Dem ein oder anderen wird vielleicht aufgefallen sein, dass der Geburtsbericht des Miezmeedchens für meine Verhältnisse untypisch sachlich und nüchtern geschrieben ist. Und ja, auch ich empfinde ihn als sehr emotionslos, wenn ich ihn lese. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, woran das liegen mag. Vielleicht daran, dass ich vor Emotionen fast übergelaufen bin, in jeder Minute dieser Geburt, und mich das sehr aufgewühlt hat. Da waren so viele Gedanken, Sorgen und Ängste, wie sie selbst für mich untypisch sind. Ich habe kurz nach der Geburt einmal geschrieben, dass das die für mich traumatischste Geburt war und ich deshalb keinen richtigen Zugang zu den Erlebnissen bekomme. Aber was genau war nun eigentlich so traumatisch?
Im Nachhinein dominiert die Erinnerung an die Angst vor der Austreibungsphase. Obwohl ich ja weiß, dass das der kleinste Teil einer Geburt ist, der erfahrungsgemäß am schnellsten vorbei geht. Aber dieses „Ich muss sterben“-Gefühl der Löwenmäulchen-Geburt, das habe ich wohl nie so richtig verarbeitet.
Zudem war das die erste Geburt, bei der ich zu jedem Zeitpunkt wusste, wo sich mein Baby befindet. Ich habe es richtig gespürt und wahrgenommen. Ich hab mich bewusst in seine Situation versetzt, die Augen geschlossen, mir die Enge und die dumpfen Geräusche vorgestellt. Was ist wohl besser? Das Gefühl zu zerreißen oder das Gefühl zerdrückt zu werden?
Claudia und die Ärztin erzählten mir unmittelbar nach der Geburt, dass in der Austreibungsphase die Herztöne des Miezmeedchens nicht eine Sekunde geschwächt gewesen wären, was an sich normal ist. Sie wäre quasi aus mir „herausgerutscht“, ganz ohne Stress oder Druck. Sie hat sogar noch selber aktiv mitgeholfen, indem sie den Kopf hin und her gedreht hat und mit den Füßen gestrampelt und sich abgestoßen hat.
Ich denke das Zusammenspiel all dieser intensiven Empfindungen, Erinnerungen und Erlebnisse hat bei mir zu so was wie einem Emotions-Overload gefühlt. Einmal den Boden unter den Füßen verloren und stattdessen mit den pink lackierten Zehen in den Wolken gehangen.
So wie ein Reboot.
Mutti-System-Neustart.
Und jetzt muss ich mich erst mal neu konfigurieren. Das fällt mir augenscheinlich leichter, als erwartet, allerdings glaube ich auch nur, weil es eben funktionieren muss. Ähnlich wie in der Zeit, als der Miezmann länger im Ausland war. Da habe ich auch funktioniert. Dass ich die Wochen danach total ausgelaugt und zeitweise richtig depressiv war, sei mal dahingestellt. Was mich wiederum zu einem weiteren Punkt führt, der mich umtreibt: ich bin ab und an richtig wütend darüber, dass es Leute gibt, die davon ausgehen, dass ich alles im Griff und meine alte Form schon wiedererlangt habe. Wochenbett? Hahaha! Emotional und Hormonell bin ich noch so was von gar nicht im Gleichgewicht. Ändert leider gar nichts daran, dass der Miezmann morgen, noch vor dem Aufstehen der Jungs, quer durchs Land fliegen muss und erst Dienstagabend, wenn die Jungs schon lang wieder im Bett liegen, wiederkommen wird. Für die Jungs ist er also quasi vor Mittwoch gar nicht wieder da.
Ich bin gespannt wie ich die zwei Tage allein mit den Kindern meistern werde. Ich gehe davon aus, dass ich das schon gut hinbekommen werde, aber dennoch ist das alles natürlich neu und mit ein, zwei Herausforderungen verknüpft.
Sie dürfen mir also ein paar positive Gedanken zukommen lassen. Das wäre sehr nett.
Eigentlich wollte ich dir hier etwas schreiben, aber die Gedanken die mir dazu kamen waren so persönlich das ich dir eine Email gesendet habe.
Ich hoffe sie kommt an.
LG
Ich kann dich sehr gut verstehen. Nach außen ist und muss man immer stark wirken und als ob man alles im Griff hat. Manche vielleicht weil sie sich ihre Schwächen nicht selbst eingestehen wollen, aber für Mütter doch hauptsächlich, weil unsere Kinder von uns abhängig sind und uns brauchen. Tag und Nacht. Da scheint eine Atempause nicht länger als ein paar Minuten dauern zu dürfen.
Das Gute daran ist, dass wir in unseren Muttergenen ein zusätzliches Stärkepensum eingebaut haben. Wir schaffen (fast)alles, wenn wir auch manchmal nicht genau wissen, wie.
Von daher bin ich mir wie du sicher, dass du in der Abwesenheit deines Mannes alles sehr gut regeln wirst und aus diesem „Ha, ich hab’s geschafft“ neue Kraft ziehen wirst. Und wenn du dann abends mit deinem Miezmeedchen auf der Couch kuschelst, tankst du wieder neue Energie für den nächsten, anstrengenden Tag.
Du schaffst das! Tschacka!
(das war sicherlich der längste Kommentar, den ich jemals geschrieben habe :-))
Alle positiven Gedanken sind auf dem Weg, von Herzen!
Dann lass ich mal als erste ein kleines Energiepaket da.
…und außerdem sind wir alle doch da, wenn du dich ausweinen magst. Egal ob bei Twitter, FB oder die, die du persönlich kennst, auch über andere Wege :-)
Und JA: Du darfst es ruhig in Anspruch nehmen. Denn du bist kein System. Keine Maschine. Sondern Mensch, mit vielen differenzierten Gefühlen, welche im Wochenbett erst recht Achterbahn fahren.
Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Mich beschleicht auch immer ein leichtes Panik-Gefühl, wenn der Papa beruflich unterwegs ist und ich mit den Kindern ein paar Tage „allein“ bin. Als das Schneeflöckchen frisch auf der Welt war, waren vor allem die Abendstunden eine große Herausforderung. Aber natürlich bekommt man es trotzdem hin. Und meist klappt es gerade dann sogar besser als erwartet. :-)
Und das wird bestimmt auch bei Euch der Fall sein! Ich drücke die Daumen, dass die Jungs und das Miezmeedchen gut mitspielen und die Kleine nicht gerade in den nächsten Tagen anfängt zu schuben. Ihr werdet das ganz bestimmt prima meistern! <3
Ich war 6 Wochen nach der Geburt des kleinen Rackers das erste Mal für ein paar Tage allein und hatte vorher furchtbare Angst davor, um in der Situation zu merken: fließt schon irgendwie… . Es war anders als sonst, aber wir haben uns schnell auf diese neue „Kleinstgruppe“ eingestellt. Mein Tipp: für einen Nachmittag eine Freundin einladen, dann wirkt der Zeitraum von vorneherein nicht so lang. Vorher die Angst ist immer schlimmer, als wenn man dann in der (glattlaufenden) Situation selbst ist!
Viel Glück!
Ach, liebe Mamamiez,
wenn alle so ehrlich wären wie du, dann gäb es solche Erwartungshaltungen erst gar nicht! Denn, wollen wir doch die Kirche mal im Dorf lassen, keine Geburt geht spurlos an einem vorbei, positiv oder negativ. Denn gerade sie ist wohl das emotionalste Ereignis, das eine Frau erleben kann. Und dass einige Menschen meinen, es wäre alles ein Spaziergang, liegt entweder an zweifelloser Selbstüberschätzung oder dem „nicht wahr haben wollen“ selbst Schwächen zu haben. Aber genau diese Schwächen sind es, die uns als Menschen, als Individuum ausmachen. Sie unterscheiden und von einander. Und an Erlebnissen wie z.B. einer Geburt, wachsen wir. Auch wenn davor ein Tal durchwandert werden muss. Alles im Leben, jede Erfahrung macht uns reicher.
Uns was andere von uns erwarten ist sowas von unwichtig. Gerade das, was unser Seelenleben ausmacht, macht uns zu dem besonderen Menschen, der wir sind, es ist das, wofür wir um unser selbst willen geliebt werden. Manchmal gehört dazu eben auch, dass man einfach nur „funktioniert“, ganz besonders für die Menschen, die uns am nötigsten brauchen, wie unsere Kinder. Und das ist auch gut so.
Man sollte sich während dessen die Zeit nehmen, innerlich das ganze zu be- und verarbeiten. Daraus erwächst ein gestärktes und gereiftes ich. Und Veränderungen dieses Ichs gehören ebenfalls dazu, selbst dann, wenn man erst mal gar nicht weiß wofür es gut sein soll.
Ich finde, du hast das alles toll gemeistert und wenn du jetzt Zeit brauchst, um wieder zu dir selbst, vielleicht einem neuen selbst, zu finden, dann nimm sie dir einfach. Dein Mann und deine Kinder, deine Familie liebt dich sehr und weiß dich zu schätzen. Das ist das Wichtigste. Und weil sie dich lieben, haben sie auch Verständnis für dich und deine Veränderungen. Denn ich bin überzeugt, dass sie wissen wie sehr du sie liebst. Das lese ich in jeder deiner Zeilen, die du über euch berichtest.
Danke für deine offenen Worte, deine Ehrlichkeit in deinen Berichten, daran uns wissen zu lassen, was in dir vorgeht. So, dass sich vielleicht mehr Menschen in Zukunft trauen offen zu sagen wie sie sich fühlen, was sie empfinden. Ohne Bedenken zu haben, was die anderen Leute denken könnten. Ich liebe inzwischen dein Blog und die Geschichten aus deinem Leben und möchte nicht mehr auf ihn verzichten ;-)
Liebste Grüße,
Kerstin
Meine hast Du. Und ich glaube alle Mütter wissen, dass das Leben als Mutter jeden Tag herausfordernd ist. Und je mehr Kinder desto mehr Arbeit und mehr Organisationstalent von Nöten. Zumindest, wenn man den Anspruch an sich stellt, dass der Alltag mehr oder weniger funktioniert und man die Kinder fördern und nicht vernachlässigen will. Ich bin mir auch sicher, dass Du hinbekommst – auch ein paar Tage ohne Mann. Ich drücke die Daumen, dass die Kinder in der Zeit eine Plüschpuff-Phase haben. Das macht die Sache, zumindest was die Nerven angeht, doch um einiges einfacher.
Auch von meiner Seite gibt es eine dicke Portion „gute Gedanken“, die aus tiefstem Herzen kommen!
Als Großfamilienmama kann ich Deinen Worten nur allzu gut folgen und schicke kraftvolle Grüsse!
Hallo,
schreibe jetzt zum 1. Mal, bin aber seit dem Löwenmäulchen ein stiller Fan, da mein Sohn 3 Monate später auf die Welt kam.
So, was ich nun eigentlich sagen wollte: Laß dir von keinem reinreden, wie du was zu tun oder sogar zu empfinden hast ! Klar, du wirkst immer so stark, aber auch du hast ein Recht aufs Wochenbett ;-)
Und überhaupt auch darauf, dass es dir mal nicht so gut geht oder du groggy bist oder was auch immer.
Ich war jetzt auch eine Woche mit Sohnemann und Kind im Bauch alleine und dachte, ich pack das nicht (schon mit 1,5 Kindern). Aber jetzt kommt er morgen schon wieder. Tja, die Wohnung sieht ganz und gar nicht top aus und ich geh auch gleich schon schlafen, aber ich hab´s geschafft :-)
Also, nur Mut und viel Freude mit deinen Lieben.
Ja ja und früher haben die Frauen die Kinder auf dem Feld gekriegt und danach gleich weiter gearbeitet. Wer nicht funktioniert fliegt raus. Ja nee ist klar.
Meine Hebamme sagte mir immer das heißt Wochenbett und nicht Wochencouch oder Wochengarten. Man soll sich ausruhen, die Gedanken sortieren und so viel Hilfe annehmen wie man kriegen kann. Aber die Leute denken immer, wenn man sonst alles hinkriegt, dann ist das ja auch ein Klacks.
Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass die Jungs und das Meedchen ganz pflegeleicht sind, so lange der Miezmann weg ist.
Liebe Mama Miez, ich wünsche dir, dass du selber dir wenigstens Wochenbett zugestehst, wenn es die andern nicht tun! Ich meine, dass du 5 gerade sein lässt, dass du dich mal aufs Bett kuschelst, wenn das Meedchen schläft, dass du mit deinen Jung Dinge tust, die in diesem Rahmen möglich sind. Meine Hebamme hat mir mal gesagt – ich glaube, es war auch beim Dritten: „Die ganzen Staubmäuse in den Ecken werden auch in fünf Wochen noch da sein, das garantiere ich ihnen. Der Zauber aber dieser ersten Zeit, der verfliegt irgendwann, und dann ist er vorbei.“
Danke bei dieser Gelegenheit herzlich für den Geburtsbericht. Mir haben keine Emotionen gefehlt (da kamen genügend eigene hoch!:o)). Dieses Erleben, diese Hingabe wühlt doch so tief auf, tiefer irgendwie als alle Emotionen.
Alles Liebe und viel Mut und Zuversicht für die Solo-Tage.
„Jungs“, hätte das heissen sollen…
Alles gute noch für die nächsten zwei Tage! Also das Du noch zeit brauchst und noch nicht alles beim „alten“ ist, ist doch wohl klar.
Die schwierige Zeit danach ist wichtig und notwendig und man muss sie sich auch geben…
Immerhin ist es ja auch Dein drittes Kind.
Man muss ja nicht perfekt sein, keineswegs, viel wichtiger ist ganz, ganz, ganz viel Liebe und die Freude an den schönen, wunderbar zauberhaft kleinen und so besonderen Momenten.
Ich wünsch Dir bzw. Euch noch ganz viele davon.
LG