Laune, E-Mails & Vorfreude

Heute morgen verließ das Mittelkind ohne Gruß, geschweige denn Kuss, das Haus. Im Vorfeld kam es mal wieder zu einer unserer Grundsatzdiskussionen. Wenn Sie unsere Über-Seite* schon mal gelesen haben, dann wissen Sie ja bereits, dass dieses Kind ständig Dinge verlegt. Daher predige ich ihm gebetsmühlenartig immer wieder, dass er seine Sachen bitte immer sofort an den dafür vorgesehenen Platz räumen soll. So schwer kann das ja nicht sein.

Nach Hause kommen ? Handschuhe ausziehen ? Handschuhe auf die Garderobe legen ? Jacke ausziehen ? Jacke aufhängen ? Mütze ausziehen ? Mütze auf die Garderobe legen ? Schal ausziehen ? Schal auf die Garderobe legen.

Aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund bekommt aber genau dieses Kind diesen Ablauf nicht hin. Egal wie oft wir das üben. Egal wie oft ich ihm eben gebetsmühlenartig diesen Ablauf vorkaue.

Und so war die Mütze heute morgen wieder nicht aufzufinden, dafür lag der Schal in seinem Zimmer (?!?!) und die Handschuhe fand er noch kurz vor Abmarsch in seinem Ranzen. Ich seufzte schwer und sagte: „Wenn Du die Sachen sofort nach dem Nachhausekommen dahin tust, wo sie hingehören …“ Flump. Flippt das Kind völlig aus, erfindet aus dem Nichts 4 Gründe warum er das nicht so machen kann wie ich es ihm immer wieder erkläre, dass das alles auch gar nichts ändern würde, er wäre eben so und jetzt ginge er halt ohne Mütze.

Rumms. Tür zu.

Und ich stehe dann völlig perplex im Flur, brauche gute 30 Sekunden bis ich den Abgang erfasst habe, zwinkere dann ein paar Mal und flüstere ein verwirrtes „Okaaaay“ in die Stille.

Ich hab tatsächlich noch ein Weilchen über diesen Auftritt am Morgen nachgedacht. Vielleicht wars das falsche Bein, das heute morgen unter der Bettdecke zuerst heraus gestreckt wurde. Vielleicht war er heute einfach gar nicht in the mood. Vielleicht nerve ich mit meinen muttimäßigen Klugscheißereien morgens um 7:30 Uhr besonders hart. Keine Ahnung.

Als er nach Hause kam war er jedenfalls wieder fröhlich. Die Mütze hatte ich derweil unter einem Sofakissen gefunden (WTF?). Wir sprachen nicht mehr drüber. Und werden das auch erstmal nicht mehr tun, habe ich mir jetzt so vorgenommen.

***

Das große Kind hatte als Hausaufgabe heute auf, eine E-Mail an die Feuerwehr zu schreiben. Auch der Inhalt war in groben Zügen vorgegeben. Doch statt sein Heft aus dem Ranzen zu holen, wollte er das lieber an meinen Laptop erledigen. Etwas irritiert frage ich zuerst, was er damit will, weil ich auch nicht um die Aufgabe wusste, die er da gerade bearbeitete.

„Du willst jetzt nicht wirklich der Feuerwehr eine E-Mail schreiben?“
„Nein. Aber Du hast doch die E-Mail-Adresse von meiner Lehrerin. Ich schick die einfach an sie. Wenn ich die E-Mail ins Heft schreibe ist es ja keine E-Mail mehr, sondern ein Brief.“

Jo. Hat er Recht. Irgendwie.

Ich sitze also neben dem Kind auf dem Sofa und schaue ihm dabei zu, wie er in beeindruckender Geschwindigkeit seine drei Sätze in die Tasten haut. Nicht im Adler-Such-System (einkreisen, abstürzen), sondern wirklich flüssig und mit immerhin schon mehr als 2 Fingern.

Jetzt bin ich mal sehr gespannt, wie die Lehrerin darauf reagiert. Vermutlich wird sie erstmal irritiert sein und sich fragen, wer $NicknamedesKindes ist.

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Zum Mittagessen gab es heute sowas wie Käse-Spätzle. Dafür dünste ich rote Zwiebeln an, kippe die gekochten Spätzle in die Pfanne, gebe einen Schuss Milch dazu und streue gerieben Käse über die Nudeln. Gekocht wird dann, bis der Käse komplett geschmolzen ist. Salz, Pfeffer, fertig.

Ich zeige übrigens fast täglich auf Instagram unter dem Hashtag #dailymittagstisch was wir hier mittags so essen. Falls Sie folgen wollen: ich freu mich.

Das Mittelkind aß übrigens Spätzle ohne alles mit Gurken und Paprika als Beilage. Alles wie immer.

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Da ich, anders als zuerst gedacht, auch am Pressetermin in der Schule teilnehmen sollte, musste Max heute doch nicht drei Mal zur Schule und zurück laufen. Wir fuhren nämlich direkt alle um 15 Uhr zur Schule, brachten den Termin hinter uns und begaben uns dann direkt an die Vorbereitungen für das Klassenfest von Mimis Klasse.

Mimis Klassentier ist ein Wal namens Frido. Das finde ich ziemlich cool, weil es mal was anderes ist als Mäuse, Eichhörnchen oder Hasen.

Das Fest war aber nicht nur für Mimi ein echtes Highlight. Auch für das große Kind war der Nachmittag extrem erhellend. Der große Bruder von Mimis Klassenkamerad besucht die 6. Klasse der Schule, die Alex für sich als das Nonplusultra auserkoren hat. Da beide Jungs sehr redselig waren, konnte Alex dutzende Fragen anbringen und erhielt ausführliche Antworten auf wirklich alles.

Und ich konnte die Mutter dazu mit all den Fragen löchern, die man als Mutter ohne Erfahrung im Bereich weiterführende Schule und dieser Schule im Besonderen eben so hat. Schulbus, Mensa, Hausaufgabenbetreuung, AGs, Klassenfahrten, Kennenlernnachmittage, Schulzoo, Fremdsprachen- und Schwimmunterricht und und und. Super! Die Vorfreude stieg bei uns beiden jedenfalls auf das nächste Level. Das wird sicher richtig gut.

***

Daheim wartet das gelangweilte Katertier, das bei diesen Temperaturen ja das Haus nicht freiwillig verlässt und mir, sobald wir wieder zuhause sind, am Hacken klebt, wie ein alter Kaugummi.

Das mit den Selfies üben wir aber nochmal und ja, er sitzt auf einem Trip Trap und starrt auf den Tisch, so nach dem Motto: „Mensch! Hunger! Jetzt!“ Gefressen wird trotzdem nur in der Küche.

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Das Mittelkind hat in der Schule übrigens ein Märchen geschrieben, das er gerne mit Ihnen teilen möchte. Vielleicht schaffen wir beide es am Wochenende, die Geschichte vom Karatekäppchen zu verbloggen.

Wenn er seine Handschuhe wiedergefunden hat, die er heute nach dem Klassenfest irgendwo in der Schule hat liegen lassen.

Atmen, Pia. Atmen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Laune, E-Mails & Vorfreude

  1. Unglaublich oder? Warum ist das so schwer, seine Sachen dahin zu legen oder zu hängen wo sie hingehören? Ist mir auch immer wieder ein Rätsel…

    LG Katja und Co

  2. Es gibt einfach Menschen die können das nicht. Es ist nicht das wir nicht wollen, es geht einfach nicht. So wie es für manche einen immensen Stress bedeutet wenn Dinge und Rituale sich ändern, ist es für mich, meinen Mann und auch das Große Kind stressig Dinge auf die immer wieder gleiche Art zu tun wenn der Impuls dazu nicht aus uns selbst kommt. Hat auch gedauert bis wir verstanden haben dass die Schlafprobleme nicht daran liegen dass wir es nicht schaffen Rituale durchzuhalten und jeden Abend gleich zu gestalten sondern dass das Kind weniger Ritual bräuchte.

    1. Hm, kann man das einfach nur akzeptieren oder gibt es Möglichkeiten, sowas trotzdem zu erlernen? Es wäre ja für alle Familienmitglieder stressfreier, wenn er wenigstens etwas Struktur hätte.

    2. Interessanter Ansatz! Wie macht ihr das dann mit dem Insbettbringen? Meine Tochter wird jetzt 4 und schläft schon immer schlecht ein (geschweige denn „durch“). Vielleicht kann ich ihr auf diese Weise das schlafen schmackhafter machen.
      LG Kaya

  3. Doch ich finde sie machen das sehr toll!! :-) Denn all das gehört doch dazu!!!

    Aber so wie sie ihre Kinder wahrnehmen, annehmen, ihnen helfend und Gebetsmühlenartig zur Seite stehen.

    Und auch hier gilt nach dem ein oder anderen Trotzanfall des Großen „atmen,caro atmen! Alles nur eine Phase“

    Schön das sie mich jeden Abend zum schmunzeln und herzhaften lachen bringen. Aber auch zum nachdenken.

  4. Liebe Pia,
    man bin ich froh, dass auch andere Kinder dieses schon am Morgen schräg drauf haben. Mein großer Sohn liebt Star Wars und ich frage ihn an solchen Tagen dann, ob er auf der dunklen Seite des Bettes aufgestanden ist.
    Auslöser für den wortlos-türzu-abgang heute waren neue Vitamintabletten, oval statt wie sonst rund. Ja mei
    Viele liebe Grüße
    Stephie

  5. Darauf habe ich keine einfache Antwort. Ich bin gerade selbst erst dabei das zu akzeptieren und unseren Weg zu finden. Denn nie den Ansprüchen anderer gerecht zu werden, ständig Dinge zu suchen, neu zu kaufen usw ist halt auch für mich anstrengend. Meine Mutter ist heute noch von mir und noch mehr von meinem Mann gestresst.

    P.S. mir hat Frau Kondo etwas geholfen. Das Buch, nicht die Show. Und die Show wiederum meiner Tochter. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Dingen an denen ich arbeiten muss(te)

  6. Das liegt wohl der Serialität (Dem Kind muss es unbedingt gelingen eine Reihenfolge richtig wahrzunehmen und zu behalten, nur dann ist es möglich vorauszuplanen und zu koordinieren), das einige Mitmenschen noch nicht so krass auf Rationalität getrimmt sind, wie andere. Hier auch jeden Tag das gleiche Problem. Wo sind die Stifte? Wie das Mäppchen ist komplett weg? Aber nach dem Unterricht, packst du doch alles weg? Schule, Zimmer, wo? Ach die Handschuhe liegen noch in der Schule? Und der Kopf? oh, der sitzt noch dran… puhhhh
    Gestern habe ICH die Sporttaschen der Jungs (1.+4. Klasse) vergessen. Nicht, dass sie auf ihre eigenen Stundenpläne gucken könnten…. puhhh [Meine Seite des Bettes ist oft auch dunkel, wenn um kurz nach 6 Uhr morgens der Kopf noch nicht angewachsen ist] :)

  7. Liebe Pia, vielleicht klappt es ja mit kleinen Belohnungsstickern sammeln? Mein Sohn war auch so, nichts half, wir hatten Fusseln am Mund. Das war das einzige, was zog, heute noch, er ist 12.Liebe Grüße Jenny

  8. Hey ?
    Keine Ahnung, ob das funktionieren würde, aber hast du schon mal versucht, ihn einen Platz für die Dinge aussuchen zu lassen, an dem er sie, wenn er nach Hause kommt ablegt? Ist dann vielleicht nicht gerade der geeignetste, aber wenn alles wiederauffindbar ist..?
    War nur so ein spontaner Gedanke.

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