Zwei erste Male an einem Tag

Unser wunderbar großer und noch ganz und gar nicht frühlingsfeiner Garten hatte heute jede Menge zu tun. Denn Mimis Kindergartengruppe erforscht aktuell unser Dorf und besucht bei regelmäßigen Ausflügen die Häuser aller Gruppenkinder. Da ich heute Morgen keine Termine hatte, bot ich unseren Garten als Frühstückspausenort an. Mimi war gestern bereits total aufgeregt. Ihre ganze Kindergartengruppe würde zu ihr nach Hause kommen!

Ich glaube, ich war nicht weniger aufgeregt als Mimi. Immerhin hat man selten 20 Kinder im Garten. 20 Kinder, aber nur ein Trampolin, eine Schaukel, ein altes Bobbycar und eine große Spielzeug- und Gerümpelkiste.

Also bereitete ich den Garten für unseren Besuch etwas vor, legte Picknickdecken aus, räumte den Basketballkorb bei Seite und zog das alte verwitterte Planschbecken unter dem Trampolin hervor und schob es an die Seite. Beim nächsten Restmüll kommt es endlich weg.

Außerdem schnibbelte ich einige Äpfel, Bananen und eine Gurke und kochte einen großen Topf mit warmen Kakao.

Titus beobachtete das Treiben aufmerksam und saß fortan auf seinem Mäuerchen und wartete auf was auch immer da kommen mochte.

Und dann kamen sie. Zuerst wurde ein Foto von Mimi vor ihrer Haustüre gemacht. Dann wanderten alle gemeinsam in den Garten und nahmen auf den Picknickdecken Platz. Wie gesittet 20 Kinder auf einer Stelle sein können, erstaunt mich immer wieder. Aber das ist und bleibt wohl das Geheimnis kompetenter Erzieher. Ganz und gar nicht gesittet benahm sich unser Kater, der das große Publikum zum Anlass nahm, wie ein Irrer durch den Garten zu fegen und  sich aufzuplustern, als wäre er ein echter Tiger. Die Kinder fanden das natürlich toll!

Nachdem alle gesättigt und der warme Kakao ausgetrunken war, wurde natürlich noch gespielt. Auch das verlief ohne Streit und Tränen. Alle Kinder durften mal auf dem Trampolin springen, es wurde sich nicht um die Schaukel gezankt und das alte Bobbycar mit Anhänger war das Highlight bei den kleineren Kindern. Nebenbei wurden das Obst genascht und ein paar Kekse habe ich dann auch noch raus gestellt.

Nach etwa einer Stunde zog die Gruppe dann wieder los, Richtung Kindergarten. Das war ein wirklich toller Besuch und die Aufregung im Vorfeld war völlig unnötig. Im Sommer dürfen sie alle gerne nochmal wieder kommen. Bis dahin ist der Garten auch hübsch gemacht und ein neues Planschbecken steht. Mimi war jedenfalls so begeistert vom heutigen Ausflug, dass sie den ganzen Nachmittag noch davon schwärmte und auch dem Papa eben ganz stolz berichtete, dass ihre ganze Kindergartengruppe heute hier gewesen sei.

Ich räumte noch schnell den Garten auf, bevor ich mich wieder ernsthafteren Dingen zuwendete.

Die folgenden Stunden setzte ich mich dann aber noch hin und arbeitete konzentriert. Ich finde es wirklich super so ungebunden und flexibel zu sein, aber die Arbeit macht sich dann halt doch nicht von alleine. Aber zu dem Thema erzähle ich in Kürze mal mehr.

Heute stand nämlich noch ein weiteres erstes Mal an. Max fragte mich in den letzten Tagen immer wieder, ob er nicht mal zum Fußballtraining gehen könnte. Viele Jungs aus seiner Klasse würden dahin gehen und in der Pause dürfe er manchmal beim Fußball nicht mitspielen, weil „Du bist ja nur beim Handball!„. Letzteres zählt für mich jetzt nicht als Argument, aber da ich selber das Gefühl habe, Max möchte eigentlich etwas für sich haben, was er nicht mit seinem großen Bruder teilen muss, schien es auch mir eine gute Idee, mal beim Fußball reinzuschnuppern.

Als ich eine Freundin, deren Sohn beim Fußball ist, anschrieb, wann denn immer Training sei, war die Antwort unter anderem: heute!

Nun, das Wetter war super und ich war mir sicher, dass Max sofort losjubeln würde, wenn ich ihm davon berichten würde. Also packte ich eine Sporthose, ein Trikot und etwas zu Trinken ein und fuhr zur Schule, um die Jungs abzuholen. Gemeinsam fuhren wir dann schnell zu Deichmann, da Max ausschließlich Hallenturnschuhe besitzt und ich diese nun nicht opfern wollte. Seine Wahl fiel auf das wohl auffälligste Paar Fußballschuhe* im ganzen Laden. Immerhin war das Kind dann stolz wie Bolle.

Als wir auf den Sportplatz kamen, wurde Max bereit vom ersten Klassenkamerad begrüßt. Als das Training los ging, war Max direkt mittendrin und total dabei. Ich muss sagen, er hat das wirklich gut gemacht. Aber Ballsportarten jeglicher Art lagen ihm schon immer total.

Er traute sich sogar einmal ins Tor, hielt einen und ließ zwei durch. Er selber hatte jedenfalls ne Menge Spaß und sagte, es wären echt nette und coole Jungs dabei. Er will auf jeden Fall wieder zum Training und wollte eben unbedingt wissen, wie oft er noch schlafen muss, bis zum nächsten Training. Leider wird er erst dann an Spielen teilnehmen dürfen, wenn er einen Spielerpass hat. Den bekommt er aber erst, wenn er offiziell angemeldet ist. Da ich aber gerade noch eine Handballabteilungsmitgliedschaft für ihn bezahle, soll er mir nun erstmal beweisen, dass er dann auch beim Fußball bleibt. Nicht, dass er nächste Woche um die Ecke kommt und plötzlich Tennis spielen will.

Ich hab dann heute allerdings doch schon Schienbeinschoner* und Stutzen* bestellt. Wie ich heute lernte, sind die auch bei den Minis schon echt wichtig.

Mimi machte am Spielfeldrand übrigens auch keine schlechte Figur mit dem Ball. Aber sie will auf jeden Fall beim Handball bleiben. Nächste Woche nimmt sie allerdings auch am Kindergarten-Fußball-Cup teil.

Und was hat Alex den ganzen Tag getrieben? Der hatte heute mal eine Auszeit. Keine Verabredungen, keine Geschwister, einfach mal seine Ruhe.

Wir hatten dann alle noch gemeinsam ein schönes Abendbrot, bevor die Kinder ins Bett entschwanden. Alex heute mal wieder in Begleitung eines ebenfalls total geplätteten Katers. Sein Tag war nämlich auch verdammt aufregend!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Zwei erste Male an einem Tag

  1. Diese Besuche vom Kiga hatten wir im letzten Jahr, als das große Thema Familie behandelt wurde. Bei damals noch 2 Kiga-Kindern hatten wir auch 2x die Aufregung und das Vergnügen ?
    Und es hat auch allen sehr gut gefallen. Danach kamen dann auch mal ein paar andere Kinder zu uns zu Besuch, Trampolin springen ?

  2. Hallo
    Auch wenn die Kinder das Projekt sicher total klasse finden und so richtig dabei sind- ich habe da meine großen Fragezeichen.
    Ich finde das sehr unreflektiert von den Erzieherinnen, so ein Projekt anzubieten: Glücklich, wer ein (eigenes) Haus und Garten hat so wie ihr. Und wer Zeit hat, vormittags mal fünfe gerade sein zu lassen und Geld dafür hat, Obst und Kakao für so viele Kinder zu kaufen.
    Viele haben das nicht, wohnen beengt, haben kein extra Geld übrig, müssen arbeiten, da sie in prekären Verhältnissen unterwegs sind. Und wenn dann so ein Projekt stattfindet müssen ärmere Kinder dann schlimm zurückstecken – weil man zu ihnen nicht gehen kann oder weil wenn man dann doch da ist auffällt, das es so anders ist wie bei den anderen. Da muss die Mutter dann sagen: „Wir können das hier nicht machen.“ Oder noch schlimmer, sie übernimmt sich finanziell und kann Wichtiges nicht mehr stemmen.
    Kinder sind da sowohl grausam als auch wach für Unterschiede.

    Bei uns kam letztens der Fotograph und die Mamas überlegten schon, wo sie ein Festoutfit für ihre Kleinen kaufen. Andere standen eher stumm dabei. Da habe ich den Mund aufgemacht und habe gesagt: „Ich gucke mal, was meine drei noch im Schrank haben. Da wird sich sicher was finden. Was Neues extra für den Fotographen gibt es nicht bei uns.“ (Gab es auch nicht.)
    Komische Blicke von der Konsumfront, erleichterte von denen, die nicht mithalten können. Und grade die brauchen immer öfters endlich mal eine Stimme.
    Grüße vom politischen Lamasus

    1. Ich hab jetzt etwas auf Deinem Kommentar rum gedacht und glaube, dass Du das Projekt einfach völlig falsch aufgefasst hast. Die Gruppe erkundet unser Dorf und macht dabei von den Kindern ein Foto vor der jeweiligen HAUStür (nicht Wohnungstür), wenn sie dort vorbei kommen. Sie klingeln da nicht und wollen auch gar nicht das Haus/die Wohnung/den Garten genauer begutachten. Da ich nun vorher mitbekommen habe, dass man gestern auch an unserem Haus vorbei kommen würde, bot ich unseren Garten zur Rast an. Die Kinder brachten ihr Frühstück selber mit. Die Äpfel (3 Stück) und Bananen (2 Stück) habe ich spontan als Snack geschnibbelt, weil ich sie im Haus hatte. Und 2 Liter Kakao waren auch schnell gekocht. Da war keinerlei Verpflichtung, kein Entertainment noch sonst irgendwas, sondern einfach ein Garten mit Picknickdecken, wo die Kinder ihre Rast machten.
      So kamen sie gestern auch an der Unterkunft eines Flüchtlingsjungen vorbei und fotografierten ihn ganz stolz vor seiner Haustür. Er war genauso stolz, wie alle anderen Kindern, wenn sie vor ihrer Haustür fotografiert werden. Und keines der Kinder hat gemeine oder gar „grausame“ Gedanken oder Worte dafür parat. Ganz im Gegenteil beneiden sie ihn alle, weil er so nahm am Kindergarten wohnt.
      Kinder sind nicht grausam. Erwachsene machen Kinder grausam. Unterschiede wahrzunehmen ist völlig in Ordnung, solange man seinen Kindern beibringt, dass diese nicht über die Wertigkeit eines Menschen entscheiden.
      Als „unfair“ gegenüber anderen Eltern, empfinde ich mein Angebot auch nicht. Dieses ständige nach links und rechts gucken, was andere haben und man selber vielleicht nicht, das ist mir im realen Leben noch nie begegnet. Ganz im Gegenteil freut man sich doch, wenn die Kinder einen schönen Ausflug hatten, völlig egal, ob sie ihr Frühstücksbrot auf dem Spielplatz oder in einem Garten zu sich genommen haben. Meine Kinder sind in der Vergangenheit auch schon bei anderen Familien im Garten gewesen. Der eine Jungs hat einen großen Gemüsegarten. Da haben sie bei der Zucchini- und Kürbisernte helfen dürfen. Da war doch auch niemand traurig oder neidisch, dass er vielleicht keine Kürbisse im Garten hat. Geschweige denn einen Garten.
      Vielleicht sollte man einfach mal wieder Kinder Kinder sein lassen und nicht immer diesen erwachsenen Neid und Missgunst in sie hinein projizieren.

  3. Zumal viele – vorzugsweise – Jungs in dem Alter sowieso jede Pause auf dem Fußballplatz verbringen. Und dafür dann teilweise eben auch ihre Schuhe wechseln (was für die straßenschuhe ja gut ist). Ich hab mal im Hort gearbeitet, da hat die eine Mutter die Fußballsachen ihres Sohnes immer nachts heimlich waschen müssen, der wollte die nämlich auch zum schlafen tragen ;)
    Ich geh mal stark davon aus, dass Max auch Verwendung für die Schuhe findet, wenn er beim Handball bleibt.
    Muss er sich zwischen Handball und Fußball entscheiden oder dürfte er auch beides machen? Drei Termine wären ja schon viel, aber wenn ich mich an meine Freundinnen aus der Grundschule erinnere ist das ja fast nix (die hatten reiten und flöten am gleichen tag)

  4. Ich kann Lamasus da schon irgendwie verstehen. Wohne ja nun auch am Rande einer größeren Stadt und auch hier gibt es ständig diese Vergleiche. Ich bin nicht so erzogen, dass teuer immer besser ist udn das man eben auch mal mit dem auskommen muss was man hat. Aber es gibt eben auch diese Kinder/Erwachsene die dann halt eben anfangen… äh die Sachen sind ja nur von kik oder was du wohnst aber in einer kleinen Wohnung…
    Bei meiner Maus habe ich es direkt noch nicht erlebt, da ist sie einfach noch zu klein zu. Aber ich kenne es aus meiner Kindheit und von Nachbarskindern. Ich hab da auch immer versucht entgegen zu treten und versucht einige von ihren hohen Rössern wieder runter zu bekommen. Aber es ist eben schwierig.

    Ich finde es völlig OK, dass du deinen Garten zur Verfügung gestellt hast – wo du schon mal da warst ;-)…
    Wenn ich nicht zu solchen Zeiten meist arbeiten wäre, hätte ich das wahrscheinlich auch getan. Aber klar, jemand in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus kann das halt schlecht bieten. Aber das sollte man eben akzeptieren. Und ich denke Kinder können das sehr gut verstehen.

    Es ist wirklich nur oft das vorgelebte (Neid) oder die Angst der Eltern.

    (Hoffe ich konnte meine Gedanken einigermaßen gut in Worte fassen ;-).. )

  5. Das klingt auf jeden Fall nach einem ereignisreichen und schönem Tag.
    Ich kann die Sorge von Lamasus schon verstehen. Ich selbst bin alleinerziehend und habe auch Sorgen, wie das wohl für meine Tochter sein wird, wenn wir an manchen Ecken sparen müssen. Es wird dann nicht die Marken Kleidung geben und auch oft mal etwas gebraucht.
    Aber in dieser Situation wäre ich denke ich ehr dankbar und froh, dass die Kinder einen schönen Ausflug hatten.

    Und das mit den Schuhen finde ich überhaupt nicht schlimm. Kinder spielen doch ständig draußen und kicken.

    Da muss man jetzt nicht unbedingt in Allem etwas negatives suchen.
    Leben und leben lassen ! :)

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