Ein Tag wie jeder andere.

Dinge eines einzigen Tages, die meine Kinder zum Streiten, Motzen, Heulen brachten:

6.30 Uhr

Ich habe die fast leere Zahnpastatube ausgedrückt, statt die neue zu öffnen (Löwenmaul, meckert)

Ich habe eine Windel mit schlafenden Katzen, statt spielenden Katzen gegriffen (Miezmeedchen, weint)

Das rausgelegte Shirt hat lange Ärmel und ist nur gestreift (Löwenmaul, bockt)

Wir haben nicht mehr genug Eier für ein Rühreifrühstück im Haus (Quietschbeu, meckert)

Das Meedchen isst das lette Stück Gurke auf (Quietschbeu, heult)

Der Quietschbeu erlaubt dem Meedchen nicht, seine Playmobilfigur mit in den Kindergarten zu nehmen (Meedchen, heult)

Das Meedchen findet ihren Duplo-Batman nicht (Meedchen, heult)

Der Quietschbeu findet sein zweites Star Wars Armband nicht (Quietschbeu, knatscht)

7:30 Uhr

Ich verlange von allen Kindern, dass sie eine Jacke anziehen (Löwenmaul, heult)

Der Quietschbeu steigt vor dem Löwenmaul ins Auto (Löwenmaul, heult)

Das Löwenmaul rempelt beim Einsteigen den Quietschbeu extra an (Quietschbeu, schreit)

Ich schnalle die Kinder alle an (Meedchen, heult und schreit)

Ich lege die Rucksäcke in den Kofferraum (Meedchen, schreit)

7:45 Uhr

Der Quietschbeu schnallt das Löwenmaul am Kindergarten ab (Löwenmaul, weigert sich auszusteigen)

Das Löwenmaul soll seine Schuhe ausziehen (Löwenmaul, heult)

Das Meedchen soll ihre Schuhe ausziehen (Meedchen, schreit und rennt weg)

Es ist noch keine Frühstückszeit im Kindergarten (Meedchen, schmollt)

Kindergartenfreundin vom Meedchen öffnet mir das Türgitter (Meedchen, schreit)

15:00 Uhr

Die Kinder sollen sich die Schuhe anziehen (Meedchen, rennt weg. Löwenmaul, schmollt)

Der Quietschbeu belehrt das Löwenmaul (Löwenmaul, kreischt)

Der Quietschbeu steigt zuerst ins Auto ein (Löwenmaul, heult)

Ich schnalle alle Kinder an (Meedchen, heult)

Wir fahren nach Hause (Quietschbeu, meckert. Löwenmaul schmollt)

Ich mache etwas zu Essen (Meedchen, heult)

Ich stelle das fertige Essen auf den Tisch (Meedchen, heult. Löwenmaul, motzt)

Alles aufgegessen (Meedchen, heult. Quietschbeu, jammert)

Quietschbeu tritt Löwenmaul beim Spielen auf den Fuß (Löwenmaul, schreit und schubst. Quietschbeu, schreit und weint)

Meedchen entführt Quietschbeu Playmobilfigur (Quietschbeu, schreit)

Meedchen verweigert Herausgabe des entführten Playmobilmännchens (Quietschbeu, heult)

Meedchen muss entführten Playmobilmann wieder raus rücken (Meedchen, heult)

17:00 Uhr

Meedchen zerrt an Löwenmauls Papp-Skelett (Löwenmaul, schreit und heult. Meedchen heult)

Quietschbeu will auch malen, aber das Löwenmaul macht keinen Platz (Quietschbeu, jammert, kreischt und heult)

Ich bereite Abendessen (Meedchen, heult. Quietschbeu mault)

Ich stelle Abendessen auf den Tisch (Löwenmaul, meckert. Meedchen, kreischt)

Meedchen nimmt das letzte Stück Gurke (Quietschbeu, jammert)

Quietschbeu nimmt das letzte Stück Paprika (Meedchen, heult)

Kinder können sich nicht einigen, wer wo auf dem Boden sitzen darf. (Quietschbeu, Meedchen, Löwenmaul, schreien, heulen, kreischen)

18:00 Uhr

Wir machen KIKA an. Es läuft „Mascha und der Bär“ (Quietschbeu, mault)

Es folgt „Ben und Holly“ (Meedchen, schreit)

„Zoeys Zauberschrank“ beginnt (Meedchen, Quietschbeu, Löwenmaul, protestieren)

Ich mache den Fernseher aus (Löwenmaul, jammert)

19:00 Uhr

Ich verkünde Bettgehzeit (Löwenmaul, bockt. Quietschbeu, protestiert. Meedchen, schreit)

Die Kinder werden aufgefordert sich auszuziehen (Quietschbeu, Löwenmaul, maulen)

Fordere Quietschbeu erneut auf, sein Spielzeug wegzulegen und sich auszuziehen (Quietschbeu, heult)

Fordere die Kleinen auf, in ihre Betten zu gehen. (Meedchen, heult. Löwenmaul, bockt)

Schalte im Zimmer der Kleinen das Licht aus (Meedchen, kreischt)

Schalte den CD-Player bei den Kleinen an (Löwenmaul, meckert)

Singe La Le Lu (Löwenmaul, nörgelt)

Schließe die Zimmertür bei den Kleinen (Meedchen, jammert)

Schicke den Quietschbeu erneut ins Bett (Quietschbeu, meckert und schmollt)

Wünsche eine „Gute Nacht“ und schließe die Tür beim Quietschbeu (Meedchen, kräht)

20:00 Uhr

STILLE

***

Das ist keine vollständige Liste. Viele Dinge habe ich schon wieder vergessen, weil sie die oben genannten Dinge an Belanglosigkeit noch übertrafen. Was mir die Auflistung allerdings verrät: der Quietschbeu ist derzeit ziemlich ausgeglichen, während das Meedchen in einer Dauerheulschleife steckt. Das Löwenmaul ist das Löwenmaul.

Und, was Sie jetzt vielleicht wundern wird: das war ein ausgesprochen schöner Tag mit den Kindern. Wir haben gemeinsam gegessen, gemalt, gespielt, geredet und gekuschelt. So ein Kinderleben ist echt anstregend, wenn man sich soviel aufregen, durchsetzen und Gehör verschaffen muss. Aber am Ende des Tages sind wir alle glücklich und zufrieden. Die Kinder schlummerten in wenigen Minuten tief und fest. Das Leben ist schön.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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28 Gedanken zu „Ein Tag wie jeder andere.

  1. Entspannte Mutter – entspannte Kinder :-)
    Sehr schön beschrieben, wie oft man im Alltag mit den Kindern als Intermediator, Moderator und Schlichter leisten muss.

    LG Julia

  2. Ich hab auch gerade gedacht, wie die Liste wohl aussehen würde, wenn du nur das Positive aufschreiben würdest ;) Trotzdem hab ich alle Achtung vor dir uns anderen Mehrfach Mamas, so ein Tag kann elend lang sein und vor allem anstrengend. Ich hab nur eine Zweijährige (bislang) und die hat gerade ihre Heul- und Meckerphase… das ganze Mal 3 und ich wäre am Ende ;)

    Liebe Grüße, Janina

  3. *seufz* Das kenne ich nur zu gut. :) Wenn ich fit bin ist alles gut und ich kann darüber lachen- wenn ich das nicht bin oder sehr im Stress dann stresst mich schon das mitlesen. ;)

  4. Ach ja, wie schön!
    Ähnlich sieht es bei uns mit nur einem Kind aus.
    Morgens mögliche Gründe für einen Schreianfall sind:
    Will nicht ausziehen
    Will keine Windel anziehen
    Will überhaupt nichts anziehen
    Shirt gefällt nicht
    Socken haben die falsche Farbe
    Will ein Brot oder eben keines
    Will keine Jacke/Schuhe etc anziehen, um zum Kindergarten zu fahren
    Will laufen und nicht auto fahren oder umgekehrt
    „Seine“ Erzieherin ist nicht da

    Mittag:
    Es kommt nicht die „richtige“ Person zum Kindergarten, um ihn abzuholen.
    Er will die Gummistiefel nicht gegen seine normalem Schuhe und andere socken tauschen
    Er will nicht aus dem Kindergarten raus
    Jemand hat die Tür zum Kindergarten schon auf gemacht und er kann die erwachsenen-auf-taste deshalb nicht drücken
    Es haben ihn nicht alle Erzieherinnen korrekt verabschiedet
    Er will zu Fuß nach Hause und der Abholende ist mit auto da oder umgekehrt
    Er will nicht ins auto, sondern im Kofferraum mitfahren
    Er will nicht angeschnallt werden
    Er will nicht mehr aus dem auto zuhause
    Er will nicht laufen, nicht in den buggy sondern lieber auf den Gehsteig sitzen bleiben

    Mittag zuhause:
    Es ist der falsche Teller, der falsche Becher, das falsche Besteck auf seinem Tablett
    Es sind nicht die „richtigen“ Nudeln
    Es ist ein Bissen auf dem Boden gelandet statt im Mund oder noch schlimmer die Hände sind dabei dreckig geworden
    Der Mund ist beim Essen dreckig geworden

    Nachmittag:
    Zu lange oder zu kurz Mittagsschlaf
    Windel soll nicht gewechselt werden
    Bezüglich anziehen könnten hier alle Punkte vom morgen wiederholt werden
    Mama spielt nicht richtig
    Mama singt/pfeift und darf es nicht oder umgekehrt
    Es läuft kein Fußball im TV, das baby aus der Werbung soll nochmal kommen, die Tiere aus der Werbung sollen nochmal kommen

    Abends:
    Nochmal bezüglich umziehen die Punkte von morgens
    Zusätzlich wird hier zur Zeitverzögerung noch intensiv Töpfchentraining exerziert
    Milch will er erst nicht, dann doch, dann nicht mehr, doch nochmal und dann noch eine neue Flasche
    Die Sterne leuchten in der falschen Farbe oder leuchten überhaupt
    Mama/papa soll neben ihm sitzen bleiben, bis er schläft, geht man raus ins eigene Schlafzimmer wird oft nochmal kontrolliert, dass man da auch wirklich ist/bleibt
    Das Kissen liegt falsch, hat eine Falte, ist überhaupt irgendwie nicht korrekt

    Ich könnte noch ewig weiter machen ;-)

    Schlimm dabei ist, dass er dabei nicht einfach nur motzt oder knötert sondern es zu 80% in einem bis zu 60 minütigen Schreianfall ausartet.

    Glg Kathrin

  5. Ich bin gerade einfach nur froh, dass das alles normal ist und nicht nur bei uns so, wie ich manchmal befürchtete. Im Moment spielen meine beiden superfriedlich miteinander. Klar, denn wir müssten eigentlich seit 20 Minuten unterwegs sein.

    LG, Anette

  6. Ja, beim Lesen dachte ich auch ‚Meine Güte, muss das aber anstrengend und nervenaufreibend sein!‘ also für die Kinder. Klar, als Mama auch, aber da ist man ja doch schon robuster. Aber als Kind mit der eigenen Meckerigkeit (und noch den Launen der Geschwister) klar zu kommen, das ist sicher kräftezehrend. Schön, wenn ihr die gemeinsame Zeit als Ausgleich hattet.
    Liebe Grüße!

  7. Ergänze in einem Jahr um: Schulkind klingelt, Mittelkind öffnet. Schulkind bockt, weil nicht Mutter die Tur geöffnet hat
    Schulkind zankt Mittelkind, Mittelkind heult
    In der Zeit isst Kleinstes mal wieder die letzte Gurke.

    Bzw.
    Schulkind heult, weil es Hausaufgaben machen muss, Mittelkind heult, weil es keine Hausaufgaben machen muss, Kleinstes heult, weil es nicht an die spannenden Schulsachen darf.

    ;-)
    Aber ist doch schön, dass wir keine anderen Sorgen haben.
    Das Leben ist schön

  8. Ehrlich? Ich habe laut lachen müssen zwischendurch. Nicht nur, weils hier oft genauso zugeht, sondern weil es sich einfach unheimlich lustig liest. Auch wenn ich an solchen Tagen manchmal denke „So, und jetzt will ich auch mal heulen und jammern und mich auf den Boden schmeißen“;-)
    Musste auch spontan an das Lied „Aller guten Dinge sind drei“ von Reinhard Mey denken. Unbedingt anhören, auch wenn man bei Reinhard Mey vielleicht erst mal denkt „Mhhmmmmm, ich weiß nicht…“ ;-)

  9. Danke für diesen „lustigen“ Artikel! Ich musste öfters selbst schmunzeln und dachte mir nur, dass das wohl jeder kennt, der Kinder hat ;)
    Aber natürlich machen sie uns auch Freude – jeden Tag!
    LG
    Martina

  10. Danke. Ich habe herzlich gelacht. Hast du überhaupt irgendetwas gemacht, was nicht verkehrt war?

    Ich drucke den Text mal aus und mache morgen Häkchen. Ich schätze, am Abend habe ich das gleiche Ergebnis wie du. *lach*

    Liebe Grüße,
    Frau Pappelheim

  11. Sehr schön. Diese Liste ist die perfekte Antwort auf die Frage von einigen (aber wohl immer weniger werdenden) Vätern wenn sie abends nach Hause kommen und alles friedlich schläft, was Mütter denn die ganze Zeit zu Hause machen und wovon in aller Welt sie denn bloß so kaputt wären…

    LG
    Rike

  12. Guten Abend,

    bei den ersten Zeilen dachte ich, oh mein Gott!!! Ungefähr bei der Mitte bekam ich Phantomkopfschmerzen und zweifelte an meiner Lebensplanung. ABER der letzte Absatz hat ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert und alles vorher gelesene vergessen lassen und innerlich ein lautes „JA“ zu meiner Lebensplanung gerufen. Vielen Dank dafür!

    Grüße

  13. LACH, ich musste auch gerade lachen. Noah schafft das auch, obwohl er alleine ist. Nur mit dem Unterschied, dass bei uns die Zwischenpause etwas länger sind (da ja kein anderer heulen kann hihi).

    Ohja, so belangloses Zeugs kann auch sein, dass man nach dem Reißverschluss griff um ihn zu schließen (damit es schneller geht), oder beim Abholen zu zeitig, zu spät, ohne Trinken kommt ……..

    Hach, ich muss immer wieder bei dir schmunzeln. Es macht so Spaß mitzulesen, weil es so aus dem Alltag gegriffen ist.

    Und ja, so ein Kinderleben ist total anstrengend („Schatz, bist du grummelig auf mich?“ nach einer Heulattacke, „Nein, Mama, nur müüüüüde“ ) :-) Und ehrlich gesagt, ich möchte nicht mehr Kind sein.

    Aber, wie hieß es so schön? Entspannte Mama, entspannte Kinder. Ohjaaaaaa

  14. Das ist das was Kinder noch ganz spontan tun.Sie lassen ihre Gefühle frei raus!!
    Hoffentlich bekommen sie das NIEMALS abgewöhnt.
    Ich denke viele Psychotherapien erübrigten sich, wüssten die Menschen
    noch wie man direkt emotional auf eine Situation reagieren kann.
    Toll,dass ihre Kinder so sein dürfen!!!

  15. Danke Pia, dein Bericht erdet mich gerade, da ich mir schon die ganze zeit Sorgen darüber mache eben in einer kleinen Auseinandetsetzung zu streng gewesen zu sein.
    Kannst du morgen nicht mal schreiben wie deine Reaktionen auf die einzelnen Motzigkeiten ausgefallen sind?
    Will auch sagen können „es war ein schöner Tag!“
    Glg

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