In Erinnerung schwelgen

In meiner Jungend – wollen wir sie mal ‚<'18 nennen - hatte ich einen gesteigerten Alkoholkonsum. Eigentlich verlief kein Wochenende ohne Absturz nach diversen, selten sogar dutzenden, Long Island Ice Tea. Mit dem Erwerb des Führerscheins im Jahre 1998 - ja, ich bin noch jung und knackig - gab ich das Saufen schlagartig dran. Ich war süchtig nach der Fähigkeit Auto fahren zu können, die ich mir jetzt einfach mal selber unterstelle. Ich war faul, zu faul, um zu Fuß nach Hause zu gehen. In der Zeit davor bin ich sogar mal mit dem Kopf in Rinnstein aufgewacht, als meine große Schwester an mir zerrte und wilde Verfluchungen ausstieß. Gut, dass es nicht meine Mutter war. Auch war ich im Suff mal der Meinung, meinen Hausschlüssel verloren zu haben und habe daher drei Stunden heulend vor der Tür gestanden, bevor ich mich, um 4 Uhr morgens, getraut habe zu klingeln. Mein Vater öffnete besorgt, fragte, wo ich denn "jetzt erst" herkomme, da ich ja meinen Schlüssel zu Hause vergessen hätte. Einmal kotzte ich an Silvester in mein Bett, weil ich zu faul war zum Klo zu rennen und das obwohl an diesem Tag meine Tante, samt Mann und Kind, in meinem Zimmer zu Gast waren. Auf einer "Schulfeier" schoss ich mich mit einem Kumpel vorher - gleichbedeutend mit 'vor 21 Uhr' - so mit Apfelkorn und Geneva ab, dass ich meiner Lehrerin im Anschluss erklärte, sie sei eine dumme PIEP und PIEP und PIEP. Sie nahm mir das komischer Weise aber niemals übel oder war etwa nachtragend, in echt. Das erste Mal in meinem Leben habe ich von einer Flasche "Egger" gekotzt. Ein Bier, das unsere Betreuer damals im Ferienlager in Österreich tranken. Das Verhältnis meines erbrochenen Mageninhalts zum Inhalt der Flasche Bier lag bei 10:1. Noch Monate später habe ich einen Kronkorken eben dieser Biermarke als Trophäe um den Hals getragen. Mit würden noch dutzende dieser Ereignisse einfallen, aber ich will sie nicht langweilen. Seitdem ich wieder Schreibe, an meiner kleinen und geheimen Geschichte, trinke ich Bier. Und wahrscheinlich ist es das vorletzte Kapitel, das ich gerade abgeschlossen habe, das mich zu diesem Rückblick drängt. Denn wenn die Story fertig ist, habe ich keinen Grund mehr zum Saufen. Deprimierend.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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54 Gedanken zu „In Erinnerung schwelgen

  1. Als ich meinen größten Absturz hatte, habe ich in meiner Stammkneipe den Wirt vollgeheult (so richtig mit Tränen und so), weil ich der Meinung war, dass Jimi Hendrix viel zu früh gestorben ist, wo er der Musik doch noch so viel hätte geben können.

    Ach ja, volltrunken beim Abi-Umzug, erste Zigarette im Halbsuff während einer Austausch-Schüler-Party, diverse Schützenfest-Geschichten…jaja, so schwelgen macht schon Spaß. Heutzutage reduziert sich der Alkoholkonsum dann auf ein Glas Rotwein im Vierteljahr…man wird alt – aber weise. :wink:

  2. Ich bin erschüttert.
    Die tragische Wahrheit über die absolut düstere Vergangenheit eines verlorenen Mädchens von der Straße.

    Hätte ich das doch nur vorher gewußt!
    Mir wollte Fräulein mal meine eisgekühlte Flasche Bitburger madig reden, weil ich tags zuvor auch schon eine getrunken hatte.

  3. oh ja der alkohol…böse böse und doch immer wieder gern und viel getrunken..bei mir gabs die phase auch..bzw es is immernoch ein bissl so..zwar nich mehr jedes we aber jedes zweite ;) und so sachen wie mit dem schlüssel kenne ich auch da kommt man nach hause..möchte aufschließen……nur wo ist der schlüssel…ok..hab „gedacht“ das ich alle taschen abgesucht hab…und stand stundenlang in der kälte im freien..bis ich dann irgendwann den schlüssel in der hosentasche fand….oder so sachen wie sich total betrunken aus gleichgewichtsverlust auf muttis liebste vase setzen..(ca 50cm hoch und recht stabil *g* ) jaja schön ists… :pfeif:

  4. Sollte ich erwähnen, dass ich seit 01.01.06, ca. 01:00 Uhr morgens keinen einzigen Tropfen alkoholischer Getränke mehr zu mir genommen habe? *prahl* ;) Aber auch vorher hatte ich so gut wie nie solche Abstürze, das Schlimmste war mal während meiner Bundeswehrzeit – aber die Geschichte behalte ich lieber für mich, auch wenn’s keinen Anschiss oder Diszi gab ;)

  5. Ich weiß immer wie ich ins Bett gekommen bin. Das sind alles Erlebnisse, die ich nicht hatte. Aber eigentlich auch nicht vermisse. Und inzwischen bin ich hoffentlich zu alt dafür.

  6. ab 18 erstmal nix mehr trinken, kommt mir bekannt vor, hab ich auch mal gemacht. habe es aber nur ca 2 jahre ausgehalten. danach hatte ich, nachdem ich etwas entäuscht worden bin, wieder das verlangen mich so richtig zu betrinken.
    da ist es auch zu so einigen abstürzen gekommen, aber so richtig kann ich mich da nicht dran erinnern…

  7. Das mit der Gosse war auch nicht so gemeint. Die Story mit dem Rinnstein hat die Assoziation mit dem Zitat ausglöst.:pfeif: Wenns dich tröstet, Stories von dem Kaliber hab ich einige. Sogar soweit, daß mir mal mein Vater mit Rausschimß drohte :mad:, da war ich 15 :kotz:

  8. Ich hab einmal zu Silvster auf der Couch eines guten Freundes gekotzt. Glücklicherweise passiert das seinen Eltern relativ häufig (das sie kotzen) und so nahmen sie es mir gar nicht übel. Danach hab ich eigentlich nur noch sehr selten Schnaps getrunken. Immerhin, witzig war der Abend schon.

  9. Ähm … müsste das nicht
    „In meiner Jungend – wollen wir sie mal 18 sind sie ja dann Auto gefahren. Ja verdammt immer fällt mir son unwichtiger Kleinscheiss auf, manchmal hasse ich mich für sowas :mad:

  10. schöne geschichte… dass zeigt mir, dass ich nicht der einzige böse mensch auf diesem planeten bin. ich binn im suff übber übers dach in mein zimmer geklettert, was manchmal sehr weh tat. mfg Xe54

  11. @ Fräulein Pia:
    Ich glaube, wir wären als Teens ein verdammt gutes Gespann gewesen – mein Alter Mathelehrer weiß vermutlich immer noch nicht, warum ich seinen Kollegen unaussprechlicher verbrechen bezichtet habe (Komplett mit Lallen und Schwanken und halbleerer Flasche für Gesten, die unaussprechliches Andeuten) ….
    Und: Nur wer *richtig* Jung war, kann sich auf das Alter Freuen, und daraus lernen!
    Aber gib das trinken nicht auf – der Wein wird dieses Jahr super! Rekordsommer und so…..

  12. Liebes Fräulein Pia, sie sind ja eine ganz Schlimme. Derartige Auswüchse kenn ich nur von 15jährigen Jungen. Aber es scheint ja nochmal alles gut gegangen zu sein. Kriegen Sie vom Autofahren eigentlich den gleichen Kick wie vom Saufen?

  13. Also eigentlich hatte ich weder beim Saufen, noch beim Autofahren jemals einen wirklichen Kick. Da gibts andere Dinge, die gehören hier aber nicht hin ;)

  14. Lustig? Ich könnte Vater von 16 Jahre alten Kindern sein. Pia scheint es ja nicht geschadet zu haben, aber ich würde mir echt Sorgen machen, wenn da eigentlich jedes Wochenende mit einem Absturz verlaufen würde und als Sahnehäubchen es noch ab und an die anderen Geschichten geben würde.

    Eigentlich hatte ich ja erst eine sarkastische Bemerkung auf der Tastatur, aber so richtig lustig finde ich die gerade nicht.

  15. Nun, ich denke mal, dass jeder in seiner Jugend irgendwelche krummen Dinge erlebt hat. Andere haben sich mit Metalldartpfeilen beworfen und fanden das „normal“ :???:

  16. Es geht wohl weniger um die Erlebnisse, sondern vielmehr um einige Phrasen, daß solche Erfahrungen lustig und sogar fürs spätere Leben wichtig seien.
    Meine Meinung und Bedenken zu solchen Dingen sind Ihnen ja geläufig, Fräulein Pia.

    Wie Herr Marcc schon treffend andeutete, ist ja alles schön, wenn es nachträglich nicht weiter schadet.
    Leider habe ich aber im Laufe vieler Jahre gesehen, daß jene tolle Erfahrung vielen Menschen mehr geschadet als geholfen hat.

    Ich beziehe mich übrigens weniger auf die Aussage, daß solche alten Geschichten lustig seien, sondern vielmehr darauf, daß diese Exzesse zum „richtig jung gewesen sein“ gehören sollen.

    So, bevor ich ganz unlustig werde, schreibe ich lieber wieder zu belanglosen Dingen; das ist lustiger.

  17. Nun wir Alle haben unsere Leichen im Keller und wer sagt er habe sich in seiner Jugend nie daneben benommen und nie seine Grenzen ausgereizt, der war niemals Jung.
    Dieses Ausreizen müßen keine Alkoholexzesse gewesen sein, vieleicht war es nur der Versuch gegen die Ströhmung durch die Hafeneinfahrt zu schwimmen und sich von der DLRG retten lassen zu müßen, aber sind wir nicht päpstlicher als der Papst.
    Hauptsache wir haben diese Phase kultiviert und gehen heute mit unseren dunklen Seiten zivilisiert um bzw. helfen nach Möglichkeit denen die das noch nicht gelernt haben sie zu Kompensieren.
    Wenn wir alle Englein wären, dann könnten wir gleich schlafen gehn.
    Wir müßen nicht st:ja:olz auf unsere Entgleisungen sein (auch wenn sie für manche Anekdote gut sind) aber wir sollten aus ihnen Tolleranz gelernt haben.
    (Und wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten.):ja:

  18. mS:

    viele andere aber dafür um so mehr…

    Genau deswegen bin ich froh drum, dass es mir nie passiert ist. Und weswegen ich das später schließlich ganz bewusst vermieden habe.

  19. Nun, wenn ich niemals richtig jung war, fühl ich mich auf einmal so alt… Aber ich bin ja eh anders als alle anderen… zumindest fühlts sich so an.

    Außer beim Herrn H., der versteht mich wenigstens noch… :luv:

  20. Naja, was heißt päpstlicher als der Past?
    Ich glaub es geht wohl eher darum nichts schön zu reden.

    Ich hatte definitiv meinen Spaß, weiß aber heute, dass einige Aktionen echt Scheiße waren und wenn ich den Herrn H. richtig verstehe will dieser nur sagen, dass es Jugendliche gibt, die aufgrund mangelndem sozialen Backround, gewisse Unterscheidungen nicht treffen können und die nicht die Kurve kriegen…

    Ich find halt, so lange es noch im „Rahmen“ ist, ist´s doch in Ordnung oder?

    Ich hab da aber auch schon andere Sachen erlebt… :nein:

  21. Herr D.: Naja, beide sind im betrunkenen Zustand für andere (vorallem nüchterne Menschen) wohl kaum eine Wohltat, aber genauso anmaßend wäre es zu sagen:
    Alle Männer die Alkohol trinken werden zwangsläufig Agressiv!!!
    Ist doch quatsch!:grin:

  22. Aggrä^^aggräsifisch? ISCH BINNISCH ahhgräsiff.:box: *hicks* Sachdaschnochma unisch hau^^^aii sch/&%$äh jetschisch mirdoch dasch Holsdän umgägibbt… :pfeif:

  23. Lieber Herr H.
    Richtig jug sein heißt, die Jugend um ihrer selbst willen zu schätzen und in ihre Vergämglichkeit zu genießen – alles unter der Überschrift: „Aus Fehlern lernt man!“

    Und auf diese Weise Sachen zu machen, von denn man weiß, das sie dumm, schädlich oder einfach sinnlos sind. Der Spaß an der Sache als Grund!

    Kleinkindern: 2 Stunden auf der MAtratze auf und ab hüpfen!
    10 bis 14: Irgendwelche Gesten „-los“-Tick, zum Beispiel, bis an die Grenze ausreizen
    ab 14 (in Bayern zumindest): mit Freunden trinken, am See liegen, Streiche und Mist bauen, Kicker-turniere und die Tage mit seichtem Gespräch auf dem Bolzplatz vertrödeln – und das gleitet dann langsam in den Jungen Erwachsenen, der sich dann irgendwie denkt: Was habe ich damals nur gemacht!!:pfeif: und sich insgeheim denkt: „Es war schön!“ – und das ist dann eine richtige Jugend.

  24. „Mit würden noch dutzende dieser Ereignisse einfallen, aber ich will sie nicht langweilen.“

    Hä? Ich will
    MEEEEEEEEEEEEEHHHHHHHHHHHHRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!!!

    Ich hab mich grad weg geschmissen vor lachen!
    Aber ich würde niemals über dich lachen, viel mehr kamen da eher Erinnerungen oder sind es doch viel mehr schemenhafte Erinnerungen :grin: an ähnliche Erlebnisse! *fg*

    Gruß

    Dieb

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