10. Vorsorgeuntersuchung Zwo (35+2)

Da ist dieser enorm große Bauch, der mich täglich daran erinnert, dass wir bald zu viert sein werden. Und da sind diese regelmäßigen Arzttermine, die das bestätigen. Nicht, dass ich auf Grund mangelndem Bewegungsdrangs des Herrn Minimiez daran zweifeln würde, aber dass alles okay ist und dass da tatsächlich ein Baby raus kommt und so … dafür bräuchte ich den Arzt in dieser Schwangerschaft nicht. Ich gehe dennoch hin, eben weil ich meine Ärztin wirklich sehr mag. Sie ist so ein kleines bisschen viel verrückt. Wir giggeln und lachen und tratschen und so. Sie lobt meinen schönen Bauch, mein wunderbares Kind, meine entspannte Haltung.

Heute erfuhr ich, dass ich noch viel Fruchtwasser habe. Wieder mehr, als beim letzten Mal, aber nicht zu viel. Darum sei mein Bauch auch so schön prall. Ich habe einen niedrigen, aber gesunden Blutdruck, knappe 3 Kilo in 2 Wochen zugenommen (ich versuche das gerade total beiläufig im Nebensatz zu erwähnen, merken Sies?), einen weichen äußeren Muttermund der 3cm geöffnet ist, aber innen noch geschlossen. Auf dem CTG sind regelmäßige Miniwehen, die ich nicht mal ansatzweise gespürt habe und der Herzschlag des Herrn Minimiez ist bilderbuchmäßig.

Der kleine Herr Minimiez wiegt aktuell um die 2800 Gramm bei einer Länge um die 47cm. Brustkorb und Kopf sind ziemlich genau eine Woche weiter entwickelt, als ich tatsächlich schwanger bin, aber das kenne ich alles schon vom Quietschbeu.

Meine Ärztin fragt noch mal nach dem Kopfumfang des Quietschbeus bei der Entbindung. „37cm“ antworte ich wahrheitsgemäß und sie zieht mit mitfühlendem Gesicht scharf die Luft ein. Aber wissen Sie was? 37cm hört sich viel an. Wenn man das aber vorher nicht weiß ist das gar nicht so viel, bzw. macht man sich da eben keinen Kopf drüber und presst das raus. Geht alles.

Im Wartezimmer spielt der Quietschbeu unterdessen unter den wachsamen Augen des Kaffeedates. Irgendwann kommt eine Mutter mit zwei Jungs (ca. 3 und 4 Jahre alt) dazu, die schon auf den ersten Blick schrecklich unsympathisch wirkt. Ihre Kinder ziehen dem Quietschbeu, der sie freudestrahlend und ganz aufgeregt begrüßt, die Spielzeugkiste weg und bauen Holzklotztürme. Der Quietschbeu ist davon natürlich total fasziniert und begeistert, begibt sich zu den Jungs und wirft den ersten Turm um. Ich entschuldige mich. Das sei eben gerade „sein Spiel“ und er wäre noch zu klein um zu verstehen, dass die Jungs dann traurig sind. Er würde das nicht tun, um sie zu ärgern. Die Mutter nickt und sagt dann, dass ihr Sohn sich aber gleich sicher wehren – also hauen – würde, wenn er das noch mal mache. Ich bin so ein kleines bisschen überrumpelt. Wie reagiert man da am besten? Nehme ich mein Kind auf den Schoß, um es prophylaktisch daran zu hindern, den Holzklotzturm des anderen Kindes umzukippen? Ich kann ihn ja schlecht schimpfen. Das versteht er doch gar nicht. Kann ich andererseits von einem dreijährigen erwarten, dass er das versteht oder von der Mutter, dass sie ihren Jungs wohlmöglich kurz erklärt, dass der Kleine dass nicht mit Absicht tut? Ich reagiere gar nicht. Jedenfalls nicht nach außen.

Es hat mich jedenfalls sehr traurig gemacht zu sehen, wie der Quietschbeu immer und immer wieder versuchte Kontakt zu den größeren Jungs aufzunehmen und diese sich immer nur weg drehten, oder Spielsachen, die er ihnen anreichte und anbot einfach fallenließen und wegwarfen. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich lange Sorge hatte, weil er so schrecklich introvertiert war. Heute hätte ich mir glatt gewünscht, dass er immer noch „nur“ beobachten würde. Aber der Quietschbeu machte nicht den Anschein, dass ihn die Ignoranz der größeren Jungs stören würde. Mein Mutterherz hat jedenfalls dennoch sehr laut geweint.

Das war also die 10.Vorsorgeuntersuchung. Noch einmal CTG schreiben und noch ein regulärer Termin und wir sind am ET angelangt. Ab da werde ich dann von meiner Hebamme betreut.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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8 Gedanken zu „10. Vorsorgeuntersuchung Zwo (35+2)

  1. Selbst mein Mutterherz hat jetzt Tränen in den Augen. Als Mutter möchten man, dass das eigene Kind von allen akzeptiert und gemocht wird. Und wenn nicht, dann tut uns das mehr weh als den Kindern.

  2. Oh, das Mutterherz kann ich gut verstehen. Mein Sohn ist etwas älter und mir blutet auch das Herz, wenn er jemandem so lieb etwas anreichen will und ignoriert wird. Aber er steckt das auch gut weg. Und ich gebe zu, dass ich manchmal interveniere und sage: Schau mal, er will dir den Klotz reichen! Nimm ihn mal…

  3. Huch. Die Reaktion der anderen Mutter kann ich nicht nachvollziehen. Sie saß da und sagte „Kann sein das er sich gleich wehrt wenn ihr Sohn das nochmal macht?“
    Ich glaube da wäre mir erstmal alles ausm Gesicht gefallen.

    Ihr Mutterherz macht das schon richtig! Und die Gedanken kann ich sogar als Nichtmutter nachvollziehen.

  4. Ich würd mir da ehrlich gesagt nicht viel Kopf drum machen! Die Kids halten mehr aus, als man denkt und oft kommt es einem selber schlimmer vor, als es in Wahrheit ist. Wenn der kleine Herr Minimiez da ist, wird auch er des öfteren vom großen Bruder enttäuscht werden, das ist komplett normal und damit wird er leben können. Udn auch umgekehrt wir der Quietschbeu so manchen „Schlag“ einstecken müssen vom kleinen Bruder. Das Schöne dran: das ist genau das, was Kinder mit Geschwistern meist „lebenstauglicher“ macht, als Einzelkinder, denen jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird – sie müssen (und können!) Frustrationen einstecken. Think positive!

  5. Oh, daran kann ich mich auch noch gut erinnern.

    Aber ich glaube, Kinder haben in dem Altern noch gar nicht das Gefühl, ignoriert / abgelehnt zu werden – sie kennen diese Gefühle und die Folgen noch gar nicht. (also – im Normalfall… :-) )
    Bzw. fehlt da auch einfach noch die Selbstreflexion, die solche Schlüsse wie „Die spielen nicht mit mir, weil sie mich nicht mögen“ ermöglichen würde.
    Und so ist es ja auch gar nicht – die Kinder haben sich halt nicht für ihn interessiert, weil er noch zu klein ist. Welcher Drei- oder Vierjährige mag schon gern mit einem „Baby“ spielen? ;o)

    Dieses Ziepen im Mamaherz ist wohl oft eher die eigene Angst – man selbst kennt schließlich dieses doofe Gefühl der Ablehnung.

    Die Reaktion der anderen Mutter finde ich aber auch äußerst heftig – frei nach dem Motto „Mein Kind wird ihres gleich hauen und vermutlich werde ich nichts dagegen tun.“ – Ööööhm?
    Tz!

  6. Ich muss mal zu einem anderen Thema schreiben. Ich habe heute einen Urbia- Newsletter bekommen und da gehts um Mütter- Blogs und da wird Mama Miez erwähnt! Herzlichen Glückwunsch! Ein richtiger Star! Da bin ich etwas neidisch.

  7. Hm. Die Reaktion der anderen Mutter IST natürlich erstmal befremdlich und dass man erstmal baff ist und Ihr Mutterherz blutet verstehe ich auch gut. Ich hätte mich aber mehr über den Umstand geärgert, dass die größeren Kinder dem Quiezbeu ohne zu fragen die Spielzeugkiste wegziehen. (War eigentlich noch mehr Spielzeug vorhanden und spielte der Quiezbeu in dem Moment mit der Kiste?) Zur Ansage der anderen Mutter könnte ich mir auch denken, dass es eine ernstgemeinte Warnung war, ohne dass es heißen muss, dass sie die Reaktion ihres Kindes unbedingt gutheißen würde. Wahrscheinlich reagiert ihr Dreijähriger auch noch nicht besonders reflektiert, wenn ihm ein Baby dauernd den Turm umwirft, egal, ob das derzeit das Lieblingsspiel des Babys ist oder nicht. Das größere Kind sieht nur: der macht immer kaputt was ich baue, es kriegt eine Wut, sagt dann aber nicht „Du, ich finde das nicht so gut, wenn du dauernd meinen Turm umhaust!“ sondern schubst „den Zerstörer“ wahrscheinlich erstmal weg. Drei- oder Vierjährige spielen auch nicht mit Babys, wenn sie das nicht gewohnt sind. Und Bauklötzchen anreichen ist nunmal nicht besonders spannend für Dreijährige (Seien wir ehrlich, das ist es eigentlich für niemanden, höchstens für die liebenden Babyeltern *g*).
    Wie reagiert man in einer solchen Situation? Da gibt es sicher 100 Möglichkeiten. Hätten Sie den Quiezbeu schützend auf den Schoß genommen, hätte er wahrscheinlich protestiert, denn für ihn war es dort am Boden ja sicher spannend. Ich würde das Baby wahrscheinlich mit einem anderen Spiel ablenken und wenn es das aber partout nicht will, genau beobachten um rechtzeitig eingreifen zu können.

  8. Schluck nicht immer soviel runter, sage deine Meinung … besonders an jene, die du wahrscheinlich nie wieder treffen wirst!
    und entschuldigen würde ich mich auch nicht für das Verhalten vom QB
    er hat ja nichts falsch gemacht und Erklärungen/Rechtfertigungen braucht man auch keine abzugeben [weil es zZ sein Spiel ist]

    ihr seid beide Mütter und jede sollte zumindest noch im Hinterkopf haben, wie es am Anfang bei einem selber war und wie es bei der anderen vllt sein kann [oder ist da meine Erwartungshaltung grad viel zu hoch angesetzt?]

    weiterhin alles Liebe und viel Kraft und überhaupt!

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