Klein-Pia war 4 Jahre alt, als es mal wieder galt sich ins Kinderzimmer zurückzuziehen, um das Christkind zu erwarten.
Klein-Pia kannte den Weihnachtsmann nicht und hielt den „Ho ho ho“ schmetternden, weißbärtigen Mann, welcher bei real-, in der Vorweihnachtszeit Mandarinen verteilte, für einen armen, alten Opa, der damit seine Frau, seine 5 Kinder und seine 35 Enkel ernährte. Klein-Pia tat der alte Mann immer sehr leid und nahm daher auch nie eine Mandarine von ihm an. Immerhin würde ihn das Stück Obst sicher eher sättigen, als sie, die am Abend eine leckere warme Mahlzeit bekommen würde.
So wartete sie an diesem Abend wieder voller Vorfreude auf das Christkind, welches die Geschenke unter den Baum legen würde, die Kerzen am Baum entzünden würde und sich dann eilte, zum nächsten braven Kind zu gelangen. Ihr großer 17jähriger Bruder und ihre große 14jährige Schwester leisteten ihr dabei Gesellschaft und vertrieben sich die Zeit mit Musikhören. Klein-Pia presste derweilen ihre kleinen Ohren an das Holzblatt der Tür und hielt die Luft an. Es hieß, wenn man sehr artig war, würde man die Glöckchen des Christkindes hören, wenn es die Geschenke verteilte. „Ich glaub, ich hab das Christkind gehört!“, hauchte sie kaum vernehmbar. Dann hörte sie es ganz deutlich – es klingelte ein Glöckchen. „Jani, Mimi, ich hör das Christkind!“
Erschrocken über den plötzlich Freudenausruf und die Lautstärke, mit der Klein-Pia ihrer Freude Ausdruck schenkte, schraken ihre Geschwister hoch und starrten sie perplex an. Ihr großer Bruder murmelte etwas und Klein-Pia entgegnete, mit dem Füßchen aufstampfend: „Ich hab keine Hallozinonen! Das ist das Christkind!“
„Ach ja? Soll ich Dir beweisen, dass das nicht das Christkind ist?“ Ihr Bruder öffnete langsam die Tür und schob Klein-Pia in den Flur. Durch die Glastür des Wohnzimmers war eine ausgewachsene Person zu sehen und Klein-Pia sah Ihren Bruder mit großen Augen an. „Das Christkind ist aber ganz schön groß!“ Er lachte. „Das ist nicht das Christkind. Das ist Mama.“
Klein-Pia lief zurück in ihr Kinderzimmer und ließ sich vor ihrer großen Schwester auf die Knie fallen. „Mimi, Mama hilft dem Christkind. Darf ich das Christkind auch sehen, wenn ich groß bin?“ Ihr große Schwester lachte. „Man darf das Christkind erst dann sehen, wenn man groß ist und immer ein liebes Kind war.“
Klein-Pia sah sie mit großen Augen an und drehte sich dann zu ihrem Bruder, der mit dem Rücken an der Tür lehnte und die Augen verdrehte. „Siehst Du Jani, ich kann das Christkind nur nicht sehen, weil ich noch so klein bin … und Du, weil Du nie lieb warst!“
Kleine Kinder denken eben sehr logisch und sind gnadenlos ehrlich und man kann es ihnen nichtmal übel nehmen, denn man weiß ja, dass sie meistens Recht Haben :wink:
Im Erzählen von Kindheitsgeschichten sind sie ungeschlagen werte Frau Pia. Ungeschlagen!
Also ich finde die Schlussfolgerung bemerkenswert ;-). Aber dein Bruder war echt fies, so mit vier Jahren!?… Ich hab das mal ein paar 6jährigen erklärt, dass es den Nikolaus/Weihnachtsmann/whatever nicht gibt. Die haben es mir nicht geglaubt…
Ich stelle mir Klein-Pia immer wie Klein-Leta vor. :lol:
Kindheitsgeschichten sind immer die Besten :D
Schöne Geschichte… Aber ich dachte immer, dass das Christkind nur in Bayern kommt :?:
Ach is ja zu süß. Solche Erinnerungen sind immer noch besser wie meine an solch ein Tag, wo man Rücklings die Treppe runterfällt.:shock:
Wunderschön!