„Besta Bruda!“

Der Quietschbeu ist 4 Jahre und 6 Monate Jahre alt. • Das Löwenmäulchen ist 3 Jahre und 4 Monate alt. • Das Miezmeedchen ist 1 Jahr und 5 Monate alt.

Die Geschiwsterbande habe sich mit dem neuen aktiven Mitglied im Geschwisterbund sowie dem steigenden Alter und der Entwicklung aller drei Miezkinder stark verändert. Wie, das möchte ich heute mal versuchen festzuhalten.

Das Löwenmäulchen ist und bleibt der größte Beschützer und Gönner des Miezmeedchens, die er liebevoll „meine Mausilein“ nennt. Letztens kam es auf dem Spielplatz im Sandkasten zu einer kleine „Auseinandersetzung“ zwischen dem Meedchen und ihrem Freund (13 Monate). Der kleine L. wollte ihre Schüppe, die sie mit lautem Gekreische umklammerte. Beide zogen an der Schüppe. L. giggelte, das Meedchen kreischte. Das Löwenmäulchen eilte der kleinen Schwester direkt zur Hilfe, schimpfe den kleinen L. und wollte ihm die Schüppe entreißen. Wir Mütter schmunzelten sehr über den Einsatz des Mäulchens, machten ihm dann aber klar, dass das Meedchen sich selber durchsetzen müsse und er das nicht für sie übernehmen könne. Immerhin sei er ja nicht immer in ihrer Nähe und sie müsste das dann auch alleine regeln. Er nahm das sehr widerwillig an, blieb in ihrer Nähe und beobachtete die Szene mit Argusaugen.

Der Quietschbeu hingegen ist eher non-verbal und weniger körperlich mit der kleinen Schwester verbunden. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber die Beiden verbindet etwas sehr Spezielles.

Als das Meedchen letztens in ihrer Kindergartengruppe böse stürze, stand der Quietschbeu nur Sekunden später, noch bevor das Meedchen richtig losgeschrien hatte, in der Tür zu ihrer Gruppe und wollte erschrocken wissen, was passiert ist. Ihre Erzieherin sagte später zu mir, dass das schon so ein bisschen unheimlich gewesen wäre.

Auch geistert er ständig in ihrer Nähe herum und hat ein waches Auge darüber, was sie tut und ob das gefährlich sein könnte. Er versucht auch immer wieder mit ihr zu spielen, aber da scheitert er öfters mal am Meedchen, das ihn lauthals ankreischt, wenn ihr sein Spiel zu wild wird.

Das Löwenmäulchen lässt in aller Regel dem Miezmeedchen den Vortritt. Sitzt er zum Beispiel auf unserem Schaukelmotorrad und das Meedchen kommt um die Ecke und zeigt an, dass es jetzt sofort auf das Motorrad möchte, steig t er bereitwillig ab, stellt sich daneben und lobt (!) dann sogar noch ihre Schaukelkünste. Am Frühstückstisch würde er die letzte Wurstscheibe immer dem Meedchen überlassen und er teilt seinen Weckmann gerne und großzügig mit ihr.

Das Meedchen vergöttert ihre Brüder, aber jeden auf eine andere Art und Weise. Mit dem Quietschbeu kann sie unglaublich herzlich und albern lachen. Sie ahmt ihn oft nach, was sein kleines Ego besonders Bauchpinselt, und lacht über seine Quatschgesichter und Zappelfaxen lauthals. Sie spielen Fangen und Verstecken, wobei der Quietschbeu tatsächlich so tut, als könne er sie nicht fangen und sie wäre viel schneller als er. Oder er sucht sie extra lange, auch wenn er sie lange entdeckt hat.

Mit dem Löwenmaul schmust das Meedchen viel und intensiv. Das Löwenmäulchen ist auch der einzige, der die Arme ganz eng um die schlingen darf, oder in dessen  Halsbeuge sie ihr kleines Gesicht vergräbt. Wenn er nachmittags im Wohnzimmer auf dem Teppich einschläft – was in letzter Zeit oft passiert – legt sie sich neben ihn, streichelt ihn und gibt ihm Küsse. Es ist zum dahin schmelzen.

Ich bekomme von allen Erziehern meiner Kinder häufig zu hören, wie schön dieses Band zwischen meinen Kindern und der Umgang untereinander zu beobachten wären. Auch wenn sie nur wenige Meter voneinander getrennt sind, so freuen sie sich im Kindergarten euphorisch, wenn sie sich über den Weg laufen.

Letztens fragte der Quietschbeu das Löwenmäulchen morgens, ob es ihn nicht mal in seiner Gruppe besuchen wolle. Es war ein Bild der Götter, als sie dann nebeneinander am Frühstückstisch saßen und den Inhalt ihrer Brotdosen untereinander tauschten.

Wenn der Quietschbeu nachmittags eine Verabredung hat, weint das Löwenmäulchen ganz bitterlich. Der Quietschbeu kann ganz plötzlich nicht mehr alleine spielen, wenn das Löwenmäulchen mal unterwegs ist. Dabei messen und vergleichen sie sich momentan den ganzen Tag.

Wer zuerst Zähneputzen darf. Wer zuerst die Treppe runter oder rauf gehen darf. Wer zuerst an- oder ausgezogen ist. Es war abzusehen, dass sie – gleichgeschlechtlich und fast gleichaltrig – irgendwann anfangen würden, sich zu vergleichen. Ich bin daher sehr froh, dass sie sich nicht auch noch ähnlich sehen. Das würde das „voneinander abgrenzen“ vermutlich nur erschweren. Und so sehr sie sich tagsüber auch in ihren kleinen Wettstreitigkeiten zanken, so sehr brauchen sie sich in ruhigeren Momenten. Dann sitzen sie ganz eng zusammen, dann tuscheln sie im Bett oder singen gemeinsam im Auto.

„Du bist mein allabesta Bruda!“, sagt das Löwenmäulchen oft. „Und Du bist mein allerbester Bruder UND Freund!“, antwortet der Quietschbeu dann. Ich wünschte nur, sie würden sich auch daran erinnern, wenn sie sich mal wieder um ein einziges aus gefühlten 5000 Playmobil-Männchen streiten, als ginge es um Leben und Tod.

Was mir persönlich am meisten das Herz aufgehen lässt ist die Tatsache, dass  bisher nie eines meiner Kinder ein Geschwisterkind weggeschickt hat. Wenn das Meedchen sich in das Spiel der Jungs einmischt, bekommt sie kurzerhand ein Auto oder Playmobilfigürchen zugeteilt und darf mitspielen. Selbst wenn sie sich beim gemeinsamen Eisenbahnspiel mitten auf die Schienen setzt, versuchen sie sie mit Worten statt Taten von den Gleisen zu bekommen. Letztendlich war sie letztens dann der große Dino, der nicht weggehen wollte, und der dann umfahren werden musste.

Ich bin sehr gespannt, wie sich das weiterhin entwickelt. Und welche Formen dieses Vergleichsding unter den Jungs noch annehmen wird.

Derzeit plane ich den Quietschbeu beim Mini-Handball anzumelden. Das Löwenmäulchen kann leider erst mit 4 Jahren alleine zum Kinderturnen gehen, was der Quietschbeu wiederum überhaupt nicht leiden kann. Weder die Turnleiterin, noch das Singen. Das Mäulchen würde da schon gerne hingehen. Es wird sich schon eine Lösung finden.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „„Besta Bruda!“

  1. Boah ist das süß. Mein Junior (fast 4 Jahre) ist auch so ein Fürsorglicher. Allerdings hat er momentan „nur“ die Mädchen im Kindergarten, um die er sich kümmern kann. Aber beim lesen dieses Blogposts musste ich Tränen lachen, so süß ist das!

  2. Hihi, den Streit um ein Playmobilmännchen kann ich mir vorstellen. Unsere hatten am Wochenende Streit um einen Autotransporter. Der Opa ist dann losgefahren und hat einen zweiten besorgt. Nur sah der anders aus. Fazit: Streit um den neuen Autotransporter. (War mir vorher klar, aber was soll man machen.)
    Im Sommer fragte ich meinen Mann, was die richtige Anzahl an Bobbycars wäre, damit sich zwei Kinder nicht drum streiten. Antwort: Gar keins. Bei jeder anderen Anzahl gibt es Streit, weil jeder gerade GENAU DIESES will.

    1. Auch wenn es Menschen gibt, die behaupten man könne allen Kindern gleichermaßen gerecht werden, so sage ich ganz offen: Nein, das kann ich nicht.
      Jedes meiner Kinder hat andere Bedürfnisse. Der eine mal mehr, der andere mal weniger. Ich kann nicht zaubern und mich auch nicht klonen. Daher kommt es unweigerlich auch mal dazu, dass einer zurückstecken muss.
      ABER – und das ist für mich eben das Geschenk am mehrere Geschwister haben und sein – keiner von ihnen ist allein oder ausgegrenzt. Muss ich mich intensiv ums Meedchen kümmern, sind die Jungs für einander da. Brauchen Quietschbeu oder Löwenmaul besondere Aufmerksamkeit, hat die kleine Schwester einen ihrer Brüder.

      Und auf die Frage, wie ich das hinbekommen habe, habe ich leider keine Antwort. Sie sind, wie sie sind.

  3. Ich musste tatsächlich auch fast weinen.
    Ich finde das so schön, wenn sich Geschwister liebhaben. Ich selber habe nur ein bedingt gutes Verhältnis zu meinen 2 Brüdern.
    Naja, meine Kinder sind 1,5 Jahre auseinander und sie lieben sich abgöttisch.
    Der Große ist sofort da, wenn sich die Kleine was getan hat.

    Auch, wenns der Oma net passt. Aber sie lieben sich :-)

  4. Hallo Mama Miez

    das schöne daran ist, es bleibt so….
    Unsere 3, Junge, Mädchen Junge waren und sind immer noch so.
    Sie haben zwar unterschiedliches studiert, teilen tlw andere Ansichten und Werte, aber nah sind sie sich noch immer! Auch mit 23, 22 und 19.

    Nur in der Pubertät gab es einige Risse in ihrer Beziehung, aber dies ging vorüber.
    Für mich ist und war es immer ein wunderschönes Geschenk, dass sie sich haben und lieben!

  5. Toll… Einfach nur toll, diese Geschwisterbande, wie sie sie beschreiben. Meine beiden (Mädchen, 4 und Junge, 2) lieben sich auch sehr. Aber genau so oft gibt es furchtbaren Streit um alles mögliche – mit hauen, kneifen, kreischen, hinterherjagen,… Und ich hab keine Ahnung, wie ich diese „Handgreiflichkeiten“ unterbinden kann…

  6. Bei unseren zwei fängt es gerade an interessant zu werden: Sie ist drei und er wird eins.Bisher war es viel Nebeneinanderhergekruschel, doch seit ein paar Wochen will er natürlich immer dahin, wo sie ist. Da wird sich auch oft mal lautstark gezofft, doch schon kurze Zeit später gibt es dann wieder viel zu viel Liebe. Einfach nur toll und was du schreibst macht Mut, dass sich dieses geschwisterliche Zugehörigkeitsgefühl noch weiter verstärkt – trotz Kämpfe um drölftausend Playmobil-Figuren… ;)

  7. So schön geschrieben und da wächst wieder die Sehnsucht. Ich find das so traurig das diese erfahrungen mein Sohn wohl nie machen wird =(
    Geschwister sind was tolles. Und wie du in den Kommentaren schriebst, braucht einer mehr die Mama sind dennoch zwei über die sich zusammentun. Das war bei meinen Geschwistern auch. Drei sind sowas von perfekt.

    Ganz tolle Geschwisterbande <3

  8. Ein wenig neidisch bin ich schon, wenn ich diesen Artikel lese… Meine Beiden sind – so könnte man meinen – wie Feuer & Wasser: Der große „Buda“ (ebenfalls 4 Jahre & 6 Monate) & das kleine Schwesterchen (1 Jahr & 6 Monate) haben sich ständig in den Haaren. Aber ich bin guter Hoffnung, dass es mit der Zeit entspannter wird. In der Kita zumindest wird mir von den Erziehern jedenfalls berichtet, dass die Beiden sich abgöttisch lieben… Vielleicht wird aus meinen Feuer-Wasser-Rabauken doch noch mal ein Pech-Schwefel-Rabauken-Pärchen! Bewahrt Euch unbedingt dieses tolle Verhältnis!

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