Adler, Helikopter & Pubertät

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Hallo Montag, da sind wir wieder, zurück im schnödesten Alltagstrott. Die Kinder waren heute mehr oder weniger (also eher weniger, aber ich rede mir das im Nachhinein gerne schön) einfach aus dem Bett zu kriegen, das kleine Kind maulte nicht an seinen Kleidungsstücken rum und das Mittelkind ging während des Frühstücks nochmal seine Mathesachen durch, weil heute ein Test anstand.

Es ist bei uns jetzt nicht Usus, dass man beim Frühstück nochmal schnell für eine Arbeit übt, aber das Mittelkind hat eine ausgewachsene Prüfungsangst, die ihn gerne während Tests und Arbeiten (man nennt das heute ja Lernzielkontrolle, vielleicht auch, damit sich das alles gar nicht so schlimm anhört. Hat dann aber zur Folge, dass Lernzielkontrolle das neue Unwort bei Schulkinder ist) in eine Art Starre verfallen lässt. In seinem Kopf kreist dann der „Ich kann das nicht!“ Adler, der ihn so sehr ablenkt, dass er sich wirklich nur schlecht auf eine Aufgabe konzentrieren kann.

Die Metapher mit dem Adler hat er sich übrigens selber ausgedacht. Er sagt, der kreist dann halt da oben so rum und sucht in den Aufgaben irgendeine, auf die er sich stürzen kann. Aber es sind so viele, dass er sich einfach nicht entscheiden kann.

Inzwischen hat er da aber Strategien entwickelt, mit denen er so einen Test gut übersteht. Er trägt zum einen Kopfhörer, um nicht noch akustisch abgelenkt zu werden. Zum anderen schaut er sich den Stoff eben kurz vor der Arbeit nochmal an, um ein Gefühl von Sicherheit zu bekommen. Dann gibt er dem Adler gar nicht erst die Gelegenheit zu kreisen, sondern ignoriert die Fülle des Blattes und arbeitet es von oben nach unten ab (was für viele Schüler ja völlig logisch und normal ist, für Max aber halt problematisch war, weil ihn die Menge der Aufgaben erschrickt und dann wieder erstarren lässt).

Außerdem gibt es von mir vor einer Arbeit immer noch das „Du kannst das! Ich glaub ganz fest an Dich! Du kannst das! Tschaka!“-Mantra mit auf den Weg. Weil: ich sehe ja zuhause, dass er es kann. Dass muss halt der blöde Adler noch begreifen und sich dann zielsicher eine Aufgabe nach der anderen vornehmen.

Sein Gefühl ist jedenfalls ganz okay, wie er mir beim Mittagessen dann erklärt. Wir sind gespannt, was dieses okay letztendlich heißen wird.

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Zum Mittagessen gab es 20-Minuten-Kartoffel-Möhren-Suppe mit Würstchen. 3 Karotten, 3 große Kartoffeln und eine Stange Lauch in mundgerechte Stückchen schneiden. Eine kleine Zwiebel klein schneiden und in etwas Fett glasig dünsten, Gemüse dazu, kurz alles anbraten und dann mit einem Liter Gemüsebrühe ablöschen. 20 Minuten kochen und kurz vor Ende der Kochzeit nur noch die klein geschnippelten Würstchen in die Suppe kippen, damit sie warm werden. Schmeckt gut, wärmt von innen und macht satt.

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Eigentlich kommt das kleine Kind ja jetzt auf eigenen und nachdrücklichen Wunsch immer alleine nach Hause. Das ist ihr ganz wichtig. Als es heute aber kurz vor ihrer Heimkehrzeit wie aus Kübeln hagelte, sprang ich fix ins Auto und fuhr zur Schule.

Mimi begrüßt mich entsprechend enttäuscht: „Ich wollte doch mit Alexa gehen.“ Also packe ich einfach beide Mädels ins Auto. Bei Alexa angekommen ist Steffi aber gar nicht zuhause und ich ahne schon, dass wir beide den gleichen Gedanken hatten und unsere Helikopter aus der Garage geflogen haben. Ein kurzes Telefonat bestätigt mir diese Theorie.

Als Steffi wenig später kommt, erklären uns die Mädels, dass sie jetzt aber noch miteinander spielen wollen und so packe ich beide wieder in meinen Helikopter und fliege sie zu uns nach Hause.

Nach einem Puddingteilchen vom Bäcker spielen wir gemeinsam eine Runde Wer war’s?* und verlieren sehr unrühmlich auf den letzten Metern, weil ich die Spielregeln falsch interpretiert habe. Ich Lauch. Die Mädels nahmen es mir zum Glück nicht übel.

Das Spiel haben wir übrigens schon echt lange, aber so richtig gespielt haben wir es bisher noch nie. Ich weiß gar nicht warum, denn es war wirklich spannend und hat uns riesigen Spaß gemacht.

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Nach dem Abendessen stellt das große Kind noch das Tagebuch von Rudi Rabe, seinem Klassentier, fertig. „Kann ich da schreiben, dass wir ihn gewaschen haben? Nicht, dass dann jemand irgendwie beleidigt ist.“ Ich bejahe die Frage und sagte, dass er ja nicht schreiben muss, dass Rudi gestunken hat. „Schreib einfach, dass er etwas gemüffelt hat.“

Also schreibt das Kind, dass Rudi etwas gemüffelt hat und beginnt dann laut zu kichern. „Was ist so lustig?“ frage ich. „Vielleicht ist der Rudi ja in der Pubertät, wenn der müffelt.“ Wir lachen beide lauthals und ich feixe: „Schreib das ruhig auch hin.“ Und das tut das Kind dann auch.

Außerdem malt er Rudi noch, wie er aus er Waschmaschine heraus guckt.

Das war vermutlich das letzte Mal, dass der Rabe Rudi uns besucht hat. In sechs Monaten war es das nämlich mit der schönen Grundschulzeit. Wenn ich darüber nachdenke kann ich es immer noch nicht so richtig glauben, dass es das schon war. Haben wir uns gestern nicht erst ins Hemd geschissen, weil das Kind in die Schule kam, einen Ranzen ausgesucht und eine Schultüte gebastelt?

Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Neun ist die Hälfte von Volljährig!

Denken Sie daran, wenn Ihre Kinder mit Ihren Nerven mal wieder Tauziehen spielen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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8 Gedanken zu „Adler, Helikopter & Pubertät

  1. Hallo Pia! Falls es mal einen tag gibt den du nicht schreibst fehlt mir etwas. Ich lese sehr gerne bei dir mit. Liebe grüße aus Portugal.

  2. Liebe Pia, fragen Sie die Lehrerin Ihres Kindes doch einmal, ob sie ihm die Lernzielkontrollen häppchenweise vorlegen kann. Das heißt, das Blatt in mehrere Streifen schneidet, die er sich nach und nach abholt, so dass er nicht den gesamten Berg auf einmal vor sich liegen hat.
    Herzliche Grüße

  3. Hallo,

    Ist „wer wars’s“ ein Spiel bei dem die Spieler gemeinsam gewinnen können, es also kein gegeneinander und keinen einzelnen Gewinner / Verlierer gibt? Suche sowas nämlich dringend.

    Danke!

  4. Liebe Pia, ich kann das so gut verstehen. Ich muss oft daran denken, dass meine Kinder zwar noch klein sind ( 7 und 8) , aber denn noch „die Hälfte“ der Kinderzeit bereits vorbei ist. Schnief.
    Das mit dem Tagebuch für das Klassentier finde ich super. Die Klasse meines Sohnes ist sehr schreibfaul und diese Idee werde ich mal an die Lehrerin weitergeben.

    Liebe Grüße!

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