Das kleine Fresserchen

Manchmal glaube ich, dass das Meedchen den ganzen Tag ausschließlich darauf lauert, dass ich auf die Toilette gehe. Die Zeit des Wartens nutzt sie dann, um sich irgendwas auszudenken, was mich 

  1. zu Tode erschrickt
  2. besorgt
  3. zum Lachen bringt
  4. aufregt

Heute saß sie zum Beispiel im Kühlschrank, als ich von der Toilette kam. Sie hatte sich einen Babybel geangelt, halb geschält und puhlte mit dem Zeigefinger den Käse aus der Rinde. Wir haben einen Bodentiefen Kühlschrank, der für einen 4er Windelpo offenbar ausreichend Sitzfläche vorm Gemüsefach bietet. Diese Aktion war eine Mischung aus c) und d).

Dieses Kühlschrankding ist beim Meedchen ganz groß. So hat sie sich auch schon, während ich den kleinen großen Bruder auf der Toilette half, eine ganze Packung Gouda in den Mund gestopft. Klassiker sind auch immer wieder Joghurtbecher, die sie fachmännisch öffnet und mit dem Finger auslöffelt oder ganze Gemüsegurken, an denen mittendrin große Stücke fehlen. Dinge die sie nicht mag, legt sie gerne auch angebissen wieder zurück. 

Ich stopfe daher so gut wie alles in die oberen zwei Fächer des Kühlschranks und lagere unten nur noch Flaschen, die sie nicht aufbekommt (und bisher auch kein Interesse daran zeigt).

Das Meedchen ist das erste meiner Kinder, dass mich die offene Küche öfters verfluchen lässt. Aber selbst wenn die Küche nicht offen wäre, würde sie sich vermutlich über die Obstschale hermachen. Angebissene Bananen – durch die Schale – hatten wir natürlich auch schon.

Heute Nachmittag habe ich mit den Kindern Schokohörnchen gemacht. Sie hatten sich das gewünscht und einmal die Woche gibt’s bei uns ein fettes Nachmittagssüß. Es blieben zwei Hörnchen übrig, die die Kinder später dann essen wollten. Na, da reicht Mathe 1. Klasse, um das Problem direkt zu erkennen.

2 Schokohörnchen : 3 Miezkinder – uh, Schalalala.

Ich hab’s mir daher ganz einfach gemacht. Ich hab die Kinder das alleine regeln lassen. Jeder der Jungs nahm sich ein Hörnchen und setze sich damit an den Tisch. Das Meedchen krähte erst den einen an „Main! Main!“, dann den anderen. Das Löwenmaul forderte sie schließlich auf, sich neben ihn auf seinen Trip Trap zu setzen. Das machen die Kinder häufig. Also zu zweit auf einem Trip Trap sitzen. Er fütterte sie mit seinem Hörnchen. Er einen Biss, sie einen Biss. Bis es verputzt war. Dann rief der Quietschbeu sie zu sich und wiederholte das gleiche Spiel mit seinem Hörnchen. Unterm Strich hat die kleine Schwester mit ihrem Baby-Bonus mehr Schokohörnchen gehabt, als die Brüder. Ich kichere leise in mich rein.

Mit ihrem Schmollschnütchen, großen, weit aufgerissenen Kulleraugen und ihrem nervösen Fiepen („Hmmmhmmmhmmm!“) bekommt sie von ihren Brüder immer etwas ab. Wirklich immer. Untereinander sind die Jungs da nicht so großzügig. 

Das Meedchen isst momentan nicht gerne Brot, weshalb ich ihr häufig nur den Belag in die Brotdose packe. Aber wehe der Quietschbeu will ihr nichts von seinen Broträndern (die vom Brotausstechen übrig bleiben und die er morgens daheim frühstückt) abgeben. Mäusefäustchen trommeln auf Fliesen, Krokodilstränchen benetzen die Fugen! Und der Quietschbeu teilt. Natürlich.

Sie hat ihre Brüder sowas von im Sack. Und ich mag das. Wirklich Angst hatte ich nämlich in allen 3. Schwangerschaften, dass meine Kinder sich nicht grün sind. Ja. Das gibt es. Sogar im Bekanntenkreis. Und nein. Das ist keine Erziehungsfrage.

Aber jetzt komme ich wieder von Stöckchen auf Hölzchen auf Steinchen. Daher wünsche ich noch schnell eine gute Nacht, bevor ich dann allabendlich den Kühlschrank auf offene Packungen und angebissene Lebensmittel überprüfen werde.

Mahlzeit.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „Das kleine Fresserchen

  1. Köstlich, im wahrsten sinne des Wortes. Das Mädel gefällt mir, die läst sich nicht die Wurst ähhh.. die Schokolade vom Hörnchen nehmen.
    Das mit den Streitigkeiten unter Geschwistern haben wir auch in der Famillie. Die Kontrahentinnen sind allerdings 83 und 81^^.

    Eine schöne Nacht
    Kathi

  2. Ich musste grad beim Lesen echt so lachen! Das kommt mir bekannt vor. Wir haben eine Gefrierschrank-Kühlschrank-Kombi, wo oben der Kühlschrank und unten der Gefrierschrank ist. Damit hats der Sterngucker auch. Er öffnet die Gefirerschranktür und stellt sich zwischen Gefrierfach und Tür und macht soweit zu wie geht. Hat von der Größe her undgefähr seine Höhe, sodass man ihn auch nicht gleich sieht.
    Er ist etwas dreister und scheisselkramt vor meinen Augen (Elektro-Rollo aus- und anknipsen, Erde aus dem Blumentopf räumen – neulich sogar eine Flasche Spezi mit Schwung fallen lassen) Dieses Alter ist so süß und gleichzeitig so anstrengend.

    Ich muss immer noch über die angebissenen Sachen und die Minimiez im Kühlschrank lachen :-)

  3. Ich hab so gelacht-vielen Dank!! Mein Kleiner ist vier Wochen jünger als das Meedchen und auch wir haben einen bodentiefen Kühlschrank-ich such schon mal kleine Bissspuren…;-))

  4. Liebe MamaMiez

    Ich bin selber zwar noch keine Mama, sondern nur eine Studentin, aber ich lese seit einem Jahren still und leise hin und wieder mit.
    Ich weiß nicht, was diesen Blog so reizvoll macht, ich verfolge sonst keinen. Aber ich glaube, es ist einfach die, von Dir so gut ins Wort gefasste Liebe einer Mutter, die nicht „nur“ Mutter ist. Ehrlich, authentisch und mit viel Charme und Witz.
    Man liest deine Zeilen und merkt am Ende, dass man lächelt.
    Danke dafür,

    (ab jetzt wieder still und leise mitlesend)

  5. Das ist herrlich. Das Meedchen im Kühlschrank, aber auch das Meedchen, das von ihren großen Brüdern vergöttert wird. Es ist wirklich schön, wenn Geschwister sich untereinander verstehen, auch wenn ich das (bisher) nur aus meinen Erfahrungen als eins von vier Geschwistern bestätigen kann.

    Ohne dir die Freude darüber zu vermiesen, kann ich allerdings auch berichten, dass sich das vermutlich irgendwann ändert. Wenn das Meedchen den Baby-Bonus verliert und alle Kinder mehr und mehr unterschiedliche Interessen usw. haben. Aber natürlich verschwindet diese Bindung, die Geschwister untereinander haben, und bei deinen Dreien offensichtlich ganz stark ist, nie völlig – sie wird bloß zwischenzeitlich überlagert von anderen Dingen. ;-)

  6. Liebe Miez,
    ich freue mich seit Mai jeden Tag auf ihre Blogeinträge! Danke, dass Sie so offen und ehrlich und schön formuliert ein Stück Ihres Lebens mit uns teilen.
    Julia

    1. Ich halte nix von Sicherungen, weil sie – erfahrungsgemäß – relativ schnell auch so lernen, dass das ständige Öffnen von Schränken nicht gewollt ist.
      Wir hatten mal so eine Sicherung am Klo. Der Quietschbeu sah das neue Dings, gucke es sich genau an und öffnete es. Er war 1,5 Jahre alt.

      1. Ja, wenn der BabyChief so weitermacht wie momentan, dann schafft er es demnächst sogar, das Sicherungsgitter zur Kellertreppe zu öffnen… -.-

        Ich beneide Dich ja um Deine gut (gesund!) essende Tochter. Der BabyChief ist drei Monate jünger, und Essen ist hier ein Drama in unendlich vielen Akten. Obst und Gemüse geht gar nicht (außer als Brei). Fleisch, Fritten, Kroketten haut er rein wie nix, aber wehe man versucht es mal mit Nudeln, Reis, Kartoffeln… das angewiderte Gesicht, was er dann zieht ist schon legendär. In der Kita versuchen sie jetzt, ihn irgendwie auszutricksen, mit keinem Erfolg bisher. Und manchmal mag er auch zur Abwechslung mal gar nix essen.
        Naja. Ich war wohl als Kind ähnlich heikel und bin auch gesund groß und stark geworden. Aber trotzdem… -.-

  7. Ich habe an unseren Kühlschrank so einen klebeverschluss von DM drangemacht. Die die dafür sorgen dass Kinder Schränke nicht öffnen können. Mein Sohn würde sonst auch ständig rangehen. :-)

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