Von Endgültigkeit.

Es wäre gelogen würde ich sagen, mit der Geburt des Miezmeedchens wäre mein Kinderwunsch erfüllt. Weil Kinderwunsch ist ja eigentlich ein Wunsch bzw. Gefühl, dass aus dem Bauch und Herzen kommt. Und die kann man in aller Regel eben nicht rational wegdiskutieren.

Nein, ich werde kein weiteres Baby bekommen. Denn neben meinem Bauch und meinem Herzen habe ich Vernunft und Verstand und die sagen mir, dass wir rein wirtschaftlich nicht für ein weiteres Kind aufgestellt sind. Uns geht es grundsätzlich wirtschaftlich so gut, dass wir unseren Kindern ein vernünftiges Leben, eine gute Ausbildung und dann und wann ein Extraschmankerl bieten können. Der temporäre Engpass war leider so nicht einplanbar und hat zum Glück auch ein sehr absehbares Ende. Aber wir haben daraus gelernt, dass es immer mal wieder zu nicht kalkulierbaren Ereignissen kommen kann, die eine Fünfköpfige Familie ins Schwimmen bringen kann.

Wir haben keine Geldgeber im Hintergrund, mit denen wir rechnen können und sind voll und ganz auf uns selber gestellt. Es ist nicht viel, was übrig bleibt, aber es ermöglicht zumindest in einem normalen Jahr einen Selbstverpfleger-Familienurlaub am Meer. Ein weiteres Kind würde auch bedeuten, dass wir keinen Urlaub mehr machen könnten, dass wir ein noch größeres Auto anschaffen müssten und ich neben meiner Berufstätigkeit – auf die wir wirtschaftlich angewiesen sind – und dem Haushalt vier Kindern zeitlich gerecht werden müsste, wo die Zeit doch schon für drei Kinder dann und wann viel zu gering scheint.

Liebe. Liebe hätte ich für ein, zwei oder sogar drei weitere Kinder. Da bin ich mir sicher. Nerven. Nerven hätte ich zumindest für ein weiteres Kind noch. Alles darüber mag ich aus meiner Position heraus nicht beurteilen. Mut. Ja, vielleicht fehlt mir der Mut für ein weiteres Kind. Angst. Angst habe ich eine Menge, besonders davor, dass wir wirtschaftlich nicht ausreichend für all unsere Kinder sorgen können.

So sehr ich gern wattebauschige Bilder male und durch rosarote Brillen gucke: rein rational sind wir komplett. Und ich muss auch nicht vom Gegenteil überzeugt werden mit Sätzen wie: „Wo genug Liebe für ein weiteres Kind ist, da regelt sich auch der Rest …“

Vermutlich ist es einfach die natürliche Abneigungen vor dem Endgültigen, die mich derzeit dann und wann beim Betrachten meines Meedchens wehmütig werden lässt, weil sie mein letztes Baby sein wird, nein, ist.  Und sie wird so schnell groß. Heute spielte sie das erste Mal bewusst mit der Spielkette an ihrem Maxi Cosi und lachte, wenn die Glöckchen klingelten. Sie wird so schnell gar kein Baby mehr sein, sondern ein Kleinkind, ein Kind, ein Teenager und plötzlich eine junge Frau.

Endgültigkeit. Da steckt auch so ein bisschen Ende drin. Und von den schönen Geschichten, Büchern, Filmen wünscht man sich ja auch immer, dass sie nie enden mögen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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19 Gedanken zu „Von Endgültigkeit.

  1. Aber irgendwann Oma wirste ja auch noch :)

    ich finde 3 Kinder schon beeindruckend. Ich könnte mir zur Zeit nicht mal finanziell vorstellen. Aber vll. fehlen auch einfach die Erfahrungen noch.

  2. Ich bewundere dich immer wieder aufs neue über deine offene und ehrliche Art. Gerade die letzten 2 Wochen, als meine beiden Söhne aus erster Ehe in den Ferien hier waren habe ich mir ähnliche Gedanken gemacht. Diese Schwangerschaft wird meine letzte sein. Denn wenn es irklich hart auf hart kommt, sind 4 Kinder auf einmal doch ganz schön viel. Ich möchte doch jedem gerecht werden und das habe ich aufgrund der Schwangerschaft schon kaum geschafft. Ich wünsche euch alles gute für eure Wege. Und vielleict verrätst du mal wo euer nächster Urlaub hingehen soll :) Vielleicht find ich ja hier auch was tolles Familienfreundliches für euch.

    LG

  3. Ich kann dich sehr gut verstehen. Das du beim Anblick des Meedchens eine Endgültigkeit verspürst und dich das natürlich wehmütig werden lässt.

    Ich denke, so wird es mir ganz sicher auch mal gehen. Wenn man die zu klein gewordenen Strampler wegpackt und weiß, man wird sie nicht wieder auspacken. Das kann einen schon irgendwie mitnehmen. Vor allem wenn die Entscheidung gegen ein weiteres Kind eine Kopfentscheidung und keine Herzentscheidung war.

    Ich sage ja immer, ich möchte drei Kinder bis ich 30 bin (bin jetzt 26, und das erste mal Mutter), aber ich sage auch immer dazu, ich bin mir nicht sicher ob nicht noch eines dazu kommen wird wenn ich meine biologische Uhr ticken höre. Aber das sage ich Heute. Wer weiß schon was kommen wird.

    Und so ist es doch bei euch auch. Wer weiß schon was noch kommen wird. Vielleicht auch noch ein Kind…

  4. Ich kann deine Gedanken verstehen.
    Wir sind zwar erst bei Nr. 2, und ich weiß es wird noch mindestens eins folgen.

    ABER du hast vollkommen Recht wenn du sagst SIE WERDEN VIEL ZU SCHNELL GROß, und einerseits mag man ihnen beim großwerden zuschauen und andererseits möchte man ihnen sagen…. LANGSAM, oder STOPP.
    Bleib doch noch ein bisschen soooo klein…

    Jaha…wie mit einem guten Buch oder Film. Du hast schon Recht.

    Wirklich SEHR SCHÖN GESCHRIEBEN !!!!!!!

  5. Dieser Text hätte auch von mir sein können….. Ich weiß ganz genau, was du meinst. Und mir geht es ganz genauso. Und die Endgültigkeit tut dann und wann weh. Machmal geht es aber auch ganz gut. Es ist fast wie das Abschiednehmen von einem Menschen. Die Trauer kommt und geht und jedes Mal ist man ein Stück weiter.
    Trotzdem beneide ich dich darum, dass du womöglich doch in fünf, sechs, sieben oder zehn Jahren noch mal sagen kannst: „Ach, eigentlich….“ Und wenn nicht, dann nicht. Aber du wirst die Wahl haben. Noch lange, lange,lange Zeit. Das ist schön für Dich und Euch. Und wie ich Euch kenne, werdet ihr auch diese Entscheidung irgendwann so treffen, dass sie genau richtig ist für euch.

  6. ich kann dich so gut verstehen. Ich habe immer mit 3 Kindern geplant und es wird aus verschiedenen Gründen bei 2 bleiben. Hauptsächlich der wirtschaftliche Faktor spielt eine große Rolle und ich bedauer dies sehr, aber es wäre einfach idiotisch noch ein weiteres Kind in die Welt zu setzten, es geht uns gut gar keine Frage, aber auch wir kommen ab und zu an die Grenzen und das muss man nicht herausfordern, dann lieber nur zwei und sie bekommen eine vernünftige Ausbildung, als 3 und es reicht hinten und vorne nicht

    1. Mehr als unwahrscheinlich, da der Miezmann 10 Jahre älter ist als ich und sich heute schon für einen „alten Vater“ hält. Ich kann seine Bedenken diesbezüglich aber verstehen. Mein Vater wird kommendes Jahr 70 und ich denke immer: Mensch, die Väter Deiner Freunde sind so viel jünger. Selbst der Vater des Miezmannes ist jünger. Die haben theoretisch auch alle noch länger was von ihren Vätern.

  7. Mir geht es ganz anders, ich bin froh das ich mit dem Thema durch bin. Allerdings wurde beim mir vor 3 Monaten eine potenziell tödliche Krankheit diagnostiziert und nun bin ich in Kreislauf von Chemotherapie und hohen Cortisongaben. Ich werde das ganze sehr wahrscheinlich überleben und bin so unendlich dankbar für drei gesunde Kinder. Ich darf in den nächsten Jahren aus medizinischer Sicht keine Kinder bekommen und fiebere meiner Sterilisation fast schon entgegen. Diese kann allerdings erst erfolgen wenn meine Erkrankung in die Remission gelangt ist. Wann das so weit ist steht in den Sternen. So ist das wenn man sich eine seltene Krankheit aussucht.

  8. Oh ja, das kann ich auch sehr gut verstehen. Aber so sind wir Menschen – Abschiede von etwas, egal was, tun immer weh. Und oft wünschen wir uns gerade das, was nicht (mehr) möglich scheint oder ist. Vielleicht hilft es deine drei anzuschauen und zu sehen, wie perfekt es ist: nach zwei tollen Jungs komplettiert euch nun das Mädchen. Und die Zeiten werden ja nicht schlechter. Nicht nur Babies sind toll, sondern auch Kinder, die langsam eine Persönlichkeit entwickeln, die eigene Interessen Formen, Teenager, die die Welt retten wollen und juge, kluge Erwachsene, die ihren eigenen Weg beginnen. Da kommt noch so viel Schönes!

  9. Auch ich verstehe das sehr gut. Bin froh und glücklich über meine zwei, aber immer, wenn jemand noch schwanger wird, mischt sich neben die große Freude ein klitzekleiner Stich: hach, ich würde auch gerne noch mal. Ich denke nur, würde ich Nummer 3 noch bekommen, wäre es anschließend genau so, das Gefühl. Eben, weil es ein Abschied ist- von der Babyzeit. Egal, wie viele Kinder man bekommt, irgendwann ist Schluss. Und dann und wann bin ich darüber auch ein bisschen wehmütig. Denn ja, sie werden verdammt schnell groß!

  10. Ich kenne genau diese Situation, denn nach dem 3. Kind ist auch bei uns Schluss,aus ähnlichen Gründen und auch andere, aber: vor wenigen Jahren hatte ich noch alles VOR mir, Hochzeit, Kinder etc. Jetzt ist alles da! Das ist schön unstillbar, aber alles worauf ich seit ich ein kleines Mädchen war gewartrthabe,ist ja nun irgendwie vorbei. Abschied! Von den Träumen, dem Warten, dem Hibbeln. Ein wenig neidisch auf andere sein, die noch alles vor sich haben, auch auch viel Dankbarkeit und Freude, dass alles gut ist! Und nun leben wir als Familie so vor uns hin mit kleinen und grosen Sorgen und ich freue mich, auch mal die Arme frei zu haben, für mich! das gibt es ja lange nicht mit so kleine Kindern. Am Wochenende sah ich einen. Kleinen Jungen und hatte so gar keine Sehnsucht! Gut so!!!
    Und noch was: ich finde es schön, dass man auch in den Urlaub fahren kann, den Kindern das eine oder andere bieten kann und den Kindern nicht eben immer nur Verzicht Vorleben muss. wenn die klein sind, ist es sicherlich noch leichter, aber eben ältere Kinder haben ja auch ihre Ansprüche. Zu Recht!

  11. Geht mir auch so – dieser Endgültigkeitsgedanke hat mich daran gehindert, bei der dritten Geburt, die ein geplanter Kaiserschnitt war, die mir mehrfach von der Frauenärztin ans Herz gelegte Sterilisierung durchzuführen. Von der Vernunft her hätte ich das vielleicht machen sollen, denn ich war deutlich über 40 und die Schwangerschaft von vorne bis hinten mit diversen ernsten Risiken behaftet. Aber ich wollte meine Fruchtbarkeit nicht so endgültig kappen.

    Heute bin ich 46 und Single – und denke manchmal, ach, so ein Baby, das wäre schön…. Ist natürlich nix wenn man eh kein Geld hat und schon gar keinen Partner. Aber die leise Sehnunsucht bleibt. :)

  12. Auch bei uns ist es sehr wahrscheinlich das letzte Baby – auch aus Vernunftsgründen – nur die Verwandtschaft des werten Gatten schüttelt jetzt schon den Kopf und faselt was von Fußballmannschaft…
    Meine Eltern haben auch 3 eigene Kinder und meine Mutter ließ sich danach sterilisieren – und hat es 4 jahre später als die Kleinste aus dem Gröbsten raus war bitter bereut. Statt dessen haben meine Eltern dann Pflegekinder aufgenommen.

  13. Ich kann nur erahnen, wie das wirklich sein muss. Ich denke mir manchmal sogar heute schon, was für ein „blödes“ Gefühl es mal sein muss, eben genau dieses zu fühlen. (Und wir wollen nun erst Anfangen, mit dem ersten Wunschkind)

  14. Oh Frau Miez, ich kann Sie verstehen – sehr gut sogar. Ich habe zwar „nur“ ein Kind und das Herz wünscht sich noch eins (am Besten jetzt sofort und auf der Stelle), doch der Verstand weiß ganz genau, dass es zwar „irgendwie gehen wird“. Doch ich will nicht irgendwie, ich will jedem Kind das ich bekomme alles bieten können, was es braucht und vieles von dem, was es möchte. Bei der Prinzessin ist das aktuell uneingeschränkt möglich, sie ist glücklich, zufrieden und ihr fehlt es an nichts. Das könnte ich aktuell nicht für ein 2. Kind gewährleisten, so sehr das Herz sich auch wünschen mag…

    Irgendwann, da werden Sie sicherlich zur Großmutter werden und haben dann auch – zumindest temporär – wieder ein kleines Würmchen im Arm :-)

  15. Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Wie wird es sein, wenn unser geistiger Kinderwunsch abgeschlossen wird?

    Als ich Schwanger vom Keks war, war mir irgendwie klar das ich nur 1 Kind haben möchte – dies ist für mich jetzt absolut unvorstellbar geworden. Unser Platz würde mit einem kleinen Umbau verbunden für 4 Kinder reichen. Mir selbst würde es nicht schwer fallen auf Dinge zu verzichten (das war früher auch anders) aber wenn man bedenkt das die anderen Kinder auch auf Dinge verzichten müssten, finde ich das nicht mehr so toll.

    Ich bin gespannt und freue mich auf all das was uns noch entgegenkommt.

    Schätze Dich glücklich, 3 so wundervolle Kinder zu haben, sie werden Dir in der Zukunft noch viel Freunde und andere Schönheiten als das Babysein schenken :)

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