Wir haben fertig.

In den letzten Tagen haben wir einen Großteil unseres Fuhrparks in den gängigen Kleinanzeigen zum Verkauf angeboten. Geschwisterwagen, Buggy, Babywanne für unseren TFK Joggster X2, Maxi Cosi Tobi Autositz und ein Schiebedreirad für Kleinkinder. All die Dinge, die wir nicht mehr brauchen (werden), denn: wir haben fertig.

Das Ganze ist mit unterschiedlichen Gefühlen verknüpft. Einmal ist da diese Erleichterung. Wenn man sich immer bewusster wird, dass man mit der Familienplanung abgeschlossen hat, verliert sich auch so ein bisschen dieses Babyfeeling, das ich die letzten 5 Jahre hatte. Irgendwie war ich ja ständig schwanger oder hatte ein Neugeborenes. Es ist ein Lebensabschnitt, der sich zu einen sehr hohen Prozentsatz um das eine Thema dreht: Babys. Und es ist schon auf gewisse Weise befreiend, dass ich nun offiziell, emotional wie körperlich, in eine neue Phase eintreten kann.

Auf der anderen Seite ist da auch viel Wehmut. Das erste Jahr eines Babys ist so magisch. Nie wieder lernen und entwickeln sie sich so schnell. Nie wieder sind sie einem so nah, so abhängig von einem. Es folgt der eigene Wille, Selbstständigkeit und damit verbunden, für mich als Mutter, loslassen. Das fällt mir auch beim dritten Kind sehr schwer. Vielleicht sogar mehr, als bei den großen Brüdern, eben weil ich weiß, dass es das letzte Mal sein wird, dass eins meiner Kinder meine Hand los lässt, um alleine zu laufen und seine Welt zu entdecken.

Die Wehmut überwiegt im Moment noch die neu gewonnene „Freiheit“. Viel zu schnell wurden meine kleinen Babys groß. Erst heute habe ich wieder Fotos angesehen, auf denen die Jungs gerade so alt waren, wir das Miezmeedchen jetzt. Gefühl war das gestern. Und dann betrachtet man diese Fotos  und kann sich tatsächlich kaum noch daran erinnern, dass sie mal so klein gewesen sein sollen.

Wie ich dem Krabbeln des Quietschbeus entgegen fieberte. Oder dem ersten „Mama!“ Heute gibt es durchaus Tage, an denen ich „Mama!?“ nicht mehr hören kann, weil jeder Satz damit beginnt und endet. Die Zeit fliegt nur so dahin und in einem Jahr werde ich mich nicht mal mehr daran erinnern, wie mein Herz hüpfte und mein ganzer Körper kribbelte, als das Meedchen vor wenigen Tagen seine ersten freien Schritte machte und seitdem jeden Tag weitere Strecken frei lief.

In einem Jahr wird sie erste Drei-Wort-Sätze sprechen, rennen, springen und trotzen.

Ich will da jetzt noch gar nicht dran denken und tue es dennoch. Wehmut. Ich schrieb es ja bereits. Mein kleines, großes Meedchen ist in nur 3 Tagen offiziell ein Kleinkind. 1 Jahr! Oh mein Gott!

Auch nach einem Jahr und kaum noch Stillen, habe ich immer noch keinen Zyklus. Dennoch muss ich mir ganz objektiv Gedanken über Verhütung machen. Denn: ein viertes Kind, gewollt oder ungewollt, können wir uns in vielerlei Hinsicht nicht leisten. Neben den materiellen Ansprüchen, die ein Kind so mit sich bringt, bin ich auch an einem Punkt, an dem ich denke, meine Aufmerksamkeit nicht weiter „teilen“ zu wollen. Prinzipiell weiß ich, dass ich auch ein weiteres Kind mit all meiner Liebe empfangen könnte. ABER, und das ist der wichtigere Punkt: ich möchte meinen Jungs und auch dem Meedchen nicht noch mehr Aufmerksamkeit nehmen. Es ist schon jetzt manchmal ein Drahtseilakt, allen gleichermaßen gerecht zu werden. So oft liegen alle drei gleichzeitig auf und an mir und umso größer sie werden, umso schwieriger werden solche Kuschelmomente. Wenn das Meedchen weint, weil sie sich wehgetan hat, der Quietschbeu mir zeitgleich zeigen will, welches Kunstwerk er gemalt hat und das Löwenmäulchen müde ist uns einfach nur kuscheln will … dann weiß ich, dass ein weiteres Kind diese Situationen nicht besser machen würde. Zwar sind meine Kinder alle recht frei von Eifersüchteleien, aber ich selber habe oft das Gefühl, nicht gleichermaßen aufmerksam sein zu können und zu oft fallen dann die „Großen“ hinten runter. Die beklagen sich zwar nicht, aber mein Gefühl sagt mir dennoch, das mehr Zeit und Aufmerksamkeit für sie besser wäre. So werde ich nach den Sommerferien mit beiden Jungs montags wieder zum Turnen gehen und das Meedchen derweil noch im Kindergarten lassen. Außerdem möchte ich irgendwie eine Exklusivstunde für jedes Kind in der Woche einrichten. Wie ich das bewerkstellige weiß ich noch nicht. Aber es ist ein Plan.

Rein emotional werde ich wohl noch oft immer mal wieder an mein viertes „Kopfkind“ denken. Ich habe mir immer 4 Kinder gewünscht. Ich werde mich fragen, ob es ein Junge oder ein Mädchen geworden wäre. Ob es eher dem Miezmann oder mir geähnelt hätte und wie es sich charakteristisch in seine Geschwisterbande angefügt hätte. Aber ich denke auch, diese Gedanken hat man immer. Egal, ob man ein, zwei, drei, vier oder fünf Kinder hat.

Wir haben jedenfalls fertig. Unsere drei bezaubernden Kinder füllen uns aus und bereichern uns. Es ist nicht mehr so, dass ich das Gefühl hätte, es würde etwas fehlen, wie das nach dem Löwenmäulchen noch deutlich der Fall war. Wenn ich von unserer Familie in 10 Jahren träume, dann sind da immer diese drei bezaubernden Geschöpfe, die gemeinsam in der Küche stehen und sich gegenseitig auf den Arm nehmen. Es ist so ein Bild, dass sich aus irgendeinem Traum ganz des in mein Gehirn gebrannt hat. Und ich mag es sehr.

Wir, die Miezens, sind Fünf. Und sehr glücklich.

PS: Geschwisterwagen (TFK Twinner Twist Duo), Babywanne (TFK Quick Fix) und Schiebedreirad (Smart Trike) sind noch zu haben. Standort ist bei Bonn. Wer Interesse hat, darf mir gerne eine Mail schreiben)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Wir haben fertig.

  1. Glückwunsch! Ich hoffe, wir werden irgendwann auch so weit sein, das zu sagen – im Moment halten wir uns da noch viel offen – aber ich glaube, mit der Zeit lernt man mehr und mehr die Vorzüge des Fertigseins kennen! (das hoffe ich viel mehr *seufz*)

  2. All das was du da schreibst kenn ich auch nach drei Kindern. Wir haben alle Sachen verschenkt, verkauft und auch weg geworfen. Jetzt sind meine 3 Kinder 8,6 und bald 5 Jahre alt und das Thema 4. Kind spuckt seit 1 1/2 Jahren wieder in unseren Köpfen um einander, auch in den Köpfen der Kinder, denn alle 3 Kinder wünschen sich so sehr noch ein Geschwisterchen. Noch haben wir uns nicht dazu entschlossen, eben aus diesen gleichen genannten Gründen von dir. Aber wer weiß, ich halt mir alles offen, mit 31 ist man ja noch nicht so alt.

  3. Wir sind auch fertig… der werte Gatte mit ganzem Herzen – genauso wie er die drei mit ganzen Herzen liebt… ich mit dem Kopf… im Herzen habe ich ein kleines Pflänzchen Hoffnung, dass sich da was einschmuggelt…. irgendwann – vielleicht… Aber es ist uns klar, dass wir an die Grenzen stoßen – Grenzen den Kindern das bieten zu können, was wir ihnen bieten wollen, Grenzen meiner Zeit – denn wenn ich arbeiten möchte und das will ich, kann ich mir mehr als drei Kinder nicht vorstellen und gleichzeitig beiden Anforderungen gerecht zu werden – denen in meiner Familie und denen im Beruf – denn auch im Beruf muss ich mit dem Herzen dabei sein.

  4. Bei uns ist es, aus diversen Gründen, mehr so eine Kopfentscheidung als eine, die von Herzen kommt. Da fällt es etwas schwerer das dritte „Kopfkind“ (ein sehr schöner Begriff, wie ich finde :-)) loszulassen.
    Es tröstet natürlich ungemein, dass wir unsere beiden kerngesunden Mädels haben, wo wir doch eine zeitlang gar nicht sicher waren, ob wir überhaupt ein Kind bekommen werden. Ich hoffe dieses Gefühl, dass da ein Stuhl zu wenig am Tisch steht, verflüchtigt sich irgendwann.
    Aber wie du sagst, wahrscheinlich verschwindet diese Sehnsucht niemals ganz, egal wie viele Kinder man hat.

  5. Ich finde es gut, dass man die Sachen, die man nicht mehr braucht anderen Leuten verkaufen kann. Nicht jeder kann sich neues Spielzeug etc. für Kinder leisten.

    Liebe Grüße

    Heike

  6. Schön geschrieben – man merkt, dass ihr euch die Entscheidung reiflich überlegt habt. Wir stehen gerade noch am Anfang, unser erstes und einziges Kind ist gerade erst drei Monate alt – und trotzdem könnte ich schon wieder! ;-)

    Liebe Grüße
    Julia

  7. Ach ja, die Kopfkinder… Ich stille meinen drei Wochen alten „kleinen Kleinen“, während ich dies schreibe. Der zwei Jahre alte „große Kleine“ schläft neben uns im Kinderbett. Ein drittes Kind, so sagt mir der Kopf, passt nicht rein, nicht in die kleine Wohnung, nicht zu dem miesen Kontostand, vor allem: nicht zu unserem hohen Alter. In diesem Jahr werde ich 42, den Vater meiner Jungs habe ich leider viel zu spät erst gefunden, als dass sich der Traum von der Großfamilie noch realisieren ließe…. Und doch….

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