Stay at home-Tagebuch Tag 12

Also, entweder reicht es vollkommen aus auf Muster zu scheißen oder es ist die berühmte Ausnahme von der Regel, denn: das war ein ausgesprochen guter Tag.

Mein Wecker klingelt um 8 Uhr und obwohl ich gestern erst kurz vor Mitternacht im Bett war, lag ich um 7 Uhr schon wieder hellwach im Bett. Also bin ich aufgestanden und hab mir erstmal eine sehr ausgiebige Dusche gegönnt. So eine, nach der man erstmal den Kreislauf sucht und vor sich hindampfend bei offenem Fenster auf dem Klodeckel sitzt und einfach nur ist.

Zum Frühstück gab es ja, wie bereits gestern angemerkt, andere Brötchen, als die Kinder sie eigentlich präferieren. Überraschenderweise stellte das für 2 von 3 Kindern tatsächlich ein unüberwindbares Hindernis da und es musste Müsli als Alternativprogramm gereicht werden. Wenn es weiter nichts ist.

Die Schularbeiten liefen heute eher so gemischt. Während der Große sich durch Mathe, Biologie und Latein arbeitete, fand der Mittlere keine richtige Ruhe, war unkonzentriert und verstand die simpelsten Aufgabenstellungen nicht. Nach 4 Seiten Deutsch war daher für ihn Schluss. Es machte heute einfach keinen Sinn. Die Gräte arbeitet am liebsten alleine in ihrem Zimmer und kommt nur bei Verständnisfragen oder zum Abhaken einer Aufgabe zu mir. Als ich sie heute darauf aufmerksam machte, das eins der Mathe-Arbeitsblätter von letzter Woche noch eine Rückseite hätte, explodierte diese Kind wie ein 2 Zentner Bombe. Altaaaaaaaa!

Ich tröstete und versuchtet sie wieder zu beruhigen, aber wie schon beim Mittleren gestern, musste diese scheiß Anspannung scheinbar einfach raus. Liebe Gräten-Lehrerin, das Mathearbeitsblatt konnte ich leider nicht retten.

Dafür war der Mittlere heute deutlich entspannter und gelassener als gestern. Ich vermute ja, das liegt an einer langen Nachricht, die ihm sein Papa gestern Abend noch geschrieben hat und in der er ihm erzählt hat, dass er sich Moment mit der Situation auch doof fühlt. Das Papa-Vermissen ist bei Mittleren ein besonders kompliziertes Ding, da er Gefühle ja gar nicht verbalisiert und alles in sich rein frisst. Da hilf es nur, immer gut zu beobachten und Verständnis aufzubringen. Oder eben „Ich weiß wie du dich fühlst, mir geht’s genau so!“ Nachrichten vom Papa.

Der Große amüsierte sich heute immer wieder königlich über mein T-Shirt und fand, dass wir unbedingt ein Foto davon machen sollten. Hat er dann auch gemacht. Bitte schön:

Ein uraltes Statement-Shirt, das nie mehr Bedeutung hatte als in diesen Tagen. Nach kaum etwas sehne ich mich im Moment mehr, als nach dem Meer.

Am frühen Nachmittag kam die liebste Nachbarin wieder in unseren Garten und zuppelte altes Efeu von unserer Gartenhütte und grub die verwitterten Beete um. Sie weiß gar nicht, wie viel mir das bedeutet und wie sehr mich das gerade glücklich macht. Die Kinder hüpften derweil auf dem Trampolin und benutzten nach Ewigkeiten auch mal wieder ein verrostete Schaukel, die eigentlich in diesem Frühjahr dem Schrott zugeführt werden soll.

Das Mittagessen war heute ein mittlerer Reinfall. Eigentlich sollte es Burritos geben, die alle Kinder sehr lieben. Doch als ich die Paprika anschnitt – das vegetarische Hack brutzelte schön – war diese komplett von innen verschimmelt. Folglich musste ich improvisieren und die Füllung ohne Paprika machen. Der Mittlere jubelte über diese Entwicklung, weil er Paprika abgrundtief verachtet. Aber, stellt Euch vor, es schmeckte dann doch irgendwie „anders“ und man glaubte „die Paprika fehlt irgendwie doch“. AHA!

Satt gegessen haben wir uns trotzdem ordentlich, auch wenn die Paprika bei jedem Bisschen schmerzlich vermisst wurde.

Nach dem Essen schlug ich eine weitere Runde über die Felder vor, doch die Jungs hatten heute beide keinen Bock. Gut, dass wir drei Kinder gemacht haben, denn das Grätenkind freute sich über diese Entwicklung besonders, weil sie so ganz alleine mit mir spazieren gehen könnte. Und ja, das ist das Kind, das gestern auf gar keinen Fall mitgehen wollte. Die kleinen exklusiven Momente. Die sind wie Magie.

Wir machten erst eine große Runde durchs Dorf, um neue Regenbögen zu suchen. In der Sonne war es unfassbar warm und nach wenigen Straßen trug ich unsere Jacken bereits über dem Arm, weil es anders gar nicht auszuhalten war. Auch kamen wir wieder an einem gesperrten Spielplatz vorbei, dem die Gräte sehnsüchtige Blicke schenkte. Es ist für die Kinder wirklich schwer zu verstehen, warum nicht mal ein einziges Kind darauf spielen darf.

Da ich unsere Jacken nicht ewig weit durch die Gegend tragen wollte, machten wir noch mal einen Schwenk über Zuhause, wo sich dann doch noch der Große unserem weiteren Weg anschloss.

Quelle: coronazaehler.de, 27.03.2020

Ich genieße diese abendlichen Runden über das Feld im Moment wirklich in vollen Zügen. Auch das Bewegen in der Öffentlichkeit fühlt sich inzwischen gar nicht mehr so falsch bzw. verkehrt an, wie in den ersten Tagen. Man begegnet Menschen, die man im Vorübergehen grüßt, bleibt mal kurz für einen Plausch auf Distanz stehen und genießt das schöne Wetter. Ich denke den Kindern geht es ähnlich, sonst würden sie mich kaum fast täglich freiwillig begleiten.

Wenn das mit dem aufs-Muster-scheißen heute schon so gut geklappt hat, dann kann das morgen wieder klappen. Außerdem ist Wochenende und das bedeutet: keine Schularbeiten, dafür aber opulent frühstücken. Rührei, Nürnberger und Mais für Alle!

OMG, ich hab das tägliche Video unseres zaubernden Schulleiters vergessen. So sorry! Jetzt aber:

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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