiert. Wer es nicht gehört hat, kann es sich nicht vorstellen. Sein Schreien schmerzte jedem Menschen in den Ohren. Und er schrie sehr sehr viel. Nach wenigen Lebenswochen besuchten wir mit ihm zwei Mal einen Osteopathen. Auf Grund der sehr langwierigen Geburt hatten sich seine Schädelplatten stark übereinander geschoben und nicht wieder selbstständig von einander gelöst. Das nennt man ein Geburtstrauma. Nach zwei Behandlungen war die Blockade gelöst und er akzeptierte er erste Mützen. Darüber hinaus schrie er aber weiterhin insbesondere in den frühen Abendstunden und in der Nacht sehr anhaltend und ausdauernd.

Er schlief besser alleine, als in unserer unmittelbaren Nähe. Jedes noch so kleine Geräusch, jedes Knacken der Holzdielen, riss ihn sofort wieder aus dem Schlaf. Er liebte es, gepuckt zu werden, bis er fast 6 Monate alt war. Noch heute ist ihm seine eigene Nähe die wichtigste. In der Nacht zieht er die Knie bis unters Kinn, umschlingt seine Beine und schläft auf den Knien liegend. Er mag keine Körpernähe in der Nacht und windet sich im Bett so lange, bis er niemanden mehr berührt. Einzig das Löwenmäulchen darf sich ab und zu an ihn kuscheln. Dies aber auch erst, seit sich beide mit Worten verständigen können. Das Löwenmäulchen bittet ihn dann, es z.B. vor imaginären Gespenstern zu beschützen. Und das tut er dann auch, indem er einen Arm um den Bruder legt, bis dieser eingeschlafen ist.

Schon als Baby reagierte er auf alle möglichen Reize sehr stark. Er schrie im Wasser, bei der Babymassage, bei lauten Geräuschen, bei mehr als 3 anwesenden Personen, bei Schaukel-Bewegungen, bei starken Gerüchen und und und. Alles, was Babys in der Regel sehr lieben, lehnte er total ab.

Zum Beispiel das Schaukeln. Ob im Maxi Cosi sanft hin und her geschwungen oder beim Pekip in einem Schwungtuch liegend: er hielt sofort die Luft an bis sein Kopf puterrot war. Hörte man mit dem Schaukeln auf schrie er aus Leibeskräften um sein Leben, wurde total hysterisch bis er nur noch japsend nach Luft rang. Dieser Zustand hielt sich sehr lange. Noch mit deutlich über einem Jahr weinte und schrie er in der Babyschaukel im Garten wie am Spieß. Das irritierte mich damals schon sehr.

Er hasste und hasst alle feuchten, klebrigen Dinge im Gesicht, an den Händen, oder Füßen. Er würde sich nie über die Handfläche lecken und verlangt sofort, dass man ihm die Hände abwischt, wenn etwas daran klebt. Er weigert sich bei Regen die Autotür zu öffnen, weil diese nass ist. Er läuft niemals barfuß und das schon gar nicht über Gras oder Sand. Im Sommer sitzt er mit Socken im Sandkasten und trägt eigentlich rund um die Uhr seine Gummifüße. Auch buddelt er nie mit den Händen im Sand, sondern benutzt immer eine Schüppe oder trägt Handschuhe.

Er hasst Wasser im Gesicht. Dabei ist es völlig egal, ob das Wasser vom Duschen, Baden, Regen oder seinen eigenen Tränen kommt. Wenn er Tränen weint, schreit er binnen kürzester Zeit panisch, dass man ihm sofort die Tränen abwischen soll. Dass ist ihm unendlich wichtig. Vorher ist er nicht einen Funken zugänglich für anderes. Auch versucht er immer und immer wieder das Händewaschen nach dem Toilettengang ausfallen zu lassen. Wasser ist sein Kryptonit.

Generell lehnt er alles Körperliche stark ab. Zähneputzen, Nägel schneiden, Haare und Hände waschen. Er lässt alles inzwischen über sich ergehen, aber bis dahin haben wir sehr viele sehr starke emotionale Ausbrüche durchleben müssen.

Seine Empathie Fremden und vor allem vertrauten Personen gegenüber scheint grenzenlos. Wenn das Meedchen stürzt und weint wird er sofort unruhig, schreit als allererstes, dass er nichts getan hat und rennt weg. Und das, ohne das wir ihn mal sonderlich ermahnt hätten oder es eine bestimmte Szene gab, in der er Ärger bekommen hätte. Ganz im Gegenteil ist es eher der kleine Bruder, den wir immer und immer wieder ermahnen müssen, dem Meedchen auch mal Freiräume zu geben.

Wenn das Löwenmäulchen stürzt und/oder blutet, weint der Quietschbeu mit. Laut und hysterisch. Das Leid anderer kann er gar nicht ertragen und fühlt sich direkt selber betroffen. Manchmal weiß man im ersten Moment gar nicht, wer nun eigentlich der Betroffene ist.

Er ist unheimlich Angstbehaftet und Regelverliebt. So sehr, dass wir schon mehrfach darauf angesprochen wurden. Ich könnte niemals losfahren, ohne dass er angeschnallt ist. Wenn ich es einmal vergesse (weil er selbstständig einsteigt), dann schreit er direkt wie eine Alarmanlage los.
Generell mag er keine Geschwindigkeit und sich drehende Dinge. Er ist noch nie mit einem Karussell gefahren, weil er Angst davor hat. Er hat einen Roller und ein Laufrad, die er mit Begeisterung und Stolz schiebt, aber nicht darauf fährt. Aber den Helm muss er selbst zum Schieben tragen.
Ihn überfordert selbst Geschichten, die seinem Alter angemessen sind. Die „böse“ Hexe bei Prinzessin Lilifee, die nur deshalb böse ist, weil sie mal schimpft, macht ihm eine Heidenangst.
Er hat panische Angst vor der Feuerwehrsirene oder Donnergrollen. Alle Geräusche, deren Herkunft er nicht zuordnen kann, lassen ihn so panisch werden, dass er sich zwischen meinen Beinen versteckt, so, als wolle er wieder in mich rein kriechen. Im letzten Sommer hatte ein Nachbar häufig eine Kreissäge laufen und der Quietschbeu ging den ganzen Sommer über nicht ohne Mama oder Papa in den Garten. Inzwischen reicht ihm die Begleitung des Löwenmäulchens, aber wenn der kleine Bruder wieder rein geht, steht er Sekunden später ebenfalls wieder in der Tür.
Er spielt niemals alleine in seinem Zimmer. Er geht nicht einmal in das 1.OG, um etwas zu holen, wenn nicht eine weitere Person im 1.OG ist.
Wenn er auf die Gästetoilette geht, muss ich das Treppenschutzgitter zum OG schließen. Am liebsten wäre ihm jedoch nach wie vor, wir würden jedes Mal mit auf die Toilette kommen. Er wird nicht müde immer und immer wieder um Begleitung zu bitten.

Er ist sehr kälteempfindlich und besteht bei jedem Wetter auf Schal und Mütze. Seine Jacken müssen immer geschlossen sein und starker Wind macht ihm ebenfalls große Angst.

Im Kindergarten ist er sehr angepasst, höflich und aufmerksam. Er weiß immer wer sich wo befindet. Auch wenn er mit diesen Personen überhaupt keine Berührungspunkte hat. Was es zum Mittagessen gab vergisst er hingegen in wenigen Minuten. Er kann ganze Dialoge, an denen er überhaupt nicht beteiligt war, wortwörtlich wiedergeben und kann mir vom Familienalltag seiner Gruppenkameraden ausführlich berichten. Er saugt alles Zwischenmenschliche wie ein Schwamm auf. Dass lässt ihn oft altklug und besserwisserisch wirken. Wenn man ihm etwas auf zwischenmenschlicher Ebene erklärt, zum Beispiel dass andere Menschen krank werden, wenn man sich nicht den Arm beim Husten vor den Mund hält, verinnerlicht er solche Regeln von gleich auf jetzt und ermahnt jeden, der sich nicht daran hält.

Er ist sehr kreativ und malt, bastelt, knetet, schneidet und klebt mit großer Hingabe und Konzentration. Setzt man ihn vor ein Puzzle ist er wie in einer Luftblase gefangen. Dann schaltet er scheinbar völlig ab und konzentriert sich hundertprozentig auf das Puzzle. Denkt man. In Wahrheit bekommt er dennoch jede Interaktion in seinem Umfeld mit.

Er hängt sehr stark an Ritualen. Das Abweichen von gewohnten Abläufen macht ihn unglücklich und unruhig. Im Kindergarten reagiert er dann mit extremer Zurückgezogenheit. Daheim mit lauten Weinen und Schreien.

Im Kindergarten neigt er dazu, in Fantasiewelten und Rollenspielen so aufzugehen, dass die Erzieher häufiger das Gefühl haben, er würde den Bezug zur Realität verlieren und Fantasie mit eben dieser vermischen. Ich weiß, dass dies seine Art des Rückzugs ist. Wenn er in seinem Rollenspielen steckt, kann er die Welt um sich herum ausblenden und Ruhe finden. Generell strengt ihn das Angepasst sein sehr an und er entlädt all seine Energie dann am Nachmittag, zuhause. Hier rennt und springt er ununterbrochen herum, singt, summt, redet, lallt. Man spürt förmlich, wie die ganze angestaute Energie des Vormittags aus ihrem heraus bricht.

Er hat ein unglaubliches Langzeitgedächtnis und erinnert sich zum Beispiel heute noch an Begebenheiten unseres April 2011 Urlaubs. Da war er noch nicht ganz 2 Jahre alt. Er erinnert sich auch an alles, was man ihm sagt. Versprechen, die man gibt, werden von ihm hundertprozentig auch eingefordert. Da kann ein lapidares „Morgen nach dem Kindergarten essen wir Kuchen“ zu ewigen Diskussionen führen, wenn man am nächsten Tag dann vergessen hat, für Kuchen zu sorgen. Er nimmt das sehr genau.

Er hat ein ausgeprägtes schwarz-weiß Denken. Wenn es etwas Gutes gibt, muss es auch einen Gegenspieler haben. Neulich berichteten wir ihm sehr ausgelassen über unsere früheren Motorradtouren, vor den Kindern. Wir zeigten den Kindern Videos und holten unsere alten Helme hervor. Der Quietschbeu nahm das zum Anlass immer und immer wieder zu fragen, wer denn die Bösen seien, wenn die Motoradfahrer die Guten sind. Manchmal bringt das einen an den Rand der eigenen Erklärungskünste. Dies ist übrigens auch eine Eigenart, die ich aus meiner Kindheit noch sehr präsent in Erinnerung habe. Die Sonne war für mich gut, der Mond somit automatisch schlecht. Alles bestand und besteht auch heute noch aus Symmetrien. 22:22 Uhr ist gut, 11:11 Uhr schlecht. Gerade Zahlen sind gut, ungerade schlecht. Bei mir geht das soweit, dass meine Kinder Namen haben, deren Anfangsbuchstaben denselben Abstand im Alphabet zueinander haben. Zum Beispiel.

Der Quietschbeu hat starke Nachtschreckphasen und ich glaube heute – mit dem Wissen um seine Hochsensibilität – dass das möglicherweise in Zusammenhang steht. Sein Nachtschreck ist sehr ausgeprägt und extrem. Besonders im 2. Lebensjahr war es oft so schlimm, dass wir ihn in der Mitte des Raumes auf seine Bettdecke legten und einen Meter Abstand nahmen, damit er sich oder uns nicht verletzte. Er schlug und trat um sich, riss sich Haare aus und zerkratze sich die Arme. Es war furchtbar.

Das Schlimmste, was man ihm antun kann, ist ihn zu ignorieren. Das habe ich einmal aus eigener Betroffenheit und Verletztheit getan und es bitter bereut. Seine Reaktion auf meine Ablehnung war zunächst verhalten. Er versuchte extrem angepasst und lieb zu sein und erbracht sich letztendlich vor innerlicher Verzweiflung direkt vor meine Füße. Erst da bin ich aufgewacht und habe erkannt, was ich ihm mit meiner Sturheit angetan habe.

Das Leben als hochsensible Eltern mit hochsensiblem Kind ist nicht immer einfach. Eben solche Szenen, wie die gerade geschilderte, hallen auf beiden Seiten lange nach und verletzten tief.

Was ich tun kann

Seit ich um seine – und auch meine – Hochsensibilität weiß, kann ich ihn und sein Verhalten so viel besser verstehen und nachempfinden. Ich habe den Vorteil, dass ich Vieles, was ich in meiner Kindheit erlebt und empfunden habe, in ihm wieder entdecke. Das mag für den ein oder anderen nicht nachvollziehbar sein, aber zuvor habe ich gar nicht dran gedacht, dass er sich ebenso falsch in seiner Umwelt fühlen könnte, wie ich es oft tat.

Seinen starken emotionalen Reaktionen, die für viele Menschen vermutlich sehr übersteigert erscheinen, kann ich ruhig und gelassen entgegen treten. Ich nehme ihn Ernst, auch wenn seine Reaktionen einem im ersten Moment überzogen erscheinen. Wenn er eine scheinbar Grundlose Wein- oder Schreiattacke bekommt, dann warte ich ab, bis er sich mir öffnet. Inzwischen sind wir gemeinsam so weit gekommen, dass er ausformuliert, wenn er getröstet werden möchte. Er sagt dann: „Mama, bitte nimm mich in den Arm und tröste mich!“

Ich habe ihm erklärt, dass es in Ordnung ist, wenn er weinen muss. Aber auch, dass er versuchen soll zu formulieren, warum er weinen muss. Angst, Schmerzen, Trauer, Wut, Furcht. Es gibt so viele Emotionen, die er mit seinen fast 4 Jahren bereits differenzieren kann und diese mittlerweile auch verbalisiert. „Ich bin traurig, weil der Papa wieder nach Hannover gefahren ist“, ist momentan einer seiner häufigsten Gründe.

Mir ist bewusst, dass er mit seinem Wesen später schnell als Weichei abgestempelt werden kann. Schon heute muss ich mir manchmal von Vätern anderer Kindergartenfreunde anhören, mein Junge sei ja anders. Der mag ja auch die Biene Maja und Heidi. Das stimmt. Cars und Co. sind ihm zu aufregend und strengen ihn an. Zumal er keinen Zugang zu Geschichten findet, in denen keine Menschenartige Wesen agieren. Umso wichtiger ist mir, dass er versteht, dass er zwar ein bisschen anders ist, als andere, das wiederum aber völlig in Ordnung ist.

Ich möchte bewirken, dass er seine Gefühle nicht nur erkennt und formuliert, sondern dass er sie auch annimmt und ihnen entsprechend agiert. Ist ihm etwas zu laut oder unangenehm, soll er selber in der Lage sein, sich selbstbewusst aus diesen Situationen zu befreien. Zudem soll er ein Ventil finden, das ihm gezielt Erleichterung schafft. Spätestens in der Schule wird es dies brauchen, denn dort wird er nicht immer die Möglichkeit haben, sich zurück zu ziehen. Bei mir war das schon sehr früh das Schreiben von bunten und fantasievollen Geschichten. Ich habe meine Traumgeschichten aufgeschrieben, seit ich schreiben kann. Das war und ist mein Rückzugsort.

Ich habe das Gespräch mit seinen Erziehern gesucht, denen natürlich seine Andersartigkeit schon lange aufgefallen ist, und habe ihnen erklärt, was Hochsensibilität ist. Sie waren sehr dankbar für die Information und haben sich aus eigenem Interesse in die Materie eingelesen. Ihr Feedback, dass sich dieses und jenes Verhalten ja dann ganz einfach erklären lässt, tut mir und dem Quietschbeu unendlich gut. Sie sorgen sich zum Beispiel nicht mehr um seine kleinen Fantasiewelten, in die er dann und wann abtaucht, sondern gestehen sie ihm als Rückzugsmöglichkeit zu. Auch nehmen sie deutlich mehr Rücksicht auf seine Rituale und versuchen ihn nicht ständig von anderen Wegen zu überzeugen.

Rückwirkend, das Babyalter des Quietschbeus betreffend, würde ich auch einiges anders machen. Ich hätte ihm deutlich mehr Akzeptanz und Verständnis und deutlich weniger Sorge und Ungeduld entgegen bringen müssen. Das ist das, was ich als „Versagen“ bezeichne. Nicht im klassischen Sinne, sondern im emotionalen.

Unterm Strich ist und bleibt der wichtigste Faktor im Umgang mit einem hochsensiblen Kind: erstnehmen. Immer. Und scheint die emotionale Reaktion noch so unbegründet und überzogen.

Der Quietschbeu ist heute ein sehr fröhliches, aufgeschlossenes, wissbegieriges und leistungsfähiges Kind. Sein Kinderarzt sprach im Zusammenhang mit Hochsensibilität auch von Hochbegabung. Man könne das testen lassen. Wir sehen  da aber aktuell noch keine Veranlassung zu. Er soll Kind sein, so lange es ihm möglich ist. Jetzt, in seinem jetzigen Kindergarten mit seinen jetzigen Erziehern und mit seiner Familie, die alle um ihn wissen, hat er den besten Stand, den er haben kann, um eine glückliche Kindheit zu leben. Der Ernst des Lebens kommt später.

 

Auch für diesen Artikel gilt wieder: die hier aufgeführten Symptome und Situationen sind nicht Alleinstellungsmerkmale einer Hochsensibilität. Es ist das Zusammenspiel vieler Faktoren und manchmal sind es einzelne Situationen, in der sich seine Hochsensibilität äußert. Ich werde in Zukunft versuchen, solche Situationen auch hier im Blog einzufangen. Auch damit er das später selber lesen und sich selber ein bisschen besser verstehen kann. Über mich brach nach meinen großen „Aha-Erlebnis“ die Erinnerung an meine komplette Kindheit herein. Das war sehr aufwühlend und emotional anstrengend. Ich bin froh, meinem großen Sohn schon heute die Unterstützung gegeben zu können, die er braucht.

Das Löwenmäulchen und das Miezmeedchen sind nach meinem heutigen Wissensstand übrigens nicht hochsensibel. Sie sind ganz ausgeglichene, sich altersentsprechend verhaltende Wesen mit viel Herz und Humor. Wir können als Familie daher alle viel von einander lernen und uns gegenseitig viel geben.

Dafür bin ich sehr dankbar.

Nachtrag: Da immer mehr Leser eine Möglichkeit zum Austausch über ihr hochsensibles Kind oder das Leben mit Kindern als hochsensibles Elternteil suchen, wurde im Mai 2014 das Projekt für hochsensible Kinder und Eltern ins Leben gerufen. Hier gibt es ein Forum zum Austausch sowie regelmäßige Artikel rund um das Thema.

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

39 Gedanken zu „Mein hochsensibles Kind

  1. Ich würde gerne was Schlaues sagen, aber ich weiß nicht so recht, was.

    Der Quietschbeu hat es sicher nicht leicht, ich stelle mir das zumindest schwer vor, gerade für so einen kleinen Kerl. Aber er kann sich immerhin glücklich schätzen, sein, ein so tolles und verständnisvolles Umfeld zu haben: Kinderarzt, Erzieher, Familie und vor allem Mama!

  2. Irgendwie finde ich es ein bisschen schade, dass er teilweise so kritisch beäugt wurde, denn was ist schon normal? Da wird ein Junge schief angesehen, weil er lieber Biene Maja mag als Cars, der eher ruhig und vielleicht ein bisschen verträumt ist. Und genauso werden Jungen schief angeguckt, die sehr wilde, laute Rabauken sind… Ich weiß nicht warum, aber mich stimmt das einfach traurig. Es ist so, so toll, dass jedes Kind unterschiedlich ist…

    Und ich hoffe ganz stark, Hochsensibilität wird nun nicht genau so eine Modediagnose wie ADHS. Ich glaube manchmal sollte man auch gar nicht so viel nachdenken oder sich rechtfertigen, sondern einfach auf seinen Instinkt hören und die Kinder machen lassen. Denn eine Diagnose kann auch ein Stempel sein und das ist nicht immer nur von Vorteil.

    1. HSP sollte überhaupt keine Diagnose werden, weil Hochsensibilität keine Krankheit ist! Das finde ich absolut fürchterlich, wenn jemand sowas überhaupt nur vorschlägt. HSP ist manchmal wirklich eine Herausforderung, aber trotzdem hat es auch gute Seiten. Man reagiert einfach viel sensibler auf verschiedene Reize, das hat aber nichts mit einer Krankheit zu tun.

      Bei ADS/ADHS ist das dann doch wieder was anderes. Erst kürzlich hat man da eine sehr interessante Entdeckung gemacht, falls es jemanden interessiert: „Florida researcher Robert Cade, M.D., and his colleagues have identified caso-morphin, a natural form of morphine found only in cows‘ milk, as the probable cause of attention deficit disorder (ADD) and autism. They found Beta-caso-morphin-7 in high concentrations in the blood and urine of patients with either schizophrenia or autism. (Autism, 1999, 3) Eighty percent of protein in cows‘ milk is casein. It has been documented that casein breaks down in the stomach to produce the peptide caso-morphin, an opiate. Another researcher observed that caso-morphin aggravated the symptoms of autism. (Panksepp, J., Trends in Neuroscience, 1979, 2) A third scientist produced evidence of elevated levels of endorphin-like substances in the cerebro-spinal fluid of people with autism. (Gillberg, C., Aspects of Autism: Biological Research (London: Gaskell, 1988), pp. 31-37). Gary Yourofsky“

  3. Ein wirklich sehr einfühlsam und wohl überlegt geschriebener Artikel, der mit Sicherheit vielen Eltern eine große Hilfe sein wird. Mir gefällt es sehr sehr gut, mit wie viel Respekt Sie Ihrem Sohn begegnen, obwohl Sie über ein nicht alltägliches Thema berichten. Kann mir sehr gut vorstellen wie schwer so etwas ist in Worte zu fassen. Alles Gute weiterhin.

  4. Ich habe deine Geschichte von Anfang bis Ende gründlich durchgelesen. Im ersten Moment war ich etwas schockiert über einige Parallelen zu meiner Tochter.

    Sie ist als Neugeborenes immer furchtbar aus ihrem Schlaf hochgeschreckt. Ich habe mich im Internet viel informiert und habe auch angefangen sie zu pucken! Das habe ich über Monate gemacht sonst gab es keine Möglichkeit für sie einzuschlafen. Wenn sie geweint hat hat sie dies so ausgiebig getan, dass ich teilweise meinen Freund bitten musste zu übernehmen da ich es nicht ausgehalten habe. Bis heute „hasst“ sie es mit uns zu nah zu kuscheln. Es sei den sie ist krank! Kaputzenpullover gehen nicht. Nein, alles was über den Kopf gezogen werden muss und berührt ihre Ohren wird zu einem horrortripp! Sie wird total panisch. Im Kindergarten spielt sie ausschließlich mit Jungs. Auf Mädchen kann sie nicht eingehen. Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit den Erziehern. Dabei kam ich mir vor als wäre es eine Aufzählung von Dingen die meine Tochter falsch macht im Kindergarten. Nach diesem Gespräch musste ich mich lange mit meiner Freundin (selbst Erzieherin) unterhalten um einige Sachen überhaupt nachvollziehen zu können.

    Es war wirklich informativ einmal eine „ähnliche“ aber doch ganz andere Seite zu lesen. Vielen dank für deine Einblicke

  5. Ah, jetzt verstehe ich auch Deinen Kommentar von neulich.

    Ja, da ähneln sich unsere Jungs sehr. Bei uns ist das nur schon so lange her, dass ich vieles einfach vergessen habe. Immer wurde mir die Schuld gegeben, weil mein Kind so merkwürdig ist.

    Es wird besser. Kann ich Dir versichern. Wenn die Kinder sich vernünftig artikulieren können, können alle Beteiligten damit einfacher umgehen.

  6. puuuhhh, liebe Mama Miez,

    was mir spontan dazu einfällt: Respekt.
    Sich damit zu beschäftigen, daß das eigene Kind möglicherweise anders, „nicht der Norm entsprechend“, ist erfordert riesen Kraft, Mut, Nerven, Emotionen.
    Aber Du hast es gemacht, und auch noch ausführlich und sehr verständlich darüber geschrieben, das berührt mich sehr, obschon ich gar nicht persönlich betroffen bin.

    Ich fand ja schon immer daß Du insgesamt eine total vorbildliche Mama bist, die richtige Mischung von liebend, fürsorglich, konsequent (!), organisationstalentisch, stylisch, lässig, „gschnappert“, cool… und, naja, einfach symphatisch.

    Aber allein der Umgang mit diesem Thema verdient nen extra Button!! (Eigentlich nen Orden, aber das klingt so politisch (-; )

    Ich wünsch Euch immer guten und positiven Umgang damit und dem QB vor allem daß er seinen eigenen, guten Weg findet damit zu leben, und zwar sehr gut.

    ach und: Man hat beim Lesen beider Artikel richtig das Gefühl daß Dir durch das schreiben einige Steine unter den Schreibtisch purzeln, und du allein dadurch ein Stück lernst und verstehst und Frieden damit machst.

    HERZliche Grüße aus R.

  7. Oh, in diesem Post steckt aber viel Arbeit…
    Ich finde die Art wie du schreibst sehr… klar. Ich weiß nicht wie ichs sagen soll, es ist so deutlich, so stichhaltig, dass man in jedem Absatz von der konkreten Situation bzw. Ausprägung bei euch Einblick auf das Zugrundeliegende bekommt, und versteht, und eventuell auch auf andere Situationen umdenken kann.

    In dem Zusammenhang finde ich für mich beruhigend, dass, auch wenn ich selbst mich in verdammt vielen Punkten wiedererkennen konnte, das wohl auf mein Baby nicht zutrifft. Er scheint wohl ein ganz normales Baby mit seinen, hm, Eigenarten oder deutlichem Charakter zu haben, aber nichts davon lässt sich auf denselben *Kern* zurückführen wie das was du hier über den QB geschrieben hast.

    Was mir bei dir als Mama so unglaublich gut gefällt: du bist so reflektiert. Das ist mir schon oft aufgefallen, und das ist vielleicht das, was dich als tolle Mama ausmacht. Mir selbst fällt auf, dass (und ja ich war so eingebildet zu glauben dass das ja mächtig nen Unterschied machen würde haha) mir mein Psychologiestudium kaum hilft, mich „richtig“ zu verhalten, oft reagiere ich zwar „richtig“, aber das warum und wieso zu erklären fällt mir dann schon schwerer, oder ich brauch einfach lange dafür (fast nie gelingts IN der Situation). Bei dir liest sich das aber so, als hättest du das Mamasein studiert – du kannst so Vieles erklären und beschreiben, egal ob du nun meinst du hast richtig oder eben nicht gehandelt. Ich finds also deswegen immer so toll deine Beiträge zu lesen, weil ich dir Art deines Denkens, deiner Herangehensweise oder deiner Erklärungen für dies und jenes so schön finde, ansprechend, schlüssig, halt „richtig“, und weil es das tatsächlich leichter macht auf die eigenen Situationen anzuwenden.

    Ich wünsche dir und dem QB alles Gute, hoffentlich eckt der kleine wunderbare Mann nicht oft bei verständnislosen Mitmenschen an… schön, wie ihr das im KiGa gemacht habt :-)

  8. Liebe Mama Miez, ich bin gestern auf Ihre Seite gekommen. Eine Bekannte hatte Ihren Artikel auf FB verlinkt. Schon gestern habe ich mich in einigen Dingen wieder erkannt und musste die Tränen im Büro unterdrücken. Diese Selbstzweifel und das Schreien des Babys als persönliche Beleidigung ansehen – oh ja kenn ich….
    Der Selbsttest hat mir zwar keinen hohen Wert ausgespuckt aber dennoch angedeutet ich könnte auch HS sein. Komme damit aber gut klar. Nun habe ich den 2. Artikel von Ihnen gelesen: ich HASSE es ohne Schuhe im Gras zu laufen, Sand geht gerade noch so, als Kind konnte ich im schönsten Sonntagskleidchen draußen spielen – es ist 100% nicht dreckig geworden. Sand mit den Händen anfassen?, mit Wasser und Sand matschen? NIEMALS. Klebrigen Kuchen mit den Händen anstatt mit der Kuchengabel essen? No way…. Ich selber komme auch hier gut mit klar, stoße allerdings auf meine Grenzen wenn ich versuche meinen Kindern dieses Verhalten „aufzuzwängen“. Ich ekel mich wenn sie sich dreckig machen und richtig spielen und Spaß haben. Sandburgen baue ich nur unter größter Mühe mit. Mein Mann muss mich immer „ermahnen“ dass ich mich nicht so anstellen soll – Kinder tun sowas nur ich wohl nicht aber ich sei halt anders….

  9. Hallo MamaMiez,

    ich erkenne mich in einigen Dingen bzgl. Hochsensibilität wieder. Sowohl
    für mich selbst als auch für meinen ebenfalls fast 4-jährigen Sohn.
    Durch Deinen Blog den ich seit kurzem rege verfolge bin ich zum ersten
    Mal auf das Thema gestoßen. Ich wusste schlichtweg nichts davon!
    Es erklärt sich einiges bzw. muss ich mich wohl noch näher einlesen
    um einen Überblick zu bekommen… Danke für Deine Offenheit und für
    diesen Blog, den ich wirklich gerne lese.

  10. Schon seit der QB auf der Welt ist, erinnert er mich sehr oft an Max in dem Alter. Ganz viele Kleinigkeiten die du über die letzte fast 4 Jahren, weckten bei mir ein Nicken und ein „kenne ich“. Auch vieles von dem was du heute geschrieben hast. Aber bei Max hat sich das verwachsen. Ich weiß nicht,ob das bei einer Hochsensibilität überhaupt möglich ist, aber ist nicht mehr dieses „Sensibelchen“ den wir alle aus der Zeit im Kindergarten in Erinnerung hatten. Was habe ich mir Sorgen über die Einschulung gemacht. Ich sah ihn als Sonderling und Sensibelchen als der perfekte Mobbings-Opfer. Im Kindergarten meinten sie immer: geben sie ihm Zeit!

    Und das war es:mit der Einschulung kam eine riese Portion Selbstbewusstsein und er änderte sich sehr in sein Verhalten. Er ist und bleibt jemand mit einer hohen Sensibilität: Bücher, Musik, Filme gehen ihm sehr nah. Welches 8 jähriges Kind nimmt die Sprache in Büchern so wahr, dass er sofort merkt, welche Bücher nur spannend sind und welche auch noch dazu gut geschrieben sind? Er würde nie wild toben und raufen kommt für ihn nach wie vor nicht in Frage, aber er kommt mittlerweile sehr gut klar, wenn viele Kinder zusammen kommen und auch laut werden. Das könnte er als Kindergartenkind überhaupt nicht. Auch braucht er mittlerweile keinen „Anlauf“ und integriert sich sehr schnell in neuen Gruppen.

    Vielleicht ist das beim QB auch so und er hat es dann einfacher :-)

    LG

    1. Hier möchte ich noch einmal drauf eingehen, weil ich das im Artikel selber ausgelassen habe:
      Es ist „normal“, dass sich diese deutlich erkennbare (Hoch)Sensibilität scheinbar verwächst. Das Leben eines HSP ist vor allem von einer Sache geprägt: Anpassung. Das ist nichts bedeutend Schlechtes, da es in unserer Gesellschaft häufig Überlebenswichtig ist, nicht zu sehr aufzufallen oder anzuecken. Wichtig ist hierbei, dass man bei aller Anpassung nicht beginnt, seine eigene Wahrnehmung und Empfindung zu ignorieren oder nach hinten zu stellen. Es geht auch nicht darum auf „Teufel komm raus“ anders zu sein, sondern darum, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu versuchen, diesen ihren Raum zu lassen.
      In der Schule war ich ebenfalls ein lautes, wildes Kind und bin tatsächlich auch oft bei Lehrern angeeckt. Die Hochsensibilität war davon jedoch unberührt. Konflikte mit Freunden oder Lehrern haben mich nachhaltig verfolgt. Wenn ein Streit besonders schlimm war, wurde ich am folgenden Tag krank und konnte nicht in die Schule gehen. Ich habe vieles sehr persönlich genommen und daraus resultierend nie einen richtigen, festen Freundeskreis gehabt.
      Nur weil die offensichtlichen „Symptome“ (ich scheue mich immer noch dieses Wort im Zusammenhang mit HSP zu nutzen, weil es nach Krankheit klingt) verschwunden sind, muss sich nicht die mögliche Hochsensibilität verwachsen haben.

      1. Danke für deine Antwort. Ich verstehe jetzt besser, was mit Max passiert ist. Er ist und wird kein lautes, wildes Kind. So viel kann er (und will) sich nicht anpassen :-) Aber zumindest muss ich mich nicht mehr ständig Sorgen um ihn machen. Er ist in der Schule sehr beliebt, hat einige gute Freunde und wird von allen Lehrer sehr geschätzt. Meine Sorgen zu Kindergartenzeiten waren völlig umsonst. Klar, jetzt kommen die Sorgen, wie das in der weiterführende Schule alles wird, denn er ist nach wie vor etwas anders und da wird man schnell zum Opfer, aber ich vertraue ihn jetzt und weiß, er meistert das. Und ein Jahr hat er auch noch.

        Mit dem Verwaschen meinte ich weniger die Hochsensibilität an sich (denn die spüre ich immer noch sehr deutlich bei ihm), sondern die viele andere extreme „Symptome“, die uns jahrelang etwas beunruhigten (denn wir kannten dieses Hochsensibilität nicht)

        LG

  11. das haben sie wirklich unheimlich gut zusammen gefasst. ich denke, jeder sollte mal so über sein kind reflektieren.

    allerdings mag ich noch hinzufügen, dass sie nicht vergessen dürfen, dass der QB ihr erstes kind war! und die sicherheit, die sie ihren weiteren kindern aufrund von erfahrung bereits zu beginn vermitteln konnten, hat sicher auch einiges bewirkt.
    bei uns ist es ähnlich – die große war und ist ein sehr sensibles kind (ich frage mich seit 2 jahren, ob ich das wort hochsensibilität für uns benutzen will). und es ist leider so, dass es nicht einfacher wird, je älter die kinder werden, weil man von älteren kindern mehr und mehr erwartet. unabhängigkeit, selbstständigkeit, emotionale stabilität. das sind so hohe ansprüche – aber sie kennen das ja. in unserer modernen zeit ist es nicht einfach (hoch)sensibel zu sein und ich finde das sehr schade…. erst neulich las ich in einem artikel dass kinder „zu funktionierenden jugendlichen heran reifen“ sollten. funktionierend. was für ein wort.

    unsere welt braucht eindeutig mehr gefühl und da sind sensisble kinder eine bereicherung!

    glg

    halitha

  12. ich frage mich die ganze zeit: wie ist es Ihrer mutter ergangen, nachdem Sie draufgekommen sind, dass sie eine HSP sind? war sie erleichtert, vieles rückblickend zu verstehen? traurig, dass sie es nicht wusste?

    lg
    m

    1. Ehrlich gesagt habe ich mit meiner Mutter noch nicht darüber gesprochen. Ich habe Sorge, dass sie es als Angriff wertet, das nicht selber erkannt zu haben. Was würde es ihr das jetzt auch bringen? Die Zeit kann man nicht zurück drehen. Wobei ich das früher oder später sicher mal thematisieren werde. Allein schon wegen des Quietschbeus.

      1. Die Berichte über HSP fand ich extrem spannend. Mein Ältester ähnelt dem Beschriebenen sehr, ist damit allerdings diagnostizierter Autist. Vielleicht bedingt auch die Hochbegabung dieses „anders wahrnehmen“.

        Ich wünsch dem kleinen Mann, dass er immer die passende Umgebung hat um nie schlimme Erfahrung (wie Mobbing etc.) zu machen!!

        LG

  13. Gut geschrieben =) Ich bin selbst hochsensibel, habe es aber mittlerweile viel besser im Griff bzw ist es auch wichtig, dass man die Hochsensibilität akzeptiert. Habe zwar noch immer einen unheimlich leichten Schlaf und wenn zuviel negative Gefühle anderer Menschen in einem Raum sind will ich noch immer gerne flüchten, aber man lernt mit der Zeit, wie man manchen Dingen gegenwirken kann.
    Wünsche euch eine wunderschöne Zukunft und viel Kraft und Ausdauer.

  14. Zum Thema eigene Mutter: Ich habe heute meine Mutter damit konfrontiert und ihr die Eigenschaften aufgezählt und sie nickte wild und fing dann an zu weinen, weil sie sich darin auch wieder erkannte.

  15. Oh, ich bin jetzt ein wenig…verunsichert. Ich erkenne viele Parallelen zu Emilys Verhalten, aber wie Du schon sagtest, es sind nur Hinweise und keine festen Richtlinien, aber ich war mir schon länger sicher, dass Emily sehr sensibel ist. Aber hochsensibel kannte ich auch noch nicht. Vielleicht sollte ich darüber auch mal einen Bericht schreiben, vielleicht sehe ich das dann klarer.

  16. Liebe Mama Miez!
    Ich bin sehr berührt. Könnte ich doch über das Thema ähnlich schreiben. Mein Sohn ist inzwischen 10 Jahre. Ich bin mir sicher, daß ich auch hochsensibel bin, weil mich seine Gefühle auch immer mitgenommen haben auch war ich zeitweilen sehr verwirrt und unsicher. Auch ich habe meine emotionalen Fehler gemacht und mache sie sicher noch. Seit ich über die Hochsensibilität weiß geht es mir/uns auch viel besser. Leider war die Klassenlehrerin (er hat sie nun schon 4 Jahre) nicht kooperativ bzw. hat sich meiner „Erkenntnisse“ nicht angeschlossen. Da hatten wir es in der Grundschulzeit nicht so leicht. Aber ich finde es schön zu lesen, daß es außer mir auch noch eine Mutter gibt, die sich so viele liebevolle Gedanken macht und nicht einfach Druck weitergibt, nur weil andere damit Erfolg haben. Unser Herz und unser Bauchgefühl spielen da (zum Glück) nicht mit. Alles, alles Liebe :) Ihr Beitrag war von den vielen die ich im Netz finden konnte der schönste und berührenste. Bitte weiter so und für Ihre Familie alles Gute! Petra aus OWL

  17. Vielen Dank für deine Berichte. Ich beschäftige mich erst seit kurzem mit dem Thema Hochsensibilität.
    Ich weiss von mir selbst schon seit langem, dass ich „anders“ bin und habe es bei meinem 4-jährigen auch entdeckt.
    Lange Zeit lag die Vermutung beim Asperger-Syndrom, welches ja ähnliche Verhaltensweisen aufweist, aber sich in einem doch sehr stark von HS unterscheidet: Eben in dem sehr stark ausgeprägtem Empathie-Vermögen, welches bei Asperger nicht vorhanden ist.
    Es erleichtert einen ungemein, wenn man endlich weiss, woran man ist und dass man nicht allein damit ist.
    Mein Sohnemann und ich haben beide einen sehr starken Gerechtigkeitssinn und brauchen Ordnung. Beim Anschnallen musst ich schmunzeln, ist bei uns auch so. Und wenn mein Mann nicht angeschnallt ist, los fährt und es anfängt zu piepen, wird Mein Sohn regelrecht panisch und fängt an zu weinen, wenn es nicht schnell genug geht.
    Mein Mann hat mehr Probleme, mit ihm umzugehen, als ich z.B., weil er denkt, dieses sensible rühre von meinem Erziehungsstil, da ich ja selbst sehr sensibel bin.

  18. Hallo Pia,

    …..ich komm ja vom anderen Blog!
    Schön diesen hier zu lesen! Ich kenn das auch. Bin auch hsp und bin mir bei meinem Sohn ganz sicher, bei meiner Tochter nicht ganz.
    Außer dem Nachtschreck hatten wir andere Symptomatiken. Er ist aber jetzt schon 18, also lange her. Ich fand aber die Schulzeiten die schlimmsten. Grundschule fand ich ätzend weil es nicht gewünscht war ein ruhiger Kerl zu sein. Da wurden die geschwätzigen Stammtischbrüder und Angeberkerle einfach von den Lehrern mehr akzeptiert. Das erste Zeugnis war für mich ein Schock damals. Allerdings hat es das Kind nicht so gestört. Aber als Mama will man nicht das andere das eigene Kind nicht richtig wahrnehmen.
    Zuhause war das Kerlchen ja ein anderes. Zuhaus war er aufgeschlossen und geschwätzig auch gerne mal wild. Im Zeugnis stand- das ist ja verklausuliert- im Plot- der stumme grenzautist… wird nie was.
    Er ist dann später auf eine Realschule gekommen- das war erstmal viel besser. Bis die Pubertät kam….
    Ich wusste damals noch nicht von hsp. Ich habe mich da auch erst vor ca. 3 Jahren mit befasst. Ich finde es auch sehr erlösend davon zu wissen. Man weiß ja vorher das man anders ist, aber nicht warum. Ich hab mich immer falsch gefühlt. Jetzt bin ich nur anders. Finde ich persönlich sehr erlösend.
    Meine Kindheit war in der Hinsicht auch nicht einfach. Ich hab bis heute ein Problem mit meiner Mutter.
    Dieses schwarz weiß denken kenn ich auch. Das hab ich mir aber mühselig etwas abgewöhnt. Mein Sohn hat das aber auch noch ganz stark.
    Aber mir fällt es deswegen auch noch schwer mit meiner Mutter darüber zu reden. Ich hab mich gut darin eingerichtet dauersauer auf sie zu sein weil sie meine ganze Kindheit über doof zu mir war und auch mein erwachsenenleben über. Aber ich denke sie ist eben nicht hsp und die findet mich einfach ständig überzogen anders und denkt ich mach das extra.
    Ich fand es als Kind ganz schrecklich das meine Mutter immer bei allem dachte ich mache das was sie nicht mochte um Sie zu ärgern.
    Ich war z.b. auch ein sehr schwieriger esser musste aber damals am Tisch sitzen und aufessen.
    Und meine Schwester, vermutlich auch nicht hsp wurde mir immer als Beispiel vorgehalten- die stellt sich ja auch nicht so an. Obwohl- die könnte eigentlich auch hspler sein eben nur ein anderer, die mochte nämlich Berührungen auch nicht.
    Wie gesagt- bei meinem Sohn erkenne ich eben auch viele Dinge von mir wieder, er ist aber auch in vielen Dingen ein ganz anderer Mensch als ich. Das ist auch gut so. Meine Tochter ist nochmal ganz anders. Sie war aber von beiden das viel schwierigere Baby und Kleinkind.
    Jeder hspler hat ja seine ganz eigenen Kombinationen von Sensibilitäten und damit auch von dem was ihn stört.
    Ich hatte bis ich das mit dem hsp rausgefunden habe aber auch immer das Gefühl eine ganz schlechte Mutter zu sein, weil ich meinem Anspruch nicht genügen konnte. Und weil ich, das hast du hier auch schon geschrieben an schlimmen Reizüberflutungsmomenten gelitten hab. Seit dem ich weiß das man das als hspler hat und man nicht bekloppt ist! Seit dem kann ich etwas besser stoppen bevor ich über meine Belastungsgrenze bin und nur noch Sirenen im Kopf hab. Das ist für meine Kinder natürlich super.
    Du hast wirklich Glück es schon so früh zu wissen, damit kann man einen viel einfacheren Weg als Familie gehen.

  19. Liebe Pia,
    eure Geschichte mit Quietschbeu berührt uns sehr… Unser Sohn ist 8 Jahre alt und hat sehr vieles mit Quietschbeu gemeinsam…wir versuchen ihm so häufig es nur geht zu vermitteln, dass er sich glücklich schätzen kann, so viel wahrzunehmen, was andere gar nicht merken! Als er nicht mal 2 Jahre alt war mochte er mit mir nicht in einem Café sitzen bleiben, weil er meinte, es sähe so komisch darin aus… Ich fragte ihn, was er denn als komisch empfindet und er sagte, dass die Wand „so hässlich zur anderen Wand passt“ – und er hatte Recht. Die Farbkombination war grauenhaft und erdrückend ;-) Das mit dem Regen kennen wir auch….

    Dabei probieren wir immer wieder mit ihm aus, was ihm gut tut, aber leider stellen wir fest, dass unsere Möglichkeiten als Eltern innerhalb der Schule begrenzt sind…Leider weint er gerade viel während der Schulzeit, was uns sehr große Sorgen bereitet.
    Ich hoffe, dass uns Ergotherapie helfen kann, er beginnt in der nächsten Woche damit!

    Zuhause und mit uns als Familie ist er ein fröhliches und unternehmenslustiges Kind! Ebenso wie Quietschbeu liebt er Mathe und fordert dieses auch zuhause ein, und er ist ein leidenschaftlicher Schachspieler seit seinem vierten Lebensjahr – übrigens ist dies der einzige Verein gewesen, wo wir ihn mit fünf Jahren alleine ohne Eltern lassen konnten und wo er von sich aus fragte, ob er dort hin gehen kann (ok, ich war die ersten paar Male dabei, aber es war ein riesiger Fortschritt für uns…)

    Wir sind gespannt auf eure weiteren Beiträge, ich lese deinen Blog sehr gerne, du hast einen tollen Schreibstil!

    Liebe Grüße und alles Gute für euch!

  20. Hallo,

    ich sehe unheimlich viel auch von meinem 4 Jährigen Sohn in Deinem Sohn, mit deutlichen Zügen von Autismus. Ich weiß, dass er sehr sensibel ist, „Stimmungen“ in Räumen und von Menschen sofort spürt-und wenn diese negativ ist, als Baby sofort geweint hat und jetzt zieht er sich sofort zurück, versteckt sich, ist verstört…..aber ich wollt eigentlich wissen, ob Hochsensibilität von jemanden „diagnostiziert“ wird? Kann mir das jemand sagen?

  21. Wow! Ich habe den Begriff Hochsensibilität vor etwa zwei Wochen das erste mal gehört und mich in der Zwischenzeit etwas belesen. Und vieles, was ich darüber gelesen habe, hat mich emotional sehr stark berührt! Ich bin beeindruckt, fast etwas entsetzt, wie sehr die beschriebenen Merkmale auf meinen kleinen Sohn zutreffen auf auch mich selbst! Das erklärt vieles, wenn nicht sogar alles. Ich habe in meiner Kindheit und in meiner Jugend teilweise sehr unter meinem „Anderssein“ gelitten. Oder besser gesagt unter dem Unverständnis meiner Mitmenschen, vor allem meines Vaters. Eigentlich leide ich noch heute darunter. Ich habe mich später enorm angepasst, war nicht mehr ich selbst. Zum Glück habe ich vor einigen Jahren zu mir selbst zurückgefunden. Doch es ist schwer. Fast alle meine Lebenserfahrungen, mein inzwischen fast auf null geschrumpfter Freundeskreis, mein bisheriger beruflicher Werdegang….alles beruht auf meinem anderen angepassten Ich, dass stark und Mainstream sein sollte und nicht sensibel, gefühlsbetont oder feingeistig. Mein Sohn ist auch irgendwie sehr anders. Ein bisschen wie der Quietschbeu aber eben auch wieder nicht. Er ist im Kindergarten ein Außenseiter und wird von seinen Erzieherinnen kaum wahrgenommen. Er ist ruhig und beobachtend, kriegt kaum ein Wort heraus und ist meist sehr ängstlich, wenn er „unter Menschen“ ist. Wenn er auf einem Spielplatz ist und es gesellen sich plötzlich andere Kinder zu ihm, verlässt er augenblicklich das jeweilige Spielgerät und schaut aus sicherer Entfernung den anderen Kindern zu. Zuhause in seiner vertrauten Umgebung mit Mama und Papa ist er sehr lebhaft, ausgelassen und quasselt wie ein Wasserfall. Er hat ein ausgeprägtes Bewusstsein für Ungerechtigkeit und reagiert sehr emotional und oft überzogen, wenn er sich ungerecht behandelt oder unverstanden fühlt. Er ist sehr wissbegierig, merkt sich wirklich alles….und er bekommt auch alles mit, auch wenn er scheinbar mit anderen Dingen beschäftigt ist. Seine liebsten „Spielzeuge“ sind seine Bücher. Wenn ich Zeit und Lust hätte, dürfte ich ihm gern den ganzen Tag nur vorlesen und seine Fragen dazu beantworten. Er überrascht uns sehr oft mit Erkenntnissen und Aussagen, die man von einem Dreijährigen nicht unbedingt erwarten würde. Bei vielen Dingen hier im Blog musste ich schmunzeln, weil ich sie nur allzu gut kenne. Zum Beispiel das mit dem Anschnallen im Auto oder das mit dem Schmutz an den Händen. Und dass er Biene Maja mag und eben nicht Cars und Co.! Leider kenne ich auch andere Themen genauso gut, wie den Nachtschreck und das nicht allein in einem Zimmer spielen können. Die Angepasstheit im Kindergarten scheint ihn genauso anzustrengen, wie den Quietschbeu. Zitat: „Generell strengt ihn das Angepasst sein sehr an und er entlädt all seine Energie dann am Nachmittag, zuhause. Hier rennt und springt er ununterbrochen herum, singt, summt, redet, lallt. Man spürt förmlich, wie die ganze angestaute Energie des Vormittags aus ihrem heraus bricht.“ Genau so ist es! Das erlebe ich tagtäglich! Und auch gleich, wenn ich ihn von der Kita abhole, wird es wieder so sein. :o)
    Es tut jedenfalls echt gut, von anderen mit sehr ähnliches Erfahrungen zu lesen! Denn es ist nicht immer leicht, damit umzugehen und einiges hier geschriebene hat mich sehr berührt. Ich habe gerade in seinem Babyalter, aber auch später noch, oft zu wenig Geduld aufgebracht, war häufig überreizt und habe selbst zu heftig reagiert. Ich habe auch einfach meist nicht verstanden, warum er sich so verhält und bin ja auch meist unter Zeitdruck und im Dauerstress. Da hat man kaum Zeit, sich ernsthaft mit seinen Problemen auseinander zu setzen und ihm zu entlocken, warum er sich so oder so verhält. Dabei hätte ich es aus meiner eigenen Kindheit wissen können. Aber das ist so lange her! Ich kann nun nur versuchen, nicht die gleichen Fehler zu machen, wie meine Eltern und ihm das Umfeld und die Zeit zu verschaffen, dass er braucht, um sich frei zu entfalten.

    Grüße und danke für´s Aufschreiben!
    Matthias

  22. Hallo Pia,
    genau deine Situationen kenne ich nur zu gut. Bei uns sind mein Sohn und meine Tochter.Bei der Tochter wurde vor 2 Jahren Asperger Autismus mit elektiven Mutismus festgestellt. Mein Sohn ist auch sehr sensibel aber anders als die große. Ähnlichkeiten sind da aber er kann Gesichter und Situationen besser Einschätzen als sie. Er rennt auch weck sobald was runter fällt und schreit „ich war das nicht“. Er weint in der Schule wenn er keinen Stempel bekommt und braucht von uns und Lehrern viel Lob mehr als andere. Im Garten läuft er mit Ohrschutz rum wenn Rasen gemäht wird. Er selber redet sehr laut mag es aber nicht wenn andere so laut sind.
    Wo habt ihr das den feststellen lassen ?

  23. hat jemand Tipps, wie man Lehrkräften das Thema HPS näher bringen kann? Die Klassenlehrerin meiner Tochter bezeichnet das als „Problem“ meiner Tochter und scheint eher zu der weniger sensiblen Kategorie zu gehören. Sie wundert sich, dass meine Tochter in der Schule ja fröhlich sei, alles wäre gut, bis ich käme. Dann würde sie regelrecht zusammenbrechen. Doch ist das nicht gerade ein Zeichen, dass es ihr vorher auch nicht gut ging, sie es aber unterdrückt und bei mir sich dann fallen lassen kann. Nach der Lehrerin soll ich mich am besten noch mehr zurückziehen, ich möchte meiner Tochter aber Sicherheit geben und die Zeit lassen, die sie braucht, um sich selbst zu lösen. Man glaubt uns nicht, dass wir jetzt mehrfach die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich noch mehr zurückzieht, wenn wir sie zu sehr drängen und alleine lassen.
    Vielleicht hat jemand einen Rat wie man der Lehrerin das Thema begreiflicher machen kann oder wie ich meinem Kind ohne Unterstützung der Schule helfen kann?????

  24. Mein Sohn ist Autist und 90% davon trifft auch auf ihn zu.
    Einzig und alleine durch seine Störung.
    (Er ist nicht hochsensibel).
    Vielleicht mal in der Richtung bei mehreren (!!) Ärzten überprüfen lassen.
    Es gibt gute und schlechte Ärzte und wir hatten auch erst eine falsche Diagnose (nämlich dass unser geistig behinderter Sohn völlig gesund wäre).und das noch von einer Uni Klinik;-)
    …klingt für mich sehr autistisch.

    1. Wir haben mehrere Tests bei mehreren Ärzten gemacht. Unser Sohn ist seinem Alter sozio-emotional mehrere Jahre voraus und ist überdies überdurchschnittliche empathisch. Was per se Autismus schon ausschließt.

  25. „Die Sonne war für mich gut, der Mond somit automatisch schlecht. Alles bestand und besteht auch heute noch aus Symmetrien. 22:22 Uhr ist gut, 11:11 Uhr schlecht. Gerade Zahlen sind gut, ungerade schlecht. Bei mir geht das soweit, dass meine Kinder Namen haben, deren Anfangsbuchstaben denselben Abstand im Alphabet zueinander haben.“

    Liebe Pia, hast du schon mal von Synästhesie gehört?
    Wenn nein, wird es dich sicher interessieren :)
    (Tritt wohl häufig auch in Kombination mit Hochsensibilität auf. Bei mir zumindest.)

    Hab dein Blog vor wenigen Tagen über die Bonner Blogs entdeckt und jetzt gleich nochmal zufällig als ich Hochsensibilität und Kind und Eltern oder ähnliches googelte.
    Verrückt! Es kam quasi also eher zu mir als andersherum.
    Viele liebe Grüße von der anderen Rheinseite

    Katharina

  26. Hallo Pia,

    ich bin gerade per Zufall auf deinen Artikel gestoßen, als ich auf der Suche nach Themen zu meiner eigenen Kindheit war.
    Mittlerweile sind ja schon ein paar Jahre vergangen und dein „kleiner“ ist schon ein paar Jahre älter… Ich wollte mich jetzt nicht durch deinen ganzen Blog wühlen um zu erfahren wie es weiterging, aber ich dachte beim Lesen direkt an zwei Sachen:
    1. Taktile und vestibuläre Hypersensibilität und
    2. Autismus (Asperger)

    Zu 1.: Ich bin Ergotherapeutin und habe über das Thema in der Ausbildung einiges gelernt. Kinder die taktil und vestibulär überempfindlich sind verhalten sich genau wie von dir beschrieben: Alles was matschig ist wird gemieden, barfuß auf unebenen und weichen Flächen geht gar nicht, Wasser ist furchtbar, vom Boden entfernen geht kaum, schnelle Bewegungen wie beim Auto fahren oder Karussell sind ein nogo… Wart ihr schon mal bei einer Ergotherapeutin?

    zu 2.: Die Vorliebe für bestimmte Zahlen, das lange und ausdauernde Konzentrieren bei Tätigkeiten bei denen er nur mit sich beschäftigt ist, das meiden von Gruppen oder neuen Situationen…

    Ich weiß nicht ob dir das noch neuen Input bringt oder du nicht bereits einfach für dich als Mutter einen Umgang gefunden hast. Egal wie: Weiterhin viel Kraft und Geduld!

    Liebe Grüße,

    Miriam

  27. Hey Pia,
    ich verfolge Deinen Blog seit ein paar Monaten und als ich jetzt speziell nach Eingewöhnung und hysterisches Kind gesucht habe, war ich freudig überrascht, hierzu auch einen Blogeintrag von Dir zu finden.
    (Ich las ja bereits, dass Dein Sohn z.B. im Urlaub im Landal Park eher zurückhaltend ist, aber dass er auch HS ist wusste ich nicht)
    Ich sehe so viele Parallelen zu meiner Tochter und jetzt, während unserer sehr chaotischen Eingewöhnung, suche ich Tips und Zuspruch.
    Leider wechselten in den letzten zwei Wochen die Bezugspersonen sehr häufig und immer, wenn sie jemanden lieb gewonnen hat, ging er in Urlaub. Ich habe mich dann zu Beginn der zweiten Woche dazu durchgerungen, das Gebäude ganz zu verlassen, da meine Tochter sonst immer wieder zu mir auf den Schoß flüchtet.
    Das ist hart, das weiß ich, aber ich stehe unter dem Druck, bald wieder arbeiten gehen zu müssen und „eigentlich“ kennt sie dieses Abgeben schon von der Großtagespflege, in der sie 2 Jahre lang war.
    Es ist schrecklich, wenn ich gehe, ist sie am Fenster auf dem Arm der Erzieherin, von der sie nicht festgehalten werden möchte und weint hysterisch und bettelt mit ausgestreckten Armen darum, mitgenommen zu werden. Ich lächle dann, winke und gehe und fühle mich wie die schlimmste Mutter auf Erden.
    Aber doch nur so bekommt sie doch die Chance, sich dort frei zurechtzufinden und ihren Platz in der Gruppe zu finden, sich auch von jemand anderem trösten zu lassen usw, oder?
    Morgens zu Hause ist alles klar, sie fragt, ob ich wieder „Kaffee trinken gehe“ und hat ein Schmusetier dabei, welches sie trösten soll, da ist sie entspannt. Aber sobald ich ihr die Schuhe dort ausziehe klammert sie sich an mich.
    Wie habt ihr es geschafft, diese miese Zeit durchzustehen?
    Kannst Du mich irgendwie bestärken?

    1. ES wäre vermessen jetzt einfach mit „Es wird besser“ zu antworten, aber das wird es wirklich. Beim Großen wurde es seine gesamte Kita-Zeit über nicht perfekt. Er jammerte sogar als Vorschulkind noch jeden Morgen, dass ich bleiben solle. Ich habe ihm immer gesagt: „Du kannst das. Ich komme immer wieder!“ und bin gegangen. Erst in der Schule, Ende der 1. Klasse, hat er aufgehört zu klammern. Es braucht alles seine Zeit. Und bei HSP auch mal länger.

  28. Achso, dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass sie 3,5 ist und sehr clever, im Kopf war sie schon immer „weiter“ und versteht Zusammenhänge, die andere Kinder nicht sehen bzw nicht interessieren. Auch eine Struktur im Alltag ist wahnsinnig wichtig, sobald das nicht gegeben ist (z.B aufgrund wechselnder Bezugspersonen) ist sie nicht im Gleichgewicht, manchmal auch einfach verloren. Ich würde ihr gerne mehr Zeit geben, doch die habe ich leider nicht ?

  29. Danke Danke Danke für diesen wundervollen Beitrag!
    Ich erkenne meine Tochter in fast allem wieder und das tut irgendwie gut. Ich bin auch hochsensibel, aber war als Kind komplett anders, sodass sie vor ganz anderen Herausforderungen steht als ich damals. Ihre Sinne sind auch nochmal um einiges intensiver ausgeprägt als meine. Danke für das durchdachte und ausführliche aufschreiben!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben