Der Schulknoten ist geplatzt!

Wie oft hat Alex in letzter Zeit versucht Max zum „Schule spielen“ zu überreden. Wie oft hat Max die Arme verschränkt, den Kopf weggedreht und „Nein!“ geblafft. Es war nicht zu übersehen, dass Max im Bezug auf Schule total dicht gemacht hat. Klar, er hat einen großen Bruder, dem Schule sehr leicht fällt. Einen, der sehr schnell lesen und schreiben und rechnen konnte.

Dagegen stellt er sich selber: Den Jungen, der Dinge gerne so lange heimlich probiert und übt, bis er sie kann, bevor er sie anderen präsentiert. Alex bat uns bereits ein ¾ Jahr vor der Einschulung, mit ihm Lesen zu üben. Von Max kam diese Bitte nie, bis heute.

Da er nun bereits seit einem ¾ Jahr im Kindergarten Wuppi hat, sind ihm die meisten Buchstaben bereits bekannt. Er kann Anlaute benennen und Silben klatschen. Über seinem Schreibtisch hängt die Anlauttabelle, mit der Alex in der Schule das Alphabet gelernt hat. Vermutlich hätte ich mich daher gar nicht wundern brauchen, dass er problemlos die Buchstaben von einfachen Worten wie Hase, Rose oder Kiwi benennen und diese in einem zuckersüßen Singsang zu Worten zusammen ziehen kann.

Nun ist Max dennoch jemand, der unglaublich ungeduldig mit sich selber und obendrein noch sehr selbstkritisch ist. Wenn er ein Wort mal nicht sofort erlesen konnte, war er sofort frustriert und boxte wütend in ein Kissen. Aber er gab nicht auf. Ich durfte ihm nicht helfen und bekam mehrfach nachdrücklich den Mund verboten.

Als ich eben an seiner Zimmertür vorbei schlich, hörte ich ihn immer noch leise summen und Buchstaben zu Worten zusammen singen. Der Knoten ist also offiziell geplatzt. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr mich das freut. Nicht, dass er jetzt schon anfängt zu lesen, sondern dass er endlich Freude daran gefunden hat, sich auf Schulthemen einzulassen.

Wenn das erste eingeschulte Kind von der ehrgeizigen Sorte ist und das zweite eher von der stillen eigenbrötlerischen, dann kann einen so eine Entwicklung rund 2½ Monate vor der Einschulung schon echt mal drölf Steine vom Herzen purzeln lassen. Na klar, sie laufen alle los und kommen auch alle an. Aber trotzdem. Ich freue mich jedenfalls sehr für ihn und bin sehr gespannt, in welchen Bereichen sich seine Stärken und Schwächen entwickeln werden.

Alex wiederum brachte gestern voller Stolz das 5. Lies mal Heft mit nach hause. Für das 1. Schuljahr eine tolle Leistung, auf die er auch wirklich sehr stolz sein darf.

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Kinder sind so spannend. Geschwister sind so spannend. In nur 2½ Monaten habe ich 2 Schulkinder. Wahnsinn!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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7 Gedanken zu „Der Schulknoten ist geplatzt!

  1. Hallo Pia,

    Ich weiß von deinen älteren Beiträgen, dass Alex vor der Schule schon sehr gut lesen konnte. Aus deine aktuelle Posts höre ich heraus, dass ihn das in der Schule nicht behindert, sondern eher beflügelt hat.

    Ist das wirklich so oder gab es auch Herausforderungen, weil ihm eventuell einiges zu leicht vorkam?

    Ich frage, weil unser Großer diese Jahr eingeschult wird und wohl als einziger in seiner Klasse schon alle Buchstaben kennt und Wörter lesen kann.
    Ich mache mir Sorgen, dass er wenn ihm der Unterricht zu langweilig ist komplett dicht macht und seine Mitarbeit verweigert.
    Es wäre schön, wenn du eure Erfahrungen dazu teilen könntest.

    Viele Grüße
    Mama Maus

    1. Ich glaube, dass das ganz stark auf die Schule bzw. die Lehrer ankommt. Alex ist immer seinem Leistungsstand entsprechend gefordert worden. So gibt es bei uns an der Schule nicht nur Förder- sondern auch Forderunterricht, individuelle Hausaufgaben, Förderung in kleinen Gruppen, etc. Die Kinder werden alle dort abgeholt, wo sie stehen. Ich halte das für ein großartiges Konzept.

    2. Hallo ;)
      Um dir vielleicht ein bisschen deine Angst zu nehmen: Ich konnte ebenfalls bereits mit 5 Jahren lesen und schreiben, aber als ich dann mit 6 Jahren eingeschult wurde, hat mir die Schule trotzdem immer super viel Spaß gemacht! Klar, das kann man nicht verallgemeinern, jedes Kind ist da anders, aber versuch am besten, dir erstmal nicht zu viele Sorgen zu machen – ich bin mir sicher, dein Kind wird seinen weg finden!
      LG, Advena

      PS: Mir hat die Schule sogar so gut gefallen, dass ich jetzt selbst Grundschullehrerin werde ;)

  2. Ich kann die drölf Steine gut verstehen. Bis zum Schulanfang ist ziemlich egal, wie lange ein Kind für irgendwas braucht. Sei es das Laufenlernen oder das Essen mit Messer und Gabel.

    In der Schule sieht es anders aus. Da gibt es einen Lehrplan und selbst wenn die Lehrer irgendwo Raum für „Verzögerungen“ schaffe, sieht das Kind ja doch, wie weit die anderen sind. Und der besagte Raum ist mit jedem Schuljahr kleiner.

    Ich wünsch deinen Kindern weiter bzw dann ganz bald viel Freude am Lernen.

    LG Tina

  3. Bei meinem Sohn in der KLasse gab es auch ein Mädchen, die schon lesen konnte. Das war aber gar kein Problem, weil zum einen das Lernen hier (staatliche Berliner Grundschule) sehr stark individualisiert war, d.h. jeder nach seinem Tempo arbeiten konnte.
    Zum anderen aber auch, weil sie in anderen Fächern lange nicht so weit war und für alle Kinder gleich klar war, dass alle unterschiedliche Fähigkeiten haben.
    Ich hingegen durfte vor meiner Einschulung nicht lesen lernen und meine Eltern mussten sehr viel dafür tun,dass ich es nicht lerne. Hat nichts gebracht. Bis Weihnachten las ich dicke Bücher, andere Kinder in meiner Klasse haben das bis zum 4. Schuljahr nicht geschafft. Aber auch da gab es dann eben immer in einzelnen Fächern Extra-Aufgaben, die man in Stillarbeit machen konnte, wenn man schon früher fertig war. Und das bei 32 Kindern. Ich glaube, Lehrer kriegen so was heute gut geregelt, wo individuelles Lernen so im Fokus steht.

  4. Ich habe mir eigentlich nie Gedanken gemacht… aber mein Grosser kommt auch im August in die Schule und es scheint als hätten alle Gspänli ausser ihm schon den Wunsch gehabt, die Buchstaben, das Lesen zu lernen… einige können es sogar schon recht gut und schreiben auch schon ein wenig… er ist der einzige, den es nicht die Bohne interessiert und ich frage mich, ob er damit dann im Nachteil sein wird bzw. ob es ihn auch in der Schule dann nicht wirklich interessieren wird… rundherum höre ich die Mütter stolz sagen, wie ihr Kind jetzt schon (fast) lesen kann… normalerweise kneift mich sowas ja null, aber eben…

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