Von Miezkindern und Unterhaltungsmedien

Aus beruflichen Gründen beschäftige ich mich gerade mit dem Thema Medien und Kinder. Hierbei geht es jetzt nicht speziell nur um Medien für Kinder, sondern auch um das mediale Nutzungsverhalten von Eltern. Bei meiner Recherche musste ich viel Zeug lesen, bei dem ich nur den Kopf schüttelt konnte. Eltern, die ihren Kinder kein fernsehen erlauben, aber selber – in Anwesenheit der Kinder – den halben nachmittag DokuSoaps auf VOX gucken.  Aus diesem Grund erzähle ich Ihnen heute mal, wie das bei uns mit dem Nutzungsverhalten von Unterhaltungsmedien/-Elektronik aussieht. Ohne eine allgemeingültige richtig/falsch Wertung vorzunehmen!

Als Mensch, der ohne das Internet arbeitslos wäre, habe ich natürlich eine große Affinität zu eben diesem. Ich schreibe ein Blog, nutze Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest täglich und bestelle vieles online. Außerdem nutze ich mobile Message-Dienste wie WhatsApp und Skype, um mit Freunden und Familie zu kommunizieren. Und das ist alles mein privates Vergnügen. Dennoch ist es mir wichtig die Zeit, in der meine Kinder zuhause sind, mit ihnen zu nutzen. Bei uns gibt es also die Regel, dass der Laptop erst nach dem Zubettgehen der Kinder angemacht wird. Wenn ich mir einen Kaffee mache oder auf der Toilette bin, gucke ich auch mal in mein Smartphone, lese E-Mails oder Twitter. Instagram bietet sich zwischendurch an, wenn ich ohnehin einen Schnappschuss von z.B. den Kindern mache. Wobei auch das eher selten ist.

Ich gucke tagsüber kein fernsehen, wenn die Kinder zuhause sind. Einfach weil ich finde, dass das reguläre Fernsehprogramm nix für Kinder ist. Auf das obligatorische „Aber die gucken da ja gar nicht hin!“ entgegne ich: „Jau, aber die sind auch nicht blind und taub oder leben in einer Blase!“ Spätestens wenn ich mir mal so einen Werbeblock ganz bewusst ansehe und versucht ihn mit Kinderaugen wahrzunehmen, gruselt es mich arg. Man kann also sagen, dass sich der Großteil meines Medienkonsums auf die Abendstunden beschränkt. Und das ist dann immer noch nicht wenig.

Und ja, meine Kinder dürfen Fernsehen gucken. Aktuell gucken wir abends um 18 Uhr Mascha und den Bär und danach Heidi. Dann geht’s ins Bett. Am Wochenende gibt es neben der Sendung mit der Maus manchmal auch noch das Sonntagsmärchen. Für den einen ist das jetzt schon viel, für den andere eher wenig. Jede Familie hat da eben ihr Empfinden von richtig und falsch und natürlich ist das  Ganze auch eine Typfrage. Die einen sind medial belastbarer, als die anderen. Für uns passt das so. Der Quietschbeu z.B. ist auch oft das Kind, das mault, wenn das Löwenmaul fernsehen gucken will, weil er lieber spielen möchte. Das könnte er dann natürlich trotzdem tun, aber ohne das Löwenmäulchen ist das dann doch doof. Das Löwenmaul wiederum ist der Kandidat „völlige Hingabe“. Der wird von bewegten Bildern mit Ton in eine Art Kanal gesaugt und ist dann nicht mehr ansprechbar (prima Kinogänger, der Löwenmaul!).

Der Quietschbeu ist hingegen eher der auditive Typ. Er liebt Hörspiele und -bücher, weil er sich dabei seine eigenen Bilder ausmalen kann. Das kenne ich von mir. Ich bin auch so ein Hörspieltyp.

Ich denke schon, dass wir in der heutigen Zeit alle auf die ein oder andere Weise mediale Wesen sind. Jeder hat so seinen Kanal, der seine Sinne anspricht. Ich finde es daher auch nicht verwerflich, wenn Kinder altersgerechten Umgang mit dem einen oder anderen Medium pflegen. Das Miezmeedchen, zum Beispiel, liebt Mascha und den Bär. Wenn die Sendung anfängt sitzt sie ganz gespannt im Wohnzimmer auf der Erde und schaut Mascha zu, wie sie den Bär verrückt macht. Sie lacht und kichert und ruft begeistert: „Daaaa!“ oder klatscht in die Hände. Mascha ist aber auch wirklich sehr großartig. Ich bin da auch ganz verliebt (weshalb wir auch die beide DVDs – 1 & 2 – haben *gnihi*). Wenn Mascha zu Ende ist, steht sie auf und geht spielen. Auch wenn danach Heidi folgt. Ich vermute ja, dass sie sich selber so ein bisschen mit Mascha identifiziert. Oft sagt sie nämlich freudestrahlend „Maina!„, was sie unter anderem auch nutzt, wenn sie sich selber meint. Natürlich muss ein knapp 2-jähriges Kind kein Fernsehen schauen. Das hat der Quietschbeu auch nicht getan. Aber durch die großen Brüder kommt das schon mal vor. Dinge wie die Sendung mit der Maus und das Sonntagsmärchen laufen in der Mittagsschlafzeit des Meedchens.

Wir haben außerdem ein Samsung Galaxy Tab 3 Kids, das wir zum Testen vom Hersteller bekamen. Das ist ein Tablett extra für Kinder, das im Kindermodus nur für Kinder zugelassene Apps anzeigt, eine Zeitschaltfunktion hat und relativ robust ist. Ich sag es mal so: ich selber wäre nicht auf die Idee gekommen eins anzuschaffen, aber eins zu haben ist in manchen Momenten schon schön. Bei Krankheit und langen Wartephasen auf irgendwas hat uns das Tab schon gut unterhalten und beschäftigt. Es gibt tolle Apps für Kinder, wie z.B. eine Logik-App von Petterson und Findus „Pettersons Erfindungen„, bei der man Mechanik/Logik-Rätsel (Was muss wohin, damit sich die Kerze entzündet?) lösen muss. Lego hat auch ein paar sehr schöne kostenlose Apps, wie z.B. LEGO® City Rapid Rescue oder LEGO® Juniors Quest. Besonders viel Spaß hat besonders das Löwenmaul mit Toca Hair Salon 2 (da habe selbst ich schon abends auf dem Sofa gesessen und hatte meinen Spaß). Die meisten Apps laufen aber auch problemlos auf einem normalen Smartphone oder irgendeinem x-beliebigen Tablet, denke ich.

Beim Tab können wir aber schon beobachten, dass besonders der Quietschbeu da sehr schnell „angefixt“ ist und nur schlecht ein Ende findet. So wird das Tab auch schon mal 2 Wochen komplett weggeräumt. Oft fragt er nach einem Tag schon gar nicht mehr danach.

Absolutes Highlight bleibt bei all meinen Kinder aber nach wie vor die Hörspiel-CD. Der Quietschbeu ist aktuell im totalen „Petterson und Findus – Wie Findus zu Patterson kam“ Modus. Das Löwenmaul hört nach wie vor am liebsten „Peter Pan“ und das Miezmeedchen liebt „Wittie!“ Außerdem sind Lauras Stern und die Traummonster, Der Räuber Hotzenplotz und Der kleine Wassermann in ständiger Rotation.

Meine persönliche Meinung zum Thema lautet, dass Unterhaltungsmedien/-Elektronik nicht des Teufels sind, so lange man sie Altersgerecht und reduziert einsetzt. Wichtig ist hier vor allem das ALTERSgerecht. Und ich behaupte Mal, dass Shopping Queen nicht dazu gehört (Das strahlt VOX übrigens in bester Mittagsschlafzeit auch in Wiederholung aus *gnihi*).

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Von Miezkindern und Unterhaltungsmedien

  1. Vielen Dank für einen der ersten entspannten Beiträge zu dieser Debatte, den ich lese, zwischen „Verteufeln von Medienkonsum“ und „Parken vor TV und I-Phone“ :-) die Große (3) sieht bei uns auch erst seit sie 2,5 Jahre ist das Sandmännchen und war vorher weitgehend komplett ohne TV und Co. Beim Männlein (8 Monate) wird es früher sein. Wenn er noch wach ist, entdeckt er jetzt schon die Flimmerkiste, wenn sie das Sandmännchen schaut. Ist eben so. Dafür gibt es sonst nix. Außer (Vorsicht Schleichwerbung) unserem eigenen kleinen „Sing Kinderlieder“-Kanal auf Youtube hin und wieder, den wir extra mit liebevollen kindgerechten Animationen für die Kleine mit Freunden gemeinsam aufgemacht haben :-) da darf sie auch ab und zu mal ein Lied anschauen. LG Hanna

  2. Ah, das finde ich ja immer interessnt zu lesen, wie andere das handhaben. Am Donnerstag ist in der Schule direkt ein Elternabend zur Mediennutzung. Immer sehr interessante Diskussionen in dem Alter der Tochter (seitens der Eltern, va der wenig-Internet-affinen). Ich sollte das Thema auch mal aufgreifen im Blog :-)

  3. Danke für diesen Post. Über dieses Thema habe ich in letzter Zeit häufig nachgedacht. Ich denke, dass es einfach sehr wichtig ist, dass man sich bewusst mir diesem Thema auseinander setzt und Kinder so auch an Medien heran führt. So ganz „ohne“ find ich in der heutigen Zeit auch fragwürdig, denn wie sollen sie durch Abstinenz den richtigen Umgang lernen. Verteufeln bringt da gar nichts. Zumal ja nicht alles so furchtbar schlimm ist, wie du schon so gut beschreibst.

    Ich las letztens von einer „Aktion Werbefreie Kindheit“ oder so (weiss nicht mehr genau wie das hiess), das fand ich ganz interessant. Halt DVD’s und Öffentlich-Rechtlich statt Werbeflut. So ähnlich handhaben wir das auch.

  4. Mama Miez ist ein gutes Vorbild für die Kinder und das ist wichtig. Denn selber am Fernseher oder Computer kleben und es den Kindern zu verbieten, klappt nicht.
    Und ansonsten dosierter Umgang mit den heutigen Medien, das passt und ging auch bei uns gut. Und ach, der Peterson und sein Findus, den gab es schon bei uns. Als Buch und dann als Computerspiel und das vor ca 18 Jahren ;-)

  5. Die aktuelle Ausgabe der Elternzeitschrift „Wirbelwind“ ist diesem Thema gewidmet, darin steht auch mein Erfahrungsbericht, deshalb darüber nur kurz: Mein Sohn kann nur schwer „abschalten“. Das wird immer so ein Theater dass wir ihm den TV- oder iPad-Konsum meist wochenlang vorenthalten und nur sporadisch erlauben…
    Ich muss zugeben, ich bin selber ein ziemlicher Suchtie und im Gegensatz zu Frau Miez muss ich auch mal tagsüber an die Maschine denn sonst würde ich den ganzen Abend damit verbringen, die Mails zu sichten. a) gehen die Kids hier spät ins Bett und b) ist hier abends ein Mann hier, den ich nicht dermassen vor den Kopf stossen kann. Wat bin ich froh, ist der auch mal zwischendurch einen Abend weg :P Ne… tagsüber versuche ich die Nutzung der Kinder wegen einzudämmen.

  6. Hey

    unsere Kids ( jetzt Teens) sind genauso erzogen ( keine TV Zeit vor 18 Uhr). Bis heute ist das so und es ist gut!!!!!!
    ich finde, die wenigsten Eltern machen sich eine Idee wie prägend Bilder und Töne sind, die Kids scheinbar nebenher aufsaugen. bei wie vielen läuft der Fernseher den ganzen Tag! ( und sich dann wundern woher die Kleinen die Schimpfwörter kennen…)
    Bis heute haben wir nur einen Fernseher- und es geht…
    Zu Hörspielen kann ich noch Winnie Puh empfehlen- die Sprache ist schön, wortwitzig und gepflegt.
    Mein Sohn ist jetzt 11J und hört nun Sherlok Homes mit Leidenschaft!
    Wir haben noch einen DVD schatz für die Minis von Calliou, Petzi und füre die Älteren “ Willi wills wissen“ “ Die Country Kids“ ( gibt es oft bei KIk für 3 Euronen – ich geh nur für die DVDs zu KIK:))

  7. Wir haben uns auch lange Gedanken gemacht, wie wir unsere Kinder an die Medien heranführen. Wir schauen zusammen mit unseren Kindern vor dem zu Bett gehen „Elefantastisch“. Wir nehmen das morgens auf und Elefant und Hase bringen unsere Kinder (2 und 4 Jahre) zur Ruhe, läuten den Abend und das Zubettgehen ein. Beim Elefanten kann ich mich auch darauf verlassen, dass mein Großer keine Angst bekommt. Mondbär konnten wir nicht schauen, weil er sich vor dem Fuchs fürchtete. Mit dem Elefanten sind beide Kinder zufrieden.
    Gerne möchte ich meine Kinder auch an die Nutzung des MediaPads heranführen. Wenn es irgend geht, sollen sie so verantwortungsvoll als möglich mit den Medien umgehen lernen. Ob das gelingt, ist natürlich eine andere Frage.
    Vielen Dank für die Hinweise auf die Apps. Das schaue ich mir bei Gelegenheit mal an. Da unsere Kinder etwa gleich alt sind, können Sie vielleicht noch weitere kindgerechte Apps empfehlen? Leider sind (nach meiner Recherche) die richtig guten Apps ja immer kostenpflichtig. Ich würde für gute Apps auch Geld ausgeben, mag aber keine Katze im Sack kaufen. Auf Urteil von anderen Müttern würde ich da schon vertrauen. :o)

  8. Hallo Pia,

    ein interessanter Artikel. Wie du richtig schreibst, wird manches Mal der Fernseher oder das Tablet als „Parkplatz“ für den Nachwuchs angemacht. Dauerhaft sollte das natürlich nicht sein – ein „Lückenbüßer“ aber ab und zu schon. Solange die Erwachsenen mitschauen und sehen, was der Nachwuchs sich anschaut.
    Eine Eieruhr hat bei uns Wunder gewirkt. „Shaun das Schaf“ und „Die Sendung mit der Maus“ sind bei uns derzeit die Favoriten. Bei der Maus versuchen wir, den wöchentlichen Sendetermin einzuhalten. Auch wenn es schwerfällt.

  9. Und effektiv entwickelt dann doch jedes Kind ein vollkommen individuelles Mediennutzungsverhalten, selbst wenn sie gleich erzogen wurden. Meine Schwester und ich sind nicht weit auseinander, und haben uns seit dem Teenageralter in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt, was das angeht.

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